Donnerstag, 20. Oktober 2022

Murrbahn (Stuttgart - Schwäbisch Hall) unter Stuttgart 21: Kein Regionalzug mehr als im Bestand

Das Land Baden-Württemberg hat vor wenigen Tagen den Regionalverkehrsfahrplan unter Stuttgart 21 vorgestellt. 

Im vorangegangenen Post in diesem Blog ging es um die Remsbahn (Stuttgart - Aalen) und um das Angebot auf dieser Strecke. Hierbei wurde klar, dass es durch Stuttgart 21 auf der Remsbahn keine Verbesserungen gibt. Heute sehen wir uns die Murrbahn (Stuttgart - Schwäbisch Hall) an.

Im Verlauf der Murrbahn gibt es heute Regionalverkehr in Form von zwei Metropolexpresslinien, die jeweils stündlich verkehren. Das sind die Linien MEX 19 und MEX 90. Beide Linien überlagern sich zu einem perfekten Halbstundentakt. Es fahren somit zwei Regionalzüge pro Stunde und Richtung.

Unter Stuttgart 21 gibt es die folgenden Linien auf der Murrbahn:
RE 90, verkehrt zweistündlich, Fahrzeug Flirt 3 XL (einstöckig)
MEX 19, verkehrt stündlich, Fahrzeug Coradia Stream HC (zweistöckig)
MEX 90, verkehrt zweistündlich, Fahrzeug Coradia Stream HC (zweistöckig).
 
 
Damit haben wir also unter Stuttgart 21 zwei Regionalzüge pro Stunde und Richtung auf der Murrbahn. Die drei verkehrenden Linien ergeben überlagert einen Halbstundentakt. Damit gilt auch für die Murrbahn wie bereits für die Remsbahn: Stuttgart 21 bringt keine Kapazitätssteigerung für die Murrbahn und keinen zusätzlichen Zug. Die Kapazitätssteigerung durch die Doppelstockzüge ist nicht Stuttgart 21 zuzurechnen. Das hätte man auch mit dem Kopfbahnhof machen können.
 
Stuttgart 21 ist damit auch bei der Murrbahn nicht in der Lage, die Vorgaben des Landes BW in Bezug auf eine Verdoppelung oder gar Verdreifachung der Fahrgastzahlen umzusetzen.
 
Die Murrbahn ist großteils eingleisig
Die Murrbahn ist zwischen Backnang und Schwäbisch Hall-Hessental großteils eingleisig. Das erschwert weitere Angebote und die Einführung eines schnellen Regionalzugs.
 
Sehen wir ganz kurz zur Breisgau-S-Bahn und zur dortigen eingleisigen Strecke von Freiburg über das Höllental und Titisee bis nach Villingen. Das ist eine ganz schön weite Strecke und es gibt auch dort keinen schnellen Regionalzug. Das hat schon zu Beschwerden geführt. Das Landesverkehrsministerium hat jetzt eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Voraussetzungen für die Einführung eines schnellen Regionalzugs zwischen Villingen und Freiburg klären zu lassen.
 
Das Problem mit einem schnellen Regionalzug im Verlauf einer eingleisigen Strecke besteht darin, dass der schnelle Regionalzug von den langsamen Zügen ausgebremst wird (das gilt sowohl für die entgegenkommenden als auch für die gleichlaufenden langsamen Züge) und dass auch die langsamen Züge wegen des schnellen Zugs bei Begegnungen und bei Überholungen relativ lange warten müssen. Der schnelle Zug benötigt, um tatsächlich schnell zu sein, längere Doppelspurabschnitte. Das aber ist teuer.
 
Im Falle der Murrbahn wäre als nächste Angebotsverbesserung ein schneller Regionalzug Stuttgart - Backnang - Schwäbisch Hall-Hessental - Crailsheim von Interesse. Dafür wären aber größere Investitionen erforderlich.
 
Zusammenfassung
Wie auch für die Remsbahn bringt Stuttgart 21 für die Murrbahn keine zusätzlichen Züge gegenüber dem heutigen Zustand und damit keine Kapzitätssteigerung. Darüber hinaus hat Stuttgart 21 die für einen schnellen Regionalzug im Verlauf der Murrbahn notwendigen Investitionen bisher blockiert, weil es viele Mittel und viel Manpower an sich gezogen hat, die dann anderswo fehlen.
 
Wir werden hier in diesem Blog demnächst weitere Strecken im Umfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs unter Stuttgart 21 betrachten.

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