Die Bahn baut zur Zeit beim Mannheimer Hauptbahnhof einen neuen Bahnsteig - den sogenannten Bahnsteig F - mit zwei neuen Bahnsteiggleisen. Ein Vergleich des Mannheimer Hauptbahnhofs sowie der aktuellen Ausbaumaßnahmen einschließlich deren offizieller Begründung seitens der Bahn mit dem Stuttgart 21-Tiefbahnhof führt zu interessanten Erkenntnissen.
Der Mannheimer Hauptbahnhof ist gemäß der Wikipedia nach dem Stuttgarter Hauptbahnhof der zweitwichtigste Bahnverkehrsknoten in Südwestdeutschland. Der Mannheimer Hauptbahnhof ist ein Durchgangsbahnhof und hat zur Zeit neun Bahnsteiggleise. Es gibt zwischen den Bahnsteiggleisen 5 und 7 ein weiteres Gleis ohne Bahnsteig, das durchfahrenden Zügen (auch Güterzüge) dient. Das Bahnsteiggleis 6 existiert somit nicht. Auf der Südseite des Hauptbahnhofs bei der Bundesstraße 36 befinden sich weitere zwei Gleise ohne Bahnsteig, die ebenfalls den Güterzügen dienen. Die S-Bahn RheinNeckar nutzt ebenfalls die Bahnsteiggleise des Mannheimer Hauptbahnhofs. Bei Kapazitätsbetrachtungen zum Mannheimer Hauptbahnhof muss man somit die S-Bahnzüge mitberücksichtigen - im Gegensatz zum Stuttgart 21-Tiefbahnhof. Die S-Bahn hat beim Stuttgarter Hauptbahnhof einen eigenen, separaten Bahnhof.
In der Spitzenstunde morgens zwischen 7 und 8 Uhr fahren 31 Züge vom Mannheimer Hauptbahnhof ab. Von Gleis 1 fahren fünf Züge pro Stunde ab. Von den Gleisen 2 und 10 fahren jeweils vier Züge pro Stunde ab. Von den Gleisen 3, 4, 5, 7, 8 und 9 fahren jeweils drei Züge pro Stunde ab. Damit bestätigt auch der Mannheimer Hauptbahnhof den Eckwert von vier Zügen pro Stunde und Bahnsteiggleis, den der Physiker Dr. Christoph Engelhardt bei seinen Untersuchungen großer Bahnknoten in Deutschland ermittelt hat. Der Ausreißer von fünf Zügen pro Stunde bei Gleis 1 lässt sich dadurch erklären, dass es sich dabei mit einer Ausnahme um S-Bahnzüge handelt.
Die Gretchenfrage ist nun, ob der beim Mannheimer Hauptbahnhof vorhandene Eckwert von 4 Zügen pro Stunde und Bahnsteiggleis auch den Maximalwert der Zugbelegung darstellt. Das ist ja insofern von Bedeutung, als auch beim Stuttgart 21-Tiefbahnhof dieser Eckwert eine Rolle spielt. Nachgewiesen in den Unterlagen für die Planfeststellung sind 32 Züge pro Stunde. Das entspricht bei acht Gleisen ebenfalls vier Züge pro Stunde und Bahnsteiggleis. Darüber hinaus gibt es noch den Stresstest zu Stuttgart 21, der 49 Züge pro Stunde für den Stuttgart 21-Tiefbahnhof nachweisen will. Dieser Stresstest wird jedoch von verschiedener kompetenter Seite in Zweifel gezogen.