Das Land BW hat am 11.10.2022 eine Infoveranstaltung mit dem Thema "Ausblick auf den Regional-Fahrplan nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21" durchgeführt.
Die ins Web gestellte schriftliche Fassung der Veranstaltung bietet viele interessante Sachverhalte, die wir hier in diesem Blog Zug um Zug aufnehmen wollen. Heute geht es um das Thema der Durchbindung der Regionalzüge im Stuttgarter Hauptbahnhof.
Bekanntlich soll bei Stuttgart 21 ja die Mehrzahl der Regionalzüge im Stuttgarter Hauptbahnhof durchgebunden werden. Der Grund dafür ist nicht, dass dies etwa die beste aller möglichen Betriebsformen wäre, sondern weil Stuttgart 21 einfach eine andere Betriebsform nicht kann.
Auf Folie 41 der Veranstaltung stellt das Land BW fest, dass das Fahrgastaufkommen beim Regionalverkehr des Jahres 2030 unter allen Bahnhöfen im Stuttgarter Hauptbahnhof dominiernd ist. Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist die mit Abstand bedeutendste aller Regionalverkehrsstationen.
Einige Zahlen aus der Folie hierzu:
Stuttgart Hauptbahnhof Regionalverkehr
Einsteiger pro Tag: mehr als 150.000
Aussteiger pro Tag: 150.000
Umsteiger pro Tag: mehr als 250.000
Die nächstgrößere Station ist Ludwigsburg.
Einsteiger pro Tag: weniger als 50.000
Aussteiger pro Tag: weniger als 50.000
Umsteiger pro Tag: 50.000
Auf Folie 42 wird dann festgestellt: "Anteil des Ziel und Quellverkehrs in Stuttgart dominiert im Regionalverkehr gegenüber den durchfahrenden Fahrgästen".
Das Land stellt darauf seine Maßnahme vor: "Pufferzeiten in Stuttgart zur Steigerung der Pünktlichkeit und Robustheit zielführend". Das ist eine richtige Schlussfolgerung, wenn man partout bei der Durchbindung der Regionalzüge bleiben will. Denn bei der Durchbindung besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Verspätungen einer Strecke auf die andere Strecke übertragen werden.
Steht man im Stuttgart 21-Tiefbahnhof zukünftig etwas länger?
Die Durchbindung der Regionalzüge im Stuttgarter Hauptbahnhof wird also wohl etwas anders ablaufen als es Viele sich ausmalen. Die Züge werden keineswegs mit ganz kurzem Aufenthalt weiterfahren, sondern durchaus länger stehen. Ob das den Fahrgäste so gefällt? Wer sitzt schon gerne längere Zeit in einem Zug in einer Kellerstation? Wie es sich in dieser Station mit den Feinstaubwerten verhält, weiß ich nicht.
Braucht man jetzt erst recht die Ergänzungsstation?
Die jetzt wohl abzusehenden längeren Standzeiten der Regionalzüge im Stuttgart 21-Tiefbahnhof waren ursprünglich nicht geplant. Die mangelnde Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 wird dadurch noch deutlicher. Die Ergänzungsstation ist deshalb wohl unabdingbar.
Die Regionalzüge sollten besser im Stuttgarter Hauptbahnhof nicht durchgebunden werden
Die oben genannten Zahlen zeigen eindeutig: Im Stuttgarter Hauptbahnhof ist die Zahl der Aus- und Einsteiger um ein Vielfaches höher als die Zahl der Durchfahrer und um ein Vielfaches höher als die Zahl der Ein- und Aussteiger in allen anderen Bahnhöfen.
Bei diesen Zahlen gibt es eigentlich nur eine Schlussfolgerung: Die Regionalzüge sollten im Stuttgarter Hauptbahnhof eben gerade nicht durchgebunden werden. Vielmehr sollen sie jeweils so ankommen und wieder abfahren, dass gute Anschlüsse zu anderen Zügen bestehen.
Mehrmals haben wir hier in diesem Blog auf diesen Sachverhalt hingewiesen. Das können wir gerne noch einmal machen:
Die mit einem beliebigen Regionalzug im Stuttgarter Hauptbahnhof ankommenden Fahrgäste
1. Steigen in die S-Bahn um.
2. Steigen in die Stadtbahn um.
3. Steigen in den Fernverkehr um.
4. Steigen in andere Regionalzüge um.
5. Steigen in den Linienbusverkehr um.
6. Steigen in Taxis um.
7. Steigen aus, um die Stuttgarter Innenstadt fußläufig zu erreichen.
8. Was bleibt dann da noch an Anteil an Fahrgästen, die im jeweiligen Regionalzug sitzen bleiben (bei Durchbindung)? Das sind dann nur noch relativ Wenige.
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