Der am 11.10.2022 vom Landesverkehrsministerium Baden-Württemberg vorgestellte Regionalverkehrsfahrplan für Stuttgart 21 ist in vielerlei Hinsicht nicht zufriedenstellend. Unter anderem werden einige baden-württembergische Großstädte schlecht an den Bahnknoten Stuttgart und an die Landeshauptstadt Stuttgart angebunden.
Das ist eine unmittelbare Folge der Unterdimensionierung von Stuttgart 21, die die eigentlich erforderlichen und gewünschten Züge nicht fahren lässt.
Sehen wir uns hierzu mal die baden-württembergischen Großstädte in der Reihenfolge ihrer Einwohnerzahl an (selbstverständlich ohne Stuttgart). Die Einwohnerzahlen wurden der Wikipedia entnommen und auf volle Tausender gerundet.
Mannheim, 316.000 Einwohner
keine Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Karlsruhe, 309.000 Einwohner
Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Freiburg im Breigau, 236.000 Einwohner
keine Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Heidelberg, 162.000 Einwohner
keine Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Ulm, 129.000 Einwohner
Anbindung im Regionlverkehr an Stuttgart
Heilbronn, 128.000 Einwohner
Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Pforzheim, 128.000 Einwohner
Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Reutlingen, 118.000 Einwohner
Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Ist denn einen direkte Anbindung der Großstädte in Baden-Württemberg an den Bahnknoten Stuttgart wirklich so wichtig? Ich meine ja. Das ist einer von vielen Aspekten der geplanten Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2030. Und das Nichtvorhandensein dieser direkten Anbindung an die Landeshauptstadt Stuttgart bei einigen Großstädten in Baden-Württemberg ist auch eines von vielen Kennzeichen für die Unterdimensionierung des Bahnknotens Stuttgart unter dem Projekt Stuttgart 21.
Eine direkte Anbindung aller Großstädte in BW an den Bahnknoten Stuttgart sollte auch im Interesse der Stuttgarter Politik sein. Dadurch wird Stuttgart gestärkt und attraktiver.
Eine direkte Anbindung aller Großstädte in BW an den Bahnknoten Stuttgart nutzt auch den Bewohnerinnen und Bewohnern von Stuttgart. Denn sie verfügen dann über noch mehr Züge, die ab und bis Stuttgart verkehren.
Durchbindung der Regionalzüge in Stuttgart
Bei genauerer Hinsicht stößt man auf ein Paradoxon. Stuttgart 21 bindet viele Regionalzüge im Stuttgarter Hauptbahnhhof durch - ausgerechnet dort, wo die wenigsten Fahrgäste eine Durchbindung benötigen, weil sie dort einsteigen, aussteigen oder umsteigen.
Im Gegensatz dazu müssen die Fahrgäste z. B. von Stuttgart nach Heidelberg unter Stuttgart 21 umsteigen. Hier wäre ein durchgebundener Zug wichtig.
Es gab schon mal einen Zug nach Heidelberg
Bis vor einigen Jahren gab es schon mal einen durchgehenden Zug von Stuttgart nach Heidelberg. Das war zwar kein schneller Regionalzug, aber immerhin. Heute und unter Stuttgart 21 gibt es einen solchen Zug nicht mehr. Heute und unter Stuttgart 21 muss man in Karlsruhe-Durlach oder in Bruchsal umsteigen. Wenn man Pech hat, muss man dann ab Durlach oder Bruchsal mit einer Bummel-S-Bahn fahren.
Dabei bräuchte die Welt-Top-Tourismus-Destination Heidelberg dringend eine schnelle, mindestens stündliche Regionalverkehrsverbindung ohne Umsteigen in die Landeshauptstadt Stuttgart. Und umgekehrt verhält es sich genauso.
Stündlich muss auch Mannheim im schnellen Regionalverkehr ohne Umsteigen an Stuttgart angebunden sein.
Unterdimensioniertes Stuttgart 21 verunmöglicht direkte Regionalverkehrs-Anbindung der Großstädte in BW an Stuttgart
Das Thema der Anbindung der Großstädte in BW an den Bahnknoten Stuttgart zeigt einmal mehr, dass der Stuttgarter Hauptbahnhof dringend einen ergänzenden Kopfbahnhof benötigt.
Erweiterung um Großstädte, die unmittelbar hinter der Landesgrenze von BW liegen
Die Untersuchung kann man noch um diejenigen Großstädte erweitern, die unmittelbar hinter der Landesgrenze von BW liegen. Eine direkte Anbindung an Stuttgart im Regionalverkehr wäre für diese Großstädte ebenfalls sinnvoll.
Straßburg, 291.000 Einwohner
keine Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Basel, 174.000 Einwohner
keine Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Ludwigshafen am Rhein, 174,000 Einwohner
keine Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Würzburg, 129.000 Einwohner
Anbindung im Regionalverkehr an Stuttgart
Regionalisierungsgesetz
Stehen die gewünschten Regionalzugverbindungen zwischen Stuttgart und den Großstädten von BW im Einklang mit dem Regionalisierungsgesetz?
Gemäß dem Regionalisierungsgesetz liegt ein von den Bundesländern zu bestellender Verkehr vor, wenn in der Mehrzahl der Beförderungsfälle eines Verkehrsmittels die
gesamte Reiseweite 50 Kilometer oder die gesamte Reisezeit eine Stunde
nicht übersteigt.
Das ist dann der Fall, wenn die zwischen den Großstädten fahrenden Regionalzüge unterwegs alle 20 bis 25 Kilometer anhalten.