Der für die Stuttgarter S-Bahn zuständige Verband Region Stuttgart will für die Stuttgarter S-Bahn das neue Signalsystem ETCS einführen.
Damit soll es eine Leistungsteigerung bei der Stuttgarter S-Bahn geben. Damit soll es auch möglich sein, eine oder zwei S-Bahnlinien an Stelle des heute praktizierten 15-Minuten-Takts im 10-Minuten-Takt fahren zu lassen.
Dies ist der vollkommen falsche Weg für eine Leistungssteigerung bei der Stuttgarter S-Bahn. Nicht nur ist es bisher keineswegs ausgemacht, dass ETCS zu einer echten Leistungssteigerung führt. Unterschiedliche Takte bei den einzelnen Linien der S-Bahn (hier: 15-Minuten-Takt und 10-Minuten-Takt) führen auch dazu, dass im Verlauf der Zu-/Ablaufstrecken und im Verlauf der Stammstrecke der S-Bahn regelmäßig Züge zur selben Minute fahren wollen. Da dies selbstredend nicht geht, müssen dann regelmäßig Züge mehrere Minuten warten, bis sie in eine Zulaufstrecke oder in die Stammstrecke einfahren können.
Besonders ärgerlich ist es, dass diese Entscheidung des Verbands Region Stuttgart dem - freiliich nicht genannten - Ziel folgt, einen Ergänzungsbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof und die Zulaufstrecken zu diesem Ergänzungsbahnhof zu verhindern.
Und noch ärgerlicher ist es für die Bürgerinnen und Bürger, dass augenscheinlich der Verband Region Stuttgart und das Landesverkehrsministerium hier nicht an einem Strang ziehen, sondern gegeneinander arbeiten. Für so etwas hat man im Allgemeinen kein Verständnis.
Das Konzept des Landes BW muss sich durchsetzen
Das Landesverkehrsministerium hat längst seine Pläne für eine Leistungssteigerung des Bahnknotens Stuttgart und der Stuttgarter-S-Bahn präsentiert. Dreh- und Angelpunkt ist ein Ergänzungsbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof und Zulaufstrecken aus drei Richtungen zu diesem Ergänzungsbahnhof.
Der Ergänzungsbahnhof ermöglicht es einerseits, dass aus sieben Richtungen Metropolexpress-Züge im Halbstundentakt den Stuttgarter Hauptbahnhof anfahren. Andererseits ermöglicht es der Ergänzungsbahnhof, dass aus denjenigen Zulaufstrecken der S-Bahn, die nicht mit Metropolexpress-Zügen zusätzlich befahren werden, Express-S-Bahnen eingesetzt werden.
Die letztgenannten Strecken sind genau drei. Nämlich die Strecke der S6 von/nach (Calw)-Weil der Stadt, die Strecke der S4 von/nach Marbach und die Strecke der S1 von/nach Kirchheim/Teck. Werden im Verlauf dieser drei Strecken Express-S-Bahnen im Halbstundentakt geführt, erübrigt sich der vom Verband Region Stuttgart anvisierte 10-Minuten-Takt für eine oder zwei S-Bahnlinien.
Damit bleibt uns auch eine Überlastung der S-Bahn-Stammstrecke erspart.
Zusammengefasst könnte man sagen, dass das Konzept des Verbands Region Stuttgart den Stuttgart 21-Fehler durch weitere Fehler zu heilen versucht. Das Konzept des Landes Baden-Württemberg bietet dagegen einen Ausweg aus der Sackgasse Stuttgart 21.
Betreibt das Landesverkehrsministerium genügend Öffentlichkeitsarbeit?
Zumindest nach meinem subjetiven Eindruck hält sich das Land BW ein wenig zurück, was die Öffentlichkeitsarbeit zum neuen Ergänzungsbahnhof betrifft. Dieser Eindruck kann täuschen. Ich bin kein Politiker. Mit den Regeln der Politik und deren Winkelzügen bin ich nicht vertraut. Es kann sein, dass der Politprofi Winfried Hermann auf dem richtigen Gleis fährt. Ansonsten aber sollte das Landesverkehrsministerium das Thema Ergänzungsbahnhof stärker bewerben und in der Öffentlichkeit präsent halten.