Irgendwie hat man den Eindruck, dass der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, in einer anderen Welt lebt oder in einer fremden Sprache spricht.
Im Sommer ließ er immer wieder verlauten, dass man die Bürger nur besser über das Projekt Stuttgart 21 informieren müsse. Dann würde das Projekt schon akzeptiert werden. Bei dieser obrigkeitsstaatlichen, kolonialen Attitüde wäre es wirklich einmal interessant zu erfahren, was Herr Kauder selbst über das Projekt Stuttgart 21 weiß.
Jetzt treibt es Kauder noch weiter auf die Spitze. Vor wenigen Tagen hat er sich wieder zum Thema Stuttgart 21 geäußert und die Bürger aufgefordert, sich besser über das Projekt Stuttgart 21 zu informieren. Es gebe hier nicht nur eine Bringschuld der Politik, sondern auch eine Holschuld der Bürger.
Was für eine Verdrehung der Tatsachen! Warum ist denn die Mehrzahl der Bürger gegen Stuttgart 21? Warum gibt es denn gegen Stuttgart 21 die größten Proteste, die es je gegen ein Bauprojekt in der Bundesrepublik Deutschland gegeben hat? Das ist doch nicht deshalb der Fall, weil die Politik die Bürger zu wenig informiert hat. Und das ist auch nicht deshalb eingetreten, weil die Bürger selbst desinteressiert waren.
Genau der Gegenteil ist der Fall. Die Bürger haben sich sehr wohl ausführlich über das Projekt Stuttgart 21 informiert. Und dabei sind die Bürger auf Unstimmigkeiten, Widersprüche und Fehler gestoßen. Und deshalb sind sie gegen Stuttgart 21.
Und es ist noch etwas anderes passiert. Die Bürger sind inzwischen im Durchschnitt besser über das Projekt Stuttgart 21 informiert als die Politiker. Nicht die Politiker können inzwischen die Bürger über Stuttgart 21 informieren, sondern umgekehrt können die Politiker von den Bürgern lernen.
Warum stellt sich Volker Kauder nicht einmal einer Diskussion mit Bürgern über Stuttgart 21, anstatt unter Verdrehung der Tatsachen die Bürger anzugreifen? Aber Herr Kauder wird schon wissen, warum er sich da lieber fernhält.
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