In der vierten Schlichtungsrunde zum Projekt Stuttgart 21 hat sich eindrucksvoll gezeigt, welche Vorteile eine verkehrliche Lösung am Flughafen bringt, die nur einen Bahnhof am Flughafen - den bestehenden S-Bahnhof - vorsieht.
Bei dieser Lösung gibt es keine Orientierungsprobleme zwischen den verschiedenen Bahnhöfen. Bei dieser Lösung ist man nicht 8 bis 10 Minuten unterwegs, um nach dem Aussteigen das Flughafenterminal zu erreichen. Bei dieser Lösung braucht man nicht 10 bis 15 Minuten beim Umsteigen. Alles spielt sich beim Modell K 21 am Flughafen in einem Bahnhof und an einem Bahnsteig ab. Und der bestehende S-Bahnhof hat genügend Kapazitätsreserven, um nicht nur einen Zug zusätzlich pro Stunde aufnehmen zu können, sondern 10 bis 20 Züge pro Stunde zusätzlich.
Wie umständlich, fahrgastfeindlich und wirr ist dagegen das Konzept Stuttgart 21. Nur um den Fernverkehr über den Flughafen zu führen, wird ein zusätzlicher Flughafenbahnhof gebaut. Dieser neue Flughafenbahnhof würde sich in einer Tiefe von 32 Metern unter der Oberfläche befinden. Und er wäre nur über eine ganze Kette von Fahrtreppen oder über lange Aufzüge erreichbar. Und nach den aktuellen Fahrplanungen würde dieser neue Flughafenbahnhof nur alle zwei Stunden von einem Fernverkehrszug angefahren. Dazu kommen ein paar Regionalzüge.
Der Fernverkehr soll über den Flughafen fahren. Dies war eine Vorgabe für das Projekt Stuttgart 21, an der während des jahrelangen Verfahrens nicht gerüttelt werden durfte. Dabei ist diese Vorgabe irrwitzig. Es gibt überhaupt keinen Grund, einen Regionalflughafen wie den Stuttgarter Flughafen, der von drei großen Interkontinental- und Hubflughäfen umkreist ist (Frankfurt / Main, München, Zürich) an den Fernverkehr anzubinden. Eine Anbindung per Express-S-Bahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus wäre vollkommen ausreichend, alternativ käme eine Erweiterung der S-Bahnanbindung und Regionalbahnanbindung in Frage.
Warum ist eine Anbindung des Stuttgarter Flughafens per Express-S-Bahn vom Stuttgarter Hauptbahnhof ausreichend? Weil in diesem Fall der Stuttgarter Flughafen schnell an ganz Deutschland angebunden ist. Denn der Stuttgarter Hauptbahnhof soll ja ein Knotenpunkt für die Züge sein und der Stuttgarter Hauptbahnhof soll aus allen Richtungen zukünftig schnell erreichbar sein. Was also liegt näher für einen Flughafen, der mit der Bahn aus allen Richtungen schnell erreichbar sein will, als sich an den Stuttgarter Hauptbahnhof anzubinden? Es würde sich nicht lohnen, wollte man separate Linien aus allen Richtungen zum Stuttgarter Flughafen führen. Außerdem wollen die Menschen im Durchschnitt nur sehr selten zum Flughafen. Da kann man doch nicht so tun, als wäre die Flughafenanbindung genau so wichtig wie eine Verbindung in die Innenstadt, die von der vielfachen Zahl der Menschen täglich nachgefragt wird.
Im Einzelfall kann es sinnvoll sein - das hat sich ja bei der Vorstellung des Konzepts K 21 bei der vierten Schlichtungsrunde gezeigt - bestimmte Regionallinien über den Flughafen zu führen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn diese Regionallinien im weiteren Verlauf noch andere Ziele anbinden können. Hierzu gab es bei der vierten Schlichtungsrunde Vorschläge des Bündnisses gegen Stuttgart 21. Auf den Regionallinien Tübingen - Wendlinger Kurve - Flughafen - Vaihingen - Hauptbahnhof und Rottweil - Rohrer Kurve - Flughafen - Scharnhauser Kurve - Bad Cannstatt - Hauptbahnhof sollen Fahrzeuge des Typs Flirt mit einer Wagenbodenhöhe von 80 cm (S-Bahn: 90 cm) eingesetzt werden. Diese Fahrzeuge könnten an den bestehenden Bahnsteigen des S-Bahnhofs Flughafen anhalten, ohne dass dort - wie bei Stuttgart 21 geplant - eingleisige Abschnitte eingerichtet werden müssten. Allerdings gäbe es bei den Flirt-Fahrzeugen eine größere Stufe bei den Bahnsteigen in der Fläche in Baden-Württemberg.
Sollte diese unterschiedliche Bahnsteighöhe ein echtes Problem sein, plädiere ich ganz klar dafür, auf eine Regionalzuganbindung des Stuttgarter Flughafens zu verzichten. Die Anbindung erfolgt statt dessen ausschließlich über S-Bahnlinien, die jedoch an verschiedenen Punkten schnelle Anschlüsse zu den Regionallinien aufweisen.
Das kann dann wie folgt aussehen: Es fahren zukünftig drei S-Bahnlinien über den Stuttgarter Flughafen. Bei einem Halbstundentakt fährt demnach je Richtung alle 10 Minuten ein Zug vom Flughafenbahnhof ab. Bei einem Viertelstundentakt fährt alle 5 Minuten ein Zug ab. Auch dieser Takt ist problemlos zu bewältigen.
Die drei Linien verlaufen wie folgt:
S2 unverändert gegenüber heute: Schorndorf - Hauptbahnhof (tief) - Vaihingen - Flughafen - Bernhausen
S3: Backnang - Hauptbahnhof (tief) - Vaihingen - Flughafen - und dann neu als Express S - Bahn entlang der Autobahn und über die Wendlinger Kurve nach Nürtingen. Dort besteht Anschluss an die Regionalzüge von / nach Tübingen
S7: Diese Linie ist neu: Hauptbahnhof (oben) - Bad Cannstatt - Scharnhauser Kurve - Flughafen - Rohrer Kurve - Böblingen
Damit ist der Flughafen aus allen Richtungen gut und schnell an das S-Bahnnetz und mit den Umsteigepunkten Hauptbahnhof, Bad Cannstatt, Nürtingen und Böblingen auch an das Regionalzugnetz angeschlossen.
Fazit: Am Flughafen darf es nur einen Bahnhof geben - und das ist der bestehende Flughafenbahnhof der S-Bahn. Eine Fernzuganbindung des Stuttgarter Flughafens ist nicht sinnvoll. Eine Anbindung an den Regionalverkehr kann sinnvoll sein. Jedoch wird eine bessere Anbindung an die Regionen in Baden-Württemberg auch durch eine bessere S-Bahnanbindung mit direkten Anschlüssen an die Regionallinien erreicht.
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