Freitag, 5. März 2021

Hat Landesverkehrsminister Hermann das Bundesgutachten zum Gäubahnausbau falsch verstanden?

Die Stellungnahme von Landesverkehrsminister Winfried Hermann zum Wirtschaftlichkeitsgutachten des Bundesverkehrsministeriums für einen Ausbau der Gäubahn deutet darauf hin, dass Hermann das Gutachten zumindest in Teilen falsch verstanden hat.

Hermann behauptet in seiner Stellungnahme vom 04.03.2021, dass das Gutachten vorsieht, dass die Stadt Böblingen zukünftig von der Gäubahn umfahren werden soll. Davon kann aber keine Rede sein. Das Gutachten sieht einen zweigleisigen Neubau der Gäubahn von der Station Flughafen NBS nach Böblingen-Goldberg vor ("Gäubahntunnel"). Zwischen Böblingen-Goldberg und Herrenberg sind keine weiteren Ausbauten vorgesehen. Damit fährt die Gäubahn auch zukünftig den Bahnhof Böblingen an.

Die Behauptung von Landesverkehrsminister Hermann ist umso ärgerlicher, als dadurch die Auseinandersetzung um den Filder-Gäubahntunnel auf Nebenkriegsschauplätze verlagert wird. Das eigentliche Ärgerniss, dass nämlich der Bund mit dem Wirtschaftlichkeitsgutachten eine Reparaturmaßnahme zu Stuttgart 21 (Filder-Gäubahntunnel) in einem Gesamtausbau der Gäubahn zwischen Stuttgart und der Schweizer Grenze versteckt, spricht Hermann nicht an. 

 

Ärgerlich ist auch, dass Hermann weiterhin darauf besteht, dass die Gäubahn den Stuttgarter Flughafen anfährt. Möglicherweise ist dies jedoch der Koalitonsdisziplin geschuldet.

Das größte Ärgernis ist jedoch, dass der Filder-Gäubahntunnel weder eine geeignete Reparaturmaßnahme für Stuttgart 21 ist, noch dem Deutschlandtakt dient. Eine geeignete Reparaturmaßnahme für Stuttgart 21 und eine dem Deutschlandtakt dienliche Maßnahme ist dagegen die Beibehaltung der Zuführung der Gäubahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof auf ihren eigenen Gleisen. Ebenfalls seit langem auf der Agenda ist der Bau eines dritten Gleises zwischen Böblingen und Herrenberg, damit die heute bestehenden Taktlücken bei der S1 beseitigt werden können und der Betrieb der Gäubahn pünktlicher wird. Das kommt im Wirtschaftlichkeitsgutachten des Bundes nicht vor.

Aufgabe der Landesregierung und des Verbands Region Stuttgart ist es nun darauf hinzuwirken, dass an Stelle des Baus des Filder-Gäubahntunnels das dritte Gleis zwischen Böblingen und Herrenberg gebaut wird und die Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke zu einem ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof beibehalten wird.        

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