Die Schweiz ist das Mutterland des Integralen Taktfahrplans und Deutschland auf diesem Gebiet mehrere Jahrzehnte voraus. In Deutschland nennt man den integralen Taktfahrplan "Deutschlandtakt".
Gerade aus deutscher Sicht ist es wichtig, die Entwicklung des Integralen Taktfahrplans in der Schweiz genau zu beobachten. Denn das was heute in der Schweiz geschieht, könnte in einigen Jahrzehnten in Deutschland aktuell werden.
Der 15 Minuten-Takt
Da wäre zuerst mal der 15 Minuten-Takt zu nennen. Das Schweizer Bahnsystem ist ja nicht zuletzt dank des Integralen Taktfahrplans so erfolgreich, dass paradoxerweise der Integrale Taktfahrplan sich selbst abschafft. So ist in der Schweiz geplant, in den kommenden Jahrzehnten auf immer mehr Strecken den 15 Minuten-Takt durch Überlagerung zweier 30 Minuten-Takte einzuführen.
Beim 15 Minuten-Takt sind allerdings die Rundumanschlüsse in den Knotenpunktsbahnhöfen nicht mehr so wichtig. Die S-Bahn nimmt ja im Allgemeinen auch nicht am Rendezvous der Züge in den Knotenpunktsbahnhöfen teil. Der 15 Minuten-Takt, der ja eigentlich ein Beweis für den Erfolg der Bahn ist, könnte also den Integralen Taktfahrplan in der Zukunft weniger bedeutend werden lassen.
Rendezvous alle 15 Minuten
Nun gibt es im Rahmen des Bahnausbauschritts Bahn 2035 allerdings Pläne, dass sich im unterirdischen Bahnhof der Zürcher Durchmesserlinie zukünftig alle 15 Minuten vier Züge (entsprechend den vier Bahnsteigen) treffen sollen. Diese Züge hätten dann auch Anschluss an die im Züricher Kopfbahnhof verkehrenden Züge. Es gebe somit in Zürich zukünftig ein zumindest teilweises Rendezvous der Züge alle 15 Minuten.
Michael Theurer (FDP): Deutschlandtakt bis 2070
Viel Schelte hat Michael Theurer (Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium) erhalten, als er verkündet hat, dass der Deutschlandtakt erst 2070 vollendet sein wird. Bei diesem Punkt muss man ihm allerdings zu Hilfe kommen. Hier hat er recht. Der Deutschlandtakt erfordert nun mal riesige Investitionen in die Strecken zwischen zwei Knotenpunkten sowie in die Knotenpunkte und deren Zulaufstrecken.
In der Schweiz, die Deutschland beim Integralen Taktfahrplan um Jahrzehnte voraus ist, sind die für den Integralen Taktfahrplan erforderlichen Maßnahmen noch längst nicht alle umgesetzt. So muss z. B. St. Gallen in der Ostschweiz noch bis mindestens 2035 warten, bis dort ein Vollknoten im Rahmen des Integralen Taktfahrplans eingerichtet werden kann.
30 Kilometer-Tunnel von Aarau nach Zürich passt nicht in den Integralen Taktfahrplan
Im Rahmen des Bahnausbauschritts 2050 ist geplant, zwischen Aarau und Zürich-Altstädten einen 30 Kilometer langen Tunnel zu bauen. In dieser Relation ist dringend eine weitere Doppelspur erforderlich.
Die Fahrzeit zwischen Zürich und Bern würde mit diesem Tunnel auf 50 Minuten sinken. Das aber ist keine zum Integralen Taktfahrplan passende Fahrzeit. Die Vereinigung Swiss Railvolution, deren Vorsitzende der frührere Direktor der Südostbahn ist, hat deshalb eine Neubaustrecke von Zürich bis Rothrist gefordert. Sie würde eine Fahrzeit Zürich - Bern von 42 Minuten bringen. Diese Fahrzeit wäre kompatibel zu einem Integralen Taktfahrplan mit 15 Minuten-Takt zwischen Zürich und Bern.
Hochgeschwindigkeitsstrecken jenseits des Integralen Taktfahrplans
Swiss Railvolution fordert auch Hochgeschwindigkeitsstrecken, die die Schweiz in Nord-Süd-Richtung und in Ost-West-Richtung durchqueren und die quasi dem Integralen Taktfahrplan übergelagert sind. Dies sei aus europäischer Sicht erforderlich. Nur so könne ein europäisches Hochgeschwindigkeitsnetz erreicht werden.
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