Am 1. März 2024 ist das Statistische Landesamt Baden-Württemberg von Stuttgart-Süd nach Fellbach umgezogen.
Damit haben erneut 650 Arbeitsplätze die Landeshauptstadt Stuttgart verlassen, ein weiterer Aderlass in Stuttgart. Das Projekt Stuttgart 21-Rosenstein wird damit unnötiger denn je.
Ist man heute vor Ort in der Böblinger Straße in Stuttgart-Süd, unmittelbar bei der Stadtbahnhaltestelle Erwin-Schoettle-Platz, sieht man einen großen, nicht mehr genutzten Gebäudekomplex (Schoettle-Areal). An der Außenwand prangt noch ein Transparent, das auf das Statistische Landesamt hinweist.
In einer Vitrine neben dem Tor zum Gelände wendet sich das Statistische Landesamt unter dem Motto "Wir sind dann mal weg" an die Bevölkerung von Stuttgart-Süd. Seit dem Jahr 1974 residierte das Amt in Stuttgart-Süd. Das Amt lobt das vielfältige gastronomische Angebot und das gute Handels- und Serviceangebot. Die Mitarbeiter werden den liebenswerten Stuttgarter Süden mit Erwin-Schoettle-Platz, Marienplatz, Karlshöhe und der Zahnradbahn vermissen.
Potenzial für hunderte Wohnungen - aber es wird sich erst mal nichts tun
Auf dem bisherigen Gelände des Statistischen Landesamts könnte man hunderte Wohnungen bauen. Aber man kann wetten: Über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg wird sich nichts tun. Das ist die Erfahrung in Stuttgart mit ähnlichen Projekten. Das haben wir hier in diesem Blog schon mehrfach thematisiert.
Ein paar wenige Beispiele noch einmal: EnBW-Areal beim Stöckach, ehemaliges Autohaus-Areal in der Neckarstraße, ehemaliges WGV-Areal in Stuttgart-West, Allianz-Areale nach dem Umzug nach S-Vaihingen und nicht zu vergessen der ehemalige Güterbahnhof in Bad Cannstatt, auf dessen Gelände es Jahrzehnte dauert, um ein paar Wohnhäuser zu bauen. Und viele andere potenzielle Bauvorhaben mehr.
Auch bei den öffentlichen Bauten wie z. B. Konzerthallen usw. tut sich nichts. Der Umbau und die Nachnutzung der Villa Berg lässt nun bereits über ein Jahrzehnt auf sich warten. Die Sanierung der Oper könnte eine Jahrhundertsache bzw. -Katastrophe werden. Es ist hoffungslos. Wie will die Stadt denn unter diesen Umständen in Stuttgart 21-Rosenstein z. B. eine Konzerthallle errichten?
Ein Teil von Stuttgart 21-Rosenstein kann auf jeden Fall anderweitig bebaut werden
Stuttgarts OB Nopper will Stuttgart 21 in der reinen Form fertigstellen, weil dann über 5.000 Wohnungen in Stuttgart 21-Rosenstein gebaut werden könnten. Das wäre bei der aktuellen Wohnungsknappheit sehr wichtig - so Nopper.
Dabei ist es absolut unwahrscheinlich, dass mit Stuttgart 21-Rosenstein jetzt plötzlich das gelingen sollte, was andernorts in Stuttgart nicht vorangeht. Und Wohnungen könnte man an vielen Stellen der Stadt errichten. Da braucht man Stuttgart 21-Rosenstein nicht.
Auch bei Stuttgart 21-Rosenstein sollte das Schwarz-Weiß-Denken so langsam der Vergangenheit angehören. Auch mit einem ergänzenden Kopfbahnhof können Teile von Stuttgart 21-Rosenstein anderweitig bebaut werden, sogar mehr Flächen, als die Stadt nach den bisher gemachten Erfahrungen zu bebauen in absehrbarer Zeit in der Lage ist.
Warum besteht OB Nopper bei dieser Gemengelage auf das vollständige Freiräumen von Stuttgart 21-Rosenstein? Meiner Ansicht nach gehört das in die Kategorie "Gesichtswahrung". Viele dieser Gesichtswahrer, dieser Stuttgart 21-Protagonisten der ersten Stunde, sind bereits in den Ruhestand gegangen. OB Nopper steht dies noch bevor. Bis zuletzt scheint dieser OB eine Eins zu eins-Umsetzung des ursprünglichen, aus der Zeit gefallenen Stuttgart 21 zu fordern. Von daher ist jedes Jahr, das Stuttgart 21 später in Betrieb geht, zu begrüßen. Denn es ist zu hoffen, dass in der Legislative und der Exekutive mit jedem Jahr mehr eine neue Generation das Sagen bekommt, eine Generation, die Stuttgart 21 nicht erfunden hat und die ohne lästige Gesichtswahrung über gangbare Wege heraus aus Stuttgart 21 entscheiden kann.
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In diesem Bürokomplex in Stuttgart-Süd residierte bis vor kurzem das Statistische Landesamt Baden-Württemberg.
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