Donnerstag, 29. September 2022

Bahnverbindung Tübingen/Reutlingen - Ulm unter Stuttgart 21: Zuerst besser, dann wieder schlechter

Die Bahnverbindung von Tübingen/Reutlingen nach Ulm und umgekehrt wird zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 um 30 bis 40 Minuten schneller. So teilt es das Verkehrsministerium BW am 26.09.2022 mit.

Das Dumme ist nur: Diese Verbesserung von Tübingen/Reutlingen nach Ulm ist nur vorübergehend. In einigen Jahren wird es dann wieder schlechter.

Gehen wir aber der Reihe nach!

Heute
Wenn man heute von Tübingen/Reutlingen nach Ulm und umgekehrt mit dem Zug fahren will, fährt man über Plochingen und steigt dort um. In der Fahrplanauskunft der Bahn werden Fahrzeiten von Tübingen nach Ulm von ab 1 Stunde 42 Minuten genannt (ohne Fernverkehr). Die Verbindung wird im Stundentakt angeboten.
 
Ab Dezember 2022 
Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 steigt man von Tübingen nach Ulm in Wendlingen um. Ab Wendlingen fährt ein vom Land bestellter Regionalzug auf der NBS Wendlingen-Ulm nach Ulm. Dieser Zug startet und endet in Wendlingen, weil die Strecke von Wendlingen über Plochingen nach Stuttgart-Hauptbahnhof überlastet ist. Die Fahrzeitverkürzung für die Relation Tübingen - Ulm beträgt gemäß dem Land BW 30 bis 40 Minuten. Dies ist tatsächlich eine bemerkenswerte Verbesserung.
 
Ab Dezember 2025
Im Dezember 2025 soll es eine erste Teilinbetriebnahme des Projekts Stuttgart 21 geben. Ob das auch so eingehalten werden kann, ist heute nicht das Thema.
 
Das Thema heute ist jedoch, dass die Bahnverbindung von Tübingen nach Ulm dann wieder schlechter wird. Das Umsteigen in Wendlingen ist dann nicht mehr möglich. Denn der vom Land bestellte stündliche schnelle Regionalzug fährt dann von Ulm kommend mit einem Zwischenhalt in Merklingen direkt und ohne weiteren Halt zum Stuttgarter Hauptbahnhof und zurück.
 
Die vom Land genannten 30 - 40 Minuten Fahrzeitgewinn für die Relation Tübingen - Ulm verschwinden dann wieder. Man muss dann von Tübingen entweder zum Stuttgart 21- Tiefbahnhof (Hauptbahnhof) fahren und dort in den Zug nach Ulm umsteigen oder man fährt wie heute noch üblich wieder nach Plochingen und steigt in Plochingen um. Die Fahrzeit auch bei der Variante über den Stuttgarter Hauptbahnhof dürfte dann zwischen Tübingen und Ulm wieder die heutigen Werte erreichen.
 
Ab Dezember 2027
Im Dezember 2027 soll die Verbindung von Wendlingen zum Flughafenbahnhof in Betrieb genommen werden. Dann könnte die Fahrzeit von Tübingen nach Ulm wieder etwas schneller werden, weil man dann im Flughafenbahnhof umsteigen kann. Das hängt allerdings davon ab, wie schnell dort der Anschlusszug nach Ulm kommt. Immerhin sind es von Wendlingen bis zum Flughafenbahnhof ca. 14 Kilometer. Diese (verlorene) Entfernung muss man hin und wieder zurückfahren (insgesamt dann ca. 28 Kilometer), wahrlich keine Beschleunigung.
 
Die Wartezeit auf den Zug muss bei der Abschätzung der Reisezeit ebenfalls berücksichtigt werden
Bei einem Stundentakt beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf den Zug 30 Minuten. Bei einem Halbstundentakt beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf den Zug 15 Minuten. Diese Wartezeiten müssen bei der Abschätzung der Reisezeiten mitberücksichtigt werden. Denn beim Auto gibt es diese Wartezeiten nicht.
 
Fährt man über die NBS Wendlingen-Ulm, wird diese Regionalverkehrs-Verbindung nur stündlich angeboten. Damit entsteht hier eine durchschnittliche Wartezeit auf den Zug von 30 Minuten.
 
Zwischen Plochingen und Ulm gibt es jedoch die Chance, dass dort zukünftig ein Halbstundentakt mit schnellen Regionalzügen angeboten wird. Die durchschnittliche Wartezeit auf den Zug beträgt dann mit Umstieg in Plochingen nur 15 Minuten. Denn auch zwischen Tübingen und Plochingen gibt es den Halbstundentakt.
 
Damit aber wird in der Relation von Tübingen nach Ulm die Verbindung mit Umsteigen in Plochingen plötzlich wieder attraktiver.
 
Fazit
Stuttgart 21 bringt für die Verbindung von Tübingen nach Ulm fast nichts. Hingegen bringt die NBS Wendlingen - Ulm Vorteile, weil sie im Filstal die Einrichtung eines Halbstundentakts mit schnellen Regionalzügen ermöglicht. Damit könnte der Verkehr von Tübingen nach Ulm auch bei Stuttgart 21 wieder über Plochingen laufen.          

 

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