Der aktuelle Projektstand bei Stuttgart 21 sieht nur vier Zulaufstrecken (acht Zulaufgleise) zum Stuttgart 21-Tiefbahnhof vor (ohne S-Bahn).
Die Gäubahn würde ihre heute noch vorhandenen eigenen Zulaufgleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof verlieren. Die wichtige Zufahrt Zuffenhausen, die für 40 Prozent der Bahnnachfrage zum und vom Bahnknoten Stuttgart zuständig ist, würde nicht ausgebaut und gegenüber heute unverändert nur zwei Gleise beinhalten.
Hier zeigt sich eine eklatante Unterdimensionierung der Zulaufstrecken zum Stuttgarter Hauptbahnhof bei Stuttgart 21. Das wird bei einem Vergleich mit dem Münchner Hauptbahnhof deutlich.
Im Internet sind gute Darstellungen des Gleisvorfelds und der Zulaufstrecken des Münchner Hauptbahnhofs vorhanden. Es gibt dort auch eine Darstellung mit einer farblichen Kennzeichnung der einzelnen doppelspurigen Zufahrten zum Münchner Hauptbahnhof. Anhand einer solchen Darstellung lassen sich die einzelnen Zulaufstrecken durch das ganze Gleisvorfeld des Münchner Hauptbahnhofs hindurch bis zu den Bahnsteiggleisen gut verfolgen.
Das Ergebnis gleich vorweg: Der Münchner Hauptbahnhof hat (ohne S-Bahn) sechs eigenständige zweigleisige Zulaufstrecken, somit also zwei Zulaufstrecken und vier Zulaufgleise mehr als der Stuttgart 21-Tiefbahnhof nach derzeitigem Projektstand.
Dann müssen wir auch noch einen Blick auf die S-Bahn werfen. Sowohl Stuttgart als auch München haben zur Zeit eine Durchmesserlinie für die S-Bahn. Wenn man die S-Bahn bei den Zulaufstrecken zum Hauptbahnhof mitzählt, haben sowohl Stuttgart als auch München jeweils zwei weitere Zulaufstrecken mit je zwei Zulaufgleisen zu ihrem Hauptbahnhof. Jetzt wird in München aber bekanntlich eine zweite Stammstrecke für die S-Bahn gebaut, ein Projekt, das in Stuttgart wegen Stuttgart 21 auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben ist. Die zweite Stammstrecke für die Münchner S-Bahn bringt dem Münchner Hauptbahnhof aber zwei weitere Zulaufstrecken mit je zwei Zulaufgleisen.
Vier zweigleisigen Zulaufstrecken beim Stuttgart 21-Tiefbahnhof stehen sechs zweigleisige Zulaufstrecken beim Münchner Hauptbahnhof gegenüber.
Berücksichtigt man auch das Abstellen und Instandhalten der Züge, stehen weiterhin nur vier zweigleisigen Zulaufstrecken beim Stuttgart 21-Tiefbahnhof mindestens sieben zweigleisige Zulaufstrecken beim Münchner Hauptbahnhof gegenüber.
Berücksichtigt man auch noch die S-Bahn, stehen sechs zweigleisigen Zulaufstrecken im Stuttgarter Hauptbahnhof (Stuttgart 21 mit S-Bahn) elf (!) zweigleisige Zulaufstrecken zukünftig im Münchner Hauptbahnhof gegenüber (zwei Stammstrecken der S-Bahn).
Diese zusätzlichen Zulaufstrecken passen in den schmalen Trog des Stuttgart 21-Tiefbahnhofs nicht hinein. Alleine schon wegen der Erfordernis der zusätzlichen Zulaufstrecken muss es somit einen ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof geben. In diesen ergänzenden Kopfbahnhof münden die beiden zusätzlichen Zulaufstrecken. Im Detail sind dies die zweigleisige Strecke der Gäubahn (Panoramastrecke) sowie die zweigleisge Strecke, die durch den alten Pragtunnel führt und die für den Ausbau der Zufahrt Zuffenhausen erforderlich ist.
In den ergänzenden Kopfbahnhof münden dann noch zwei weitere Gleise, quasi als rudimentärer Ersatz für die in Stuttgart nicht vorhandene zweite Stammstrecke der S-Bahn. Diese beiden weiteren Gleise sind S-Bahngleise. Sie dienen dazu, die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn zu entlasten und zukünftig im Einzelfall noch zusätzliche S-Bahnzüge möglich zu machen.
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