Am 09.06.2019 ist in Baden-Württemberg ein neuer Bahnfahrplan in Kraft getreten. Der neue Fahrplan bestätigt die Zufahrt Zuffenhausen zum Stuttgarter Hauptbahnhof als eine der Engstellen des bestehenden Systems sowie auch des Projekts Stuttgart 21.
Der neue Fahrplan sieht markante Verbesserungen für den Regionalverkehr vor. So gibt es jetzt zwischen Stuttgart und Karlsruhe einen Halbstundentakt mit schnellen Regionalzügen. Ausnahme: Alle zwei Stunden, wenn der IC Stuttgart-Karlsruhe über Pforzheim fährt, gibt es eine Taktlücke bei den schnellen Regionalzügen. Denn IC und schneller Regionalzug können bzw. sollen nicht gleichzeitig fahren.
Wir sehen uns im heutigen Post in diesem Blog die Belastung der Zufahrt Zuffenhausen zum Stuttgarter Hauptbahnhof im neuen Fahrplan an und vergleichen sie mit der Belastung im alten Fahrplan.
Die Belastung der Zufahrt Zuffenhausen im alten Fahrplan war das Thema im vorangegangenen Post in diesem Blog. Einige wichtige Grundsätze zur Zufahrt Zuffenhausen noch einmal zusammengefasst:
1. Die Zufahrt Zuffenhausen ist eine der beiden Hauptzufahrten zum Stuttgarter Hauptbahnhof.
2. Die Zufahrt Zuffenhausen hat einen Anteil an den Bahnverkehrsleistungen beim Knoten Stuttgart von ca. 40 Prozent, bei den Fernzügen alleine sogar von über 50 Prozent.
3. Die Zufahrt Zuffenhausen ist heute und auch beim Projekt Stuttgart 21 für den Fern- und Regionalverkehr nur zweigleisig. Ein Ausweichen auf die beiden Gleise der S-Bahn ist nicht möglich.
4. Zweigleisige Zufahrten zu großen Bahnknoten mit Mischbetrieb Fern-/Regionalzüge haben eine Leistungsfähigkeit von max. 12 bis 13 Zügen pro Stunde und Gleis.
5. Die Zufahrt Zuffenhausen hat diese Leistungsgrenze während der Spitzenzeiten bereits heute erreicht.
Jetzt aber zu den Zugfahrten im Verlauf der Zufahrt Zuffenhausen:
Abfahrten vom Stuttgarter Hauptbahnhof werktags von 16 Uhr bis 18 Uhr über die Zufahrt Zuffenhausen, im alten Fahrplan (ohne Hintergrundfarbe) sowie im Fahrplan seit 9. Juni 2019, grüne Hintergrundfarbe.
16:04 IC Frankfurt, ab Gleis 6
16:04 IC Frankfurt, ab Gleis 6
16:08 EC Dortmund, ab Gleis 8
16:08 IC Dortmund, ab Gleis 8
16:13 RB Heilbronn, ab Gleis 7
16:13 RB Pforzheim/Bruchsal, ab Gleis 3
16:16 RB Heilbronn, ab Gleis 7
16:17 RE Heidelberg, ab Gleis 11
16:24 IC Wiesbaden, ab Gleis 8
16:24 IC Wiesbaden, ab Gleis 11
16:28 IRE Osterburken, ab Gleis 3
16:29 IRE Pforzheim, ab Gleis 3
16:32 IRE Karlsruhe, ab Gleis 4
16:33 IRE Osterburken, ab Gleis 7
16:37 ICE Münster, ab Gleis 10
16:37 ICE Münster, ab Gleis 10
16:41 IC Offenburg, ab Gleis 9
16:41 IC Offenburg, ab Gleis 6
16:45 RB Bad Friedrichshall, ab Gleis 6
16:45 RB Bad Friedrichshall, ab Gleis 8
16:48 Pforzheim/Heidelberg, ab Gleis 9
16:51 ICE Berlin, ab Gleis 10
16:51 ICE Berlin, ab Gleis 10
16:55 IC Saarbrücken, ab Gleis 8
16:56 IC Saarbrücken, ab Gleis 12
16:59 IRE Karlsruhe, ab Gleis 11
16:59 IRE Karlsruhe, ab Gleis 11
17:04 RE Lauda, ab Gleis 5
17:04 RE Lauda, ab Gleis 5
17:08 IC Karslruhe, ab Gleis 8
17:08 IC Karlsruhe, ab Gleis 8
17:12 RB Pforzheim, ab Gleis 6
17:15 RB Heilbronn, ab Gleis 7
17:15 RB Heilbronn, ab Gleis 7
17:20 RE Karlsruhe, ab Gleis 9
17:24 ICE Hamburg, ab Gleis 10
17:24 ICE Hamburg, ab Gleis 5
17:29 IRE Vaihingen/Enz, ab Gleis 3
17:30 IRE Karlsruhe, ab Gleis 6
17:34 IC Karlsruhe, ab Gleis 5
17:34 IC Karlsruhe, ab Gleis 7
17:39 IC Dortmund, ab Gleis 9
17:41 IC Dortmund, ab Gleis 9
17:43 Bad Friedrichshall, ab Gleis 8
17:45 RB Bad Friedrichshall, ab Gleis 8
17:47 RB Pforzheim/Bruchsal, ab Gleis 3
17:51 ICE Hamburg, ab Gleis 10
17:51 ICE Hamburg, ab Gleis 10
17:58 IC Karlsruhe, ab Gleis 11
17:58 IC Karlsruhe, ab Gleis 11
Zwischen 16:00 und 17:00 fahren im neuen Fahrplan 14 Züge über die Zufahrt Zuffenhausen. Zwischen 16:30 Uhr und 17:30 fahren 13 Züge. Zwischen 17:00 und 18:00 fahren 12 Züge.
Die Stundenbelastung von 14 Zügen zwischen 16:00 und 17:00 muss als grenzwertig angesehen werden. Dies dürften bereits zu viele Züge sein, als dass damit noch ein pünktlicher Betrieb gefahren werden kann.
Der schnellere Zug fährt hinter dem langsameren Zug
Die folgende Zugfolge ist besonders kritisch: 16:32 IRE Karlsruhe und 16:37 ICE Münster. Diese beiden Züge fahren somit im Stuttgarter Hauptbahnhof mit einem Abstand von 5 Minuten ab. Der schnellere Zug fährt hinter dem langsameren Zug. Der IRE nach Karlsruhe beschleunigt im Bereich der Schnellfahrstrecke nach Vaihingen/Enz auf 160 km/h und muss vor Vaihingen/Enz wieder abbremsen. Der ICE beschleunigt jedoch auf 250 km/h und hält zudem nicht in Vaihingen/Enz. Die Weiche vor dem Bahnhof Vaihingen/Enz muss also zwischen beiden Zügen von abzweigend auf gerade umgestellt werden.
Vor dem Bahnhof Vaihingen/Enz muss zwischen den beiden Zügen noch ein Mindestabstand von 3 Minuten bestehen. Das dürfte knapp werden. Es gibt noch eine weitere Auffälligkeit. Die Fahrzeit des ICE 16:37 ab Stuttgart bis Mannheim beträgt fahrplanmäßig 42 Minuten. Das ist länger als die Fahrzeit anderer ICE, die zwischen Stuttgart und Mannheim nur 37 Minuten unterwegs sind. Somit gibt es einen Hinweis darauf, dass die Fahrzeit des ICE 16:37 ab Stuttgart künstlich verlängert wird. Der Zug muss also bummeln.
Die Fahrzeiten müssen künstlich verlängert werden
Damit gibt es bereits ein Zwischenergebnis: Die Überlastung der Zufahrt Zuffenhausen des Bahnknotens Stuttgart führt dazu, dass die Fahrzeit von Zügen auf Mischbetriebsstrecken künstlich verlängert werden muss.
Gibt es noch weitere Folgen? Ja!
Der Fast-Halbstundentakt für die IRE Stuttgart-Karlsruhe konnte nur erreicht werden, weil es auch bisher bereits Verstärkerzüge während des Berufsverkehrs Stuttgart-Vaihingen/Enz gab. Diese Verstärkerzüge wurden nun eingetaktet und bis Karlsruhe verlängert. Hätte man die Züge des Halbstundentakts Stuttgart-Karlsruhe vollkommen neu schaffen müssen, hätte dies die Zufahrt Zuffenhausen nicht leisten können.
Die Regionalzüge Stuttgart-Bruchsal und Stuttgart-Pforzheim werden bis Mühlacker gemeinsam geführt und dort getrennt. Für die Fahrgäste wäre es selbstverständlich besser, es gäbe ab Stuttgart getrennte Züge nach Bruchsal und nach Pforzheim. Das aber gibt die Zufahrt Zuffenhausen nicht her.
Weder nach Karlsruhe noch nach Heilbronn gibt es einen exakten, auf die Minute genauen Halbstundentakt. Das ist aber kein Wunder. Die Zufahrt Zuffenhausen mit ihren nur zwei Gleisen steht dem entgegen.
Die IC Stuttgart-Pforzheim-Karlsruhe fahren seit Dezember 2018 mit neuen Doppelstockwagen. Diese Züge haben eine Höchstgeschwindigkeit von nur noch 160 km/h. Die vorher eingesetzten IC-Züge konnten 200 km/h schnell fahren. Die IC Stuttgart-Pforzheim-Karlsruhe fahren jetzt also genauso schnell oder langsam wie die gleichlaufenden IRE. Die Angleichung von Beförderungsgeschwindigkeiten ist ein Mittel, um überlastete Strecken leistungsfähiger zu machen. Das bedeutet jedoch für die Fahrgäste zum Teil eine Verlängerung der Fahrzeiten.
Mit dem seit dem 9. Juni 2019 geltenden Fahrplan sind die Wünsche nach einem attraktiven Regionalverkehrsfahrplan noch nicht erfüllt. Es muss mindestens einen Halbstundentakt mit MEX Stuttgart-Pforzheim, Stuttgart-Bruchsal und Stuttgart-Heilbronn geben. Dazu muss es einen Halbstundentakt mit schnellen Regionalzügen Stuttgart-Karlsruhe und Stuttgart-Heilbronn geben. Das kann mit einer nur zweigleisigen Zufahrt Zuffenhausen jedoch nicht erfüllt werden.
Fazit
Die Zufahrt Zuffenhausen ist ein maßgebender Engpass im Bahnknoten Stuttgart, der durch das Projekt Stuttgart 21 nicht beseitigt wird. Die Beseitigung dieses Engpasses erfordert zwei zusätzliche Gleise für die Zufahrt Zuffenhausen. Diese beiden zusätzlichen Gleise münden in einen ca. 6 bis 8gleisigen Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof und werden bevorzugt von den über Ludwigsburg kommenden Zügen befahren. In den Kopfbahnhof münden auch die beiden Gleise der Panoramastrecke der Gäubahn sowie zwei Gleise der S-Bahn (Overflow-Funktion).
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