Die Zufahrt Zuffenhausen ist eine von nur zwei Hauptzufahrten zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Für den Regional- und Fernverkehr weist die Zufahrt Zuffenhausen nur zwei Gleise auf - im heutigen Zustand sowie auch beim Projekt Stuttgart 21.
Das ist wohl einmalig bei den großen Bahnknotenpunkten in Deutschland und auch in Europa, dass eine Zufahrt, die mindestens 40 Prozent der Nachfrage nach Bahnverkehrsleistungen an einem Bahnknoten abdecken muss (bei den Fernzügen alleine sind es sogar über 50 Prozent) nur zwei Gleise hat. Eine zweigleisige Zufahrt zu einem großen Bahnknoten, die von Fern- und Regionalzügen befahren wird, hat eine Leistungsfähigkeit von maximal 12 bis 13 Zügen pro Stunde und Gleis. Diese Zahl wird bei der Zufahrt Zuffenhausen bereits heute erreicht. Man wird in Deutschland keine andere zweigleisige Zufahrt zu einem großen Bahnknoten finden, die mehr als 12 bis 13 Züge pro Stunde und Gleis aufweist.
Eine S-Bahn-ähnliche Taktfolge von 3 Minuten durchgehend über die ganze Stunde ist im Verlauf einer Zufahrt für den Regional- und Fernverkehr zu einem großen Bahnknoten nicht machbar. Das hat seine Gründe unter anderem in den festgelegten Fahrtenlagen dieser Züge aus der Anschlussaufnahme, aus den unterschiedlichen Beförderungsgeschwindigkeiten (Mischbetrieb) sowie den Belegungen anderer Strecken und Bahnhöfe. Zudem gäbe es bei einem durchgehenden 3-Minuten-Takt keinerlei Erholungszeiten, während denen Verspätungen abgebaut werden können.
Das Projekt Stuttgart 21 ändert an dieser misslichen Situation nichts. Das ist eines von mehreren Indizien dafür, dass Stuttgart 21 seine Triebfeder nicht in einer Verbesserung des Bahnverkehrs, sondern in Immobiliengeschäften hat. Ein Ausbauprojekt für den Bahnknoten Stuttgart, das diesen Namen verdient, hätte zu einem frühen Ausbauzeitpunkt zwei zusätzliche Gleise für die Zufahrt Zuffenhausen vorgesehen. Ob diese beiden zusätzlichen Gleise dann in den Kopfbahnhof geführt worden wären oder ob sie als Durchmesserlinie mit einer Fortsetzung in Richtung Bad Cannstatt oder Richtung Esslingen angelegt worden wären, ist zunächst mal sekundär.
Heute sehen wir uns in diesem Blog die Züge genauer an, die im Verlauf der Zufahrt Zuffenhausen fahren. Wir betrachten beispielhaft alle Züge, die zwischen 16 Uhr und 18 Uhr (Hauptverkehrszeit) vom Hauptbahnhof über die Zufahrt Zuffenhausen wegfahren. Dann betrachten wir alle Züge, die zwischen 10 Uhr und 11 Uhr (Nebenverkehrszeit) vom Hauptbahnhof über die Zufahrt Zuffenhausen wegfahren.
Am 9. Juni 2019 tritt ein neuer Fahrplan in Baden-Württemberg in Kraft, der u.a. mehr Regionalzüge in der Relation Stuttgart-Karlsruhe vorsieht. In einem weiteren Post in diesem Blog nach dem 9. Juni 2019 sehen wir uns dann den neuen Fahrplan in Bezug auf die Zufahrt Zuffenhausen an.
Abfahrt der Züge vom Stuttgarter Hauptbahnhof über die Zufahrt Zuffenhausen werktags zwischen 16 Uhr und 18 Uhr bis 9. Juni 2019
16:04 IC Frankfurt, ab Gleis 6
16:08 EC Dortmund, ab Gleis 8
16:13 RB Heilbronn, ab Gleis 7
16:17 RE Heidelberg, ab Gleis 11
16:24 IC Wiesbaden, ab Gleis 8
16:29 IRE Pforzheim, ab Gleis 3
16:33 IRE Osterburken, ab Gleis 7
16:37 ICE Münster, ab Gleis 10
16:41 IC Offenburg, ab Gleis 9
16:45 RB Bad Friedrichshall, ab Gleis 6
16:51 ICE Berlin, ab Gleis 10
16:55 IC Saarbrücken, ab Gleis 8
16:59 IRE Karlsruhe, ab Gleis 11
17:04 RE Lauda, ab Gleis 5
17:08 IC Karslruhe, ab Gleis 8
17:15 RB Heilbronn, ab Gleis 7
17:20 RE Karlsruhe, ab Gleis 9
17:24 ICE Hamburg, ab Gleis 10
17:29 IRE Vaihingen/Enz, ab Gleis 3
17:34 IC Karlsruhe, ab Gleis 5
17:41 IC Dortmund, ab Gleis 9
17:45 RB Bad Friedrichshall, ab Gleis 8
17:51 ICE Hamburg, ab Gleis 10
17:58 IC Karlsruhe, ab Gleis 11
Im
Zeitraum zwischen 16:00 und 17:00 fahren 13 Züge ab dem Stuttgarter
Hauptbahnhof über die Zufahrt Zuffenhausen. Dasselbe gilt für den
Zeitraum von 16:30 bis 17:30.
Zunächst fällt auf, dass zwischen zwei Zügen, die dasselbe Gleis nutzen, ein Mindestabstand von 3 Minuten liegt. Das gilt mit Ausnahme der S-Bahn für den gesamten Knoten Stuttgart. Daran sollte man auch im Rahmen neuer Signalsysteme (ETCS) nichts ändern. Andernfalls wäre es mit der Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit des Bahnbetriebs (eine der Trumpfkarten des Systems Bahn) vorbei.
Weiter fällt auf, dass der Kopfbahnhof als solcher nicht überlastet ist. Die typischen Zufahrt-Zuffenhausen-Kopfbahnhofgleise 6/7/8/9/10 haben Stundenbelastungen von nur zwei bis drei Zügen. Für ein Bahnsteiggleis kann man durchaus eine Stundenbelastung von 4 Zügen ansetzen. Daraus folgt, dass die Zufahrt Zuffenhausen maßgebend für den Engpass ist und nicht der Kopfbahnhof.
Sehen wir uns jetzt die einzelnen Zugfolgen in der Zeit von 16 bis 17 Uhr an:
16:04 IC Frankfurt, ab Gleis 6
16:08 EC Dortmund, ab Gleis 8
Die beiden Züge fahren genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 4 Minuten auf Strecke gehen.
16:08 EC Dortmund, ab Gleis 8
16:13 RB Heilbronn, ab Gleis 7
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung nördlich von Zuffenhausen genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 5 Minuten auf Strecke gehen.
16:13 RB Heilbronn, ab Gleis 7
16:17 RE Heidelberg, ab Gleis 11
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung bei Bietigheim genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 4 Minuten auf Strecke gehen.
16:17 RE Heidelberg, ab Gleis 11
16:24 IC Wiesbaden, ab Gleis 8
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung nördlich von Zuffenhausen genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 7 Minuten auf Strecke gehen.
16:24 IC Wiesbaden, ab Gleis 8
16:29 IRE Pforzheim, ab Gleis 3
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung bei Vaihingen/Enz unterschiedlich schnell. Es ist jedoch der schnellere der beiden Züge an erster Stelle. Das geht. Umgekehrt ginge es nicht.
16:29 IRE Pforzheim, ab Gleis 3
16:33 IRE Osterburken, ab Gleis 7
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung nördlich von Zuffenhausen genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 4 Minuten auf Strecke gehen.
16:33 IRE Osterburken, ab Gleis 7
16:37 ICE Münster, ab Gleis 10
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung nördlich von Zuffenhausen genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 4 Minuten auf Strecke gehen.
16:37 ICE Münster, ab Gleis 10
16:41 IC Offenburg, ab Gleis 9
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung bei Bruchsal unterschiedlich schnell. Es ist jedoch der schnellere der beiden Züge an erster Stelle. Das geht. Umgekehrt ginge es nicht.
16:41 IC Offenburg, ab Gleis 9
16:45 RB Bad Friedrichshall, ab Gleis 6
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung nördlich von Zuffenhausen genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 4 Minuten auf Strecke gehen.
16:45 RB Bad Friedrichshall, ab Gleis 6
16:51 ICE Berlin, ab Gleis 10
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung nördlich von Zuffenhausen genau gleich schnell und können deshalb im Abstand von 6 Minuten auf Strecke gehen.
16:51 ICE Berlin, ab Gleis 10
16:55 IC Saarbrücken, ab Gleis 8
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung bei Bruchsal unterschiedlich schnell. Es ist jedoch der schnellere der beiden Züge an erster Stelle. Das geht. Umgekehrt ginge es nicht.
16:55 IC Saarbrücken, ab Gleis 8
16:59 IRE Karlsruhe, ab Gleis 11
Die beiden Züge fahren bis zur Streckenverzweigung bei Vaihingen/Enz unterschiedlich schnell. Es ist jedoch der schnellere der beiden Züge an erster Stelle. Das geht. Umgekehrt ginge ist nicht.
Abfahrt der Züge vom Stuttgarter Hauptbahnhof über die Zufahrt Zuffenhausen werktags zwischen 10 Uhr und 11 Uhr bis 9. Juni 2019
10:04 IC Frankfurt, ab Gleis 8
10:09 IC Berlin, ab Gleis 6
10:15 RB Heilbronn, ab Gleis 3
10:19 RE Heidelberg, ab Gleis 4
10:41 ICE Dortmund, ab Gleis 6
10:45 RB Osterburken, ab Gleis 7
10:51 ICE Hamburg, ab Gleis 10
10:54 ICE Paris, ab Gleis 9
10:59 IRE Karlsruhe, ab Gleis 8
In dieser Stunde fahren nur 9 Züge ab dem Stuttgarter Hauptbahnhof über die Zufahrt Zuffenhausen. Die Zufahrt Zuffenhausen ist also während dieser Nebenverkehrszeit nicht ganz, aber doch fast ausgelastet. Beim Projekt Stuttgart 21 würden während dieser Nebenverkehrszeiten mehr Züge als heute fahren. Eigentlich keine Kunst. Denn das könnte man bereits heute mit dem Kopfbahnhof machen.
Insbesondere ist es interessant zu sehen, wie viele Züge nach der Fahrplanänderung am 9. Juni 2019 während der Hauptverkehrszeiten und während der Nebenverkehrszeiten über die Zufahrt Zuffenhausen fahren.
Das werden wir nach dem 9. Juni 2019 in diesem Blog weiterverfolgen.
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