Der Stuttgarter Flughafen gehört zu den Akteuren bei Stuttgart 21. Mit einem Betrag von mindestens 339,4 Millionen Euro (siehe Finanzierungsvertrag zu Stuttgart 21, der auch noch weitere, nicht monetär benannte Positionen enthält) will der Flughafen dieses Projekt mitfinanzieren. Dazu würden nach einer Fertigstellung von Stuttgart 21 weitere jährliche Betriebskostenzuschüsse kommen.
Die Geschäfte des Stuttgarter Flughafens laufen demgegenüber zur Zeit nicht besonders gut. Seit dem Jahr 2007, dem Jahr mit den bisher höchsten Passagierzahlen, geht es mit dem Stuttgarter Flughafen mehr oder weniger bergab. Die Fluggastzahlen sinken und sind inzwischen weit davon entfernt, die Zahlen von 2007 wieder zu erreichen. Noch stärker sinkt die Zahl der startenden und landenden Flugzeuge, was vom Flughafenmanagement mit dem Einsatz größerer Flugzeuge begründet wird.
Wenn es um die sinkenden bzw. wenigstens nicht weiter steigenden Passagierzahlen geht, ist das Flughafenmanagement schnell mit Begründungen und Forderungen zur Stelle. Da wird zum Beispiel die Luftverkehrsabgabe genannt. Diese Gebühr betrifft jedoch alle deutschen Flughänfen, auch die erfolgreichen Flughäfen, die weiterhin steigende Passagierzahlen aufweisen. Des weiteren wird die Bundesregierung kritisiert, dass sie zum Beispiel der erfolgreichen und massiv expandierenden Fluggesellschaft Emirates nicht gestattet, in Stuttgart zu landen.
Es mag sein, dass die Emirates Airline, wenn sie Stuttgart anfliegen würde, dem Flughafen einige zusätzliche Passagiere zuschanzen würde. Jedoch ist der Stuttgarter Flughafen bei den Langstreckenverkehren auch bereits mehrfach auf die Nase gefallen. Es gibt zur Zeit ab Stuttgart nur den Langstreckenflug nach Atlanta täglich und an einigen Tagen der Woche einen Flug nach Newark. Ein Langstreckenflug nach Doha wurde zwischenzeitlich wieder eingestellt. Dabei gibt es im Luftverkehr zwischen Deutschland und den USA mittlerweile keinerlei Restriktionen mehr. Jede Fluggesellschaft kann beliebig viele Flüge zwischen beliebigen Flughäfen in Deutschland und den USA anbieten. Warum stehen dann die Airlines in Stuttgart nicht Schlange, um Flüge in die USA zu beantragen?
Die Diskussion um Langstrecken lenkt vom eigentlichen Thema ab
Die Diskussion um die Luftverkehrsabgabe und um Langstreckenflüge lenkt jedenfalls vom eigentlichen Problem des Stuttgarter Flughafens ab. Was ist nun die Ursache für die Misere des Stuttgarter Flughafens? Ein wenig versteckt und verschämt gibt der Flughafen selbst einen Hinweis. In der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift des Stuttgarter Flughafens ("Flugblatt") wird beiläufig erwähnt, dass verschiedene Luftverkehrsgesellschaften ihr Angebot ab Stuttgart so sehr reduziert hätten, dass in der vergangenen Sommer-Hochsaison nicht einmal mehr jeder Fluggast, der von Stuttgart abfliegen wollte, einen Platz bekommen hat. Da müssten jetzt allerdings die Alarmglocken schrillen.
Ich kann hierzu ganz kurz eine selbst gemachte Erfahrung beisteuern. Diese vom Flughafen zugegebenen Engpässe scheinen nicht nur während der Hochsaison, sondern zum Teil auch in der Nebensaison zu existieren. So war es mir nicht möglich, eine einwöchige Flugreise nach Mallorca mit Flug am Wochenende ab/bis Stuttgart im kommenden Februar zu buchen. Das lag nicht an den Hotels auf Mallorca. Da gibt es genug Betten. Die Internetportale meldeten unisono: Der Flug ist ausgebucht, bitte versuchen Sie es zu einem anderen Wochentag oder von einem anderen Flughafen!
Was sagt die Regierung der Balearen zur Misere am Stuttgarter Flughafen?
Das könnte vielleicht auch die Regierung der autonomen spanischen Region der Balearen interessieren. Wir haben zur Zeit auf den Balearen während der Wintersaison eine Arbeitslosenquote von über 20 Prozent. Was würde wohl José Ramón Bauzá Díaz, der Präsident der Region Balearen sagen, würde man ihm mittteilen, dass aus Stuttgart eigentlich wesentlich mehr Urlauber nach Mallorca kommen würden, wenn nur die Fluggesellschaften ab dem Stuttgarter Flughafen mehr Flüge anbieten würden? Bauzá Díaz würde möglicherweise Bundeskanzlerin Merkel anrufen. Merkel würde wahrscheinlich ihren Kanzleramtsminister Altmaier mit der Aufklärung der Angelegenheit beauftragen.
Wir können hier in diesem Blog das sagen, was sich der Flughafen, die Politiker und auch die lokalen Medien nicht zu sagen trauen. Es gibt Anzeichen dafür, dass wir es beim Stuttgarter Flughafen mit Managementversagen zu tun haben. Die Fluggesellschaften zeigen dem Stuttgarter Flughafen nicht wegen der Luftverkehrsabgabe die kalte Schulter und schon gar nicht wegen einer angeblich mangelhaften Bahnanbindung. Der eigentliche Grund für die Misere am Stuttgarter Flughafen ist, dass dieser Flughafen überdurchschnittlich teuer ist. Das gilt für die Gebühren, die die Fluggesellschaften zu zahlen haben. Das gilt auch für die Flugpreise ab Stuttgart. (siehe hierzu auch den Post vom 18.06.2012 in diesem Blog "Mallorca-Urlauber zahlen für Stuttgart 21").
Hauptursache für die Misere am Stuttgarter Flughafen ist das Projekt Stuttgart 21
Die Hauptursache für die hohen Kosten und Gebühren des Stuttgarter Flughafens wiederum ist Stuttgart 21. Die ungeheure Summe von 227 Millionen Euro, die der Flughafen allein an Investitionszuschüssen für dieses Projekt bezahlen muss, hat der Flughafen eigentlich nicht zur Verfügung. Das Managementversagen beim Stuttgarter Flughafen besteht nun darin, dass es das Management versäumt hat, Stuttgart 21 sowie den Beitrag des Stuttgarter Flughafens zu Stuttgart 21 kritisch zu hinterfragen. Wäre dies erfolgt, hätte man herausgefunden, dass der Flughafen eigentlich kein Geld für Stuttgart 21 hat, dass Stuttgart 21 dem Flughafen mehr schadet als nützt, dass Stuttgart 21 dem Flughafen keineswegs die erhofften zusätzlichen über eine Million Fluggäste pro Jahr bringt, sondern im Gegenteil die Zahl der Fluggäste ab Stuttgart vermindert.
Ohne Stuttgart 21 ist es dem Flughafen möglich, preiswerter zu werden und sich damit den anderen Flughäfen in Deutschland anzugleichen. Das würde wiederum dazu führen, dass die Gebühren am Flughafen sinken und die Fluggesellschaften mehr Flüge anbieten. Das wiederum würde allein schon die Zahl der Fluggäste ab Stuttgart um über eine Million pro Jahr steigen lassen. Der Flughafen hätte dann trotzdem noch Geld übrig, um einen zweistelligen Millionenbetrag als Zuschuss für die neue Express-S-Bahn zu geben, die den Flughafen in wenigen Minuten an die Bahnknoten Wendlingen, Plochingen, Nürtingen, Vaihingen und Hauptbahnhof anbindet. Damit hätte der Flughafen dann sogar eine bessere Bahnbindung als bei Stuttgart 21.
Fundel ist seit der Teilnahme an der Schlichtung zu Stuttgart 21 angeschlagen
Nun ist Flughafenchef Fundel seit seiner Teilnahme an der sogenannten Schlichtung zu Stuttgart 21 unter Heiner Geißler bereits angeschlagen. Ich weiß nicht, ob Fundel freiwillig an dieser Veranstaltung teilnahm oder ob er von der damaligen Landesregierung sanft dazu gezwungen wurde. Mit hochgeistigen Ergüssen hat Fundel jedenfalls bei der Schlichtung nicht geglänzt. In einem seiner wenigen Wortbeiträge behauptete er, dass Stuttgart 21 deshalb so wichtig sei, damit die Fluggäste im Falle einer Störung beim Stuttgarter Flughafen mit dem ICE schnell zum Frankfurter Flughafen fahren können.
Als ob eine viele Milliarden Euro teure Investition wie Stuttgart 21 sich dadurch rechnet, dass ein bis zweimal im Jahr bei einer Störung am Stuttgarter Flughafen die Fluggäste nach Frankfurt fahren können! Als ob die Bahn nichts anderes zu tun hat, als teure ICE-Züge vorzuhalten, die dann ein bis zweimal im Jahr zwischen dem Stuttgarter und dem Frankfurter Flughafen verkehren! Als ob diese ICE-Züge im Falle einer Störung dann rechtzeitig am Stuttgarter Flughafen für den Transport der verhinderten Fluggäste bereitstünden!
Verkehrsminister Hermann wird wohl kaum aus seiner Passivität heraustreten
Der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft, der BW-Verkehrsminister Hermann, sollte jedenfall mal mit Fundel Tacheles reden. Allerdings dürfte dies eine vergebliche Hoffnung sein. Hermann wird nach dem Kretschmann`schen Verdikt zu Stuttgart 21 "Der Käs isch gessa" wohl kaum aus seiner Passivität heraustreten. Wir müssen also vorläufig damit leben, dass wir in der Region Stuttgart einen Flughafen haben, der zwar andauernd über die schlechten Rahmenbedingungen jammert, der sich aber nicht einmal in der Lage sieht, seine Hausaufgaben zu machen und die Mobilitätswünsche der Bewohner der Region Stuttgart zu befriedigen.
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