Eigentlich ist die geplante neue Stadtbahnlinie U12 eine gute Idee. Sie ergänzt das Stadtbahnnetz in Stuttgart, sie ermöglicht neue Fahrbeziehungen, sie erschließt neue Stadtteile und sie ist auch von betrieblicher Seite wegen der besseren Anbindung des Betriebshofs Remseck sinnvoll.
Aber leider liegt ein Fluch über der Stadtbahnlinie U12. Es gibt behauptete Abhängigkeiten zum "dümmsten Bauprojekt" (Zitat Süddeutsche), also zu Stuttgart 21. Doch es wäre wirklich der Gipfel der Tragik, würde ein Stuttgarter oder eine Stuttgarterin, nur weil er/sie gerne die neue Stadtbahnlinie U12 hätte, bei der Volksabstimmung Ende November 2011 gegen den Ausstieg aus den Finanzierungsverträgen zu Stuttgart 21 stimmen.
In den beiden letzten Posts haben wir gesehen, dass Sorgen unbegründet sind, die U12 könne ohne Stuttgart 21 nicht verwirklicht werden. Und dies werden wir auch im heutigen Post sehen, wenn es um den Teilabschnitt der U12 zwischen dem Hauptbahnhof und der Nordbahnhofstraße (Haltestelle Milchhof) geht.
Stadtbahnbetrieb zwischen der Haltestelle Hauptbahnhof und der Haltestelle Milchhof gibt es bereits seit einigen Jahren mit der Stadtbahnlinie U15. Die U12 soll jedoch eine andere Route einschlagen, mitten durch das A1-Gebiet (das ist das Gebiet zwischen den Gleisen des Kopfbahnhofs und der Heilbronner Straße) hindurch.
Diese neue Führung der U12 kann aus zwei Gründen nur eingerichtet werden, wenn Stuttgart 21 kommt. Zum einen bedarf es dazu eines neuen Tunnels unter der Heilbronner Straße zwischen den Haltestellen Hauptbahnhof und Türlenstraße. Nur mit einem neuen Tunnel unter der Heilbronner Straße kann der unterirdische Abzweig in das A1-Gebiet hergestellt werden. Der neue Tunnel unter der Heilbronner Straße würde jedoch ohne Stuttgart 21 nicht finanziert.
Für eine Erschließung des A1-Gebiets reicht die vorhandene U-Haltestelle Türlenstraße im wesentlichen aus. Weshalb bedarf es da noch einer Führung der U12 durch das A1-Gebiet mit der neuen Haltestelle Budapester Platz? Dies hat seinen Grund im A2-Gebiet, das bereits im letzten Post eine Rolle spielte. Das A2-Gebiet soll durch die Haltestelle Budapester Platz erschlossen werden. Im Gegensatz zum A1-Gebiet, das unabhängig von Stuttgart 21 bebaut werden kann, ist eine Bebauung des A2-Gebiets nur nach Fertigstellung von Stuttgart 21 möglich.
Bei der gerade im Gang befindlichen Bebauung des A1-Gebiets war man in einer Zwickmühle. Man musste unter der neuen Stadtbibliothek bereits ein Tunnelstück für die U12 bauen, auch auf die Gefahr hin, dass bei einem Stopp von Stuttgart 21 dieses Tunnelstück einmal eine Bauruine sein würde. Dasselbe gilt für die Parzelle zwischen der neuen Bibliothek und der Heilbronner Straße. So ist zur Zeit der Tunnel unter dem A1-Gebiet vom Rand der Heilbronner Straße bis zur Tunnelrampe bei der neuen Bibliothek vorhanden.
Was ist aber nun, wenn Stuttgart 21 nicht kommt (und davon gehen wir in diesem Blog ja aus, sonst würde dieser Blog keinen Sinn machen)? Dann wird weder der Tunnel unter der Heilbronner Straße umgebaut, noch macht dann eine Haltestelle Budapester Platz Sinn. Die U12 fährt dann wie heute die U15 zur Haltestelle Milchhof. Die unter dem A1-Gebiet bereits gebauten Tunnel würden nicht mehr benötigt.
Wäre das schlimm? Nein! Auch wenn dieses Wort durch unsachgemäßen Gebrauch seitens eines Bankers verbrannt ist, so ist es beim hier zu besprechenden Sachverhalt doch passend: die bereits gebauten Tunnelabschnitte unter dem A1-Gebiet und deren Kosten sind peanuts. Peanuts sowohl im Vergleich mit den Aufwändungen, die für den Umbau des Tunnels unter der Heilbronner Straße und den neuen Abzweig ins A1-Gebiet entstehen würden. Und erst recht Peanuts im Vergleich zu den Kosten von Stuttgart 21. Vielleicht kann man die kurzen Tunnelabschnitte unter dem A1-Gebiet später mal als Lagerraum nutzen. Vielleicht aber laufen sie auch nur mit Wasser voll - wie das heute bereits teilweise der Fall ist und wie das nach den Berichten von Mitarbeitern der Bibliothek auch bei den Kellerräumen der neuen Bibliothek teilweise bereits der Fall ist.
Und was den Nutzen-Kosten-Faktor der U12 betrifft, ist eine Führung wie bei der U15 ebenfalls günstig. Bis auf die Verlängerung der Bahnsteige der Haltestelle Pragfriedhof sind hierfür keinerlei Investitionen erforderlich. Die zukünftigen Fahrgäste aus dem A1-Gebiet werden alle über die vorhandene U-Haltestelle Türlenstraße aufgenommen.
Aber halt: ein Bauwerk auf dem A1-Gebiet muss wieder abgerissen werden. Dies ist die neue Tunnelrampe vor der geplanten Haltestelle Budapester Platz. Man kann diese Rampe in ihrer ganzen Hässlichkeit zur Zeit nur vom Gleisvorfeld des Kopfbahnhofs aus sehen. Solche Rampen und Schlünde brauchen wir nun wirklich in der Stuttgarter Innenstadt nicht mehr. Wir werden in den kommenden Jahrzehnten genug zu tun haben, die drei noch in der Innenstadt vorhandenen Tunnelrampen der Stadtbahn in der Charlottenstraße, der Schlossstraße und der Fritz-Elsas-Straße zu beseitigen.
Im nächsten Post geht es um Perspektiven für die U15, die Museumsstraßenbahn und die Straßenbahn in der Innenstadt, die sich auftun, sobald Stuttgart 21 gestoppt ist.
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