Dienstag, 20. September 2011

200 Millionen Euro für Stadtbahn-Stillstand bei Stuttgart 21

In Bremen soll eine 11,1 Kilometer lange neue Straßenbahnstrecke gebaut werden. Die Kosten für die neue Strecke werden auf 31 Millionen Euro beziffert. Ob die Bürgerinnen und Bürger von Bremen diese Summe als hoch einschätzen oder ob sie den Aufwand für gerechtfertigt halten, kann ich nicht sagen.

Aufschrecken würden die Bürgerinnen und Bürger von Bremen jedoch, würden sie erfahren, dass in Stuttgart im Zusammenhang mit dem Projekt Stuttgart 21 die sechs- bis siebenfache Summe der Bremer Straßenbahninvestitionen in Umbauten für die Stadtbahn gesteckt werden soll. Die in Stuttgart im Raum stehenden 200 Millionen Euro dienen jedoch nicht dazu, neue Strecken oder Haltestellen für die Stadtbahn zu bauen. Sie dienen nicht einmal dazu, markante Verbesserungen für die Stadtbahn zu erreichen. Die 200 Millionen Euro fallen allein dafür an, teure bestehende Tunnel für die Stadtbahn sowie U-Haltestellen abzureißen und sie in etwas veränderter Form wieder aufzubauen. Und dieses Manöver ist allein deshalb erforderlich, damit die Tunnel für Stuttgart 21 über oder unter den Stadtbahntunneln hindurchgebaut werden können.



Für 200 Millionen Euro könnte man in Bremen über 70 Kilometer neue Straßenbahnstrecke bauen und damit das bestehende Straßenbahnnetz fast verdoppeln. Dasselbe könnte man in vielen anderen Städten Deutschlands machen. Eigentlich sollte man die Straßenbahnstädte Deutschlands darüber informieren, wie in Stuttgart die Millionen zum Fenster hinausgeworfen werden. Vielleicht findet sich dann noch die eine andere Institution, die die Verfassungsmäßigkeit der Mischfinanzierung von Stuttgart 21 vor Gericht klären lässt.

Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch die Bauzeit für die neuen Stadtbahntunnel. Das sind ja nicht nur ein paar Wochen oder Monate. Das sind Jahre. Und der Bau ist kompliziert. Denn die zu verlegenden Tunnel (U-Haltestelle Staatsgalerie mit vier Anschlusstunnel sowie Tunnel unter der Heilbronner Straße zwischen den U-Haltestellen Hauptbahnhof und Türlenstraße) müssen ja irgendwie an die vorhandenen Tunnel angeschlossen werden. Und während des Abrisses der alten Tunnel bis zur Inbetriebnahme der neuen Tunnel kann wohl zeitweise die Stadtbahn nicht fahren. Dann gibt es Busersatzverkehr mit mehrmaligem Umsteigen und Verlängerung der Fahrzeiten. 

Tausende und Abertausende von Stadtbahnfahrgästen in Stuttgart müssen also über viele Jahre hinweg leiden, damit in fünfzehn bis zwanzig Jahren vielleicht ein neuer Bahnhof in Stuttgart in Betrieb gehen kann, der nicht mehr leistet als der vorhandene Bahnhof, der die Struktur der Stadt kaputt gemacht hat und der den öffentlichen Verkehr in der Region Stuttgart unbezahlbar gemacht hat.

Schon die 200 Millionen Euro für die Umbauten an den Stadtbahntunneln kann man sich eigentlich nicht mehr so richtig vorstellen. Dabei ist dies gerade mal vier Prozent der Summe, die für Stuttgart 21 insgesamt anfällt - wenn alles gut geht. Die Kosten für Stuttgart 21 sind so hoch, dass man die Zahlen zwar wahrnehmen, aufschreiben und nennen kann. Wirklich begreifen kann man diese Summen aber nicht mehr. Aber man kann erahnen, zu was für einer Metropole man Stuttgart ausbauen könnte, stünden die für Stuttgart 21 anfallenden Summen für eine vernünftige Stadtplanung zur Verfügung.   
 

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