Samstag, 25. Oktober 2025

Neuer ICE-Sprinter Stuttgart - Berlin: Probleme auf der Strecke, aber verträglich mit dem Stuttgarter Kopfbahnhof?

Der neue, ab Dezember 2025 fahrende ICE-Sprinter Stuttgart - Berlin und zurück verursacht augenscheinlich einige Probleme im Streckenverlauf. Der bestehende Stuttgarter Kopfbahnhof scheint jedoch mit dem neuen ICE-Sprinter keine Probleme zu haben. Jedenfalls wird das in den Medien nicht thematisiert.

Sehen wir uns das mal näher an. 

Viele Lokalpolitiker in Baden-Württemberg und Bayern haben in den vergangenen Wochen Bedenken in Bezug auf den neuen Sprinter geäußert. Der Sprinter beeinträchtige den Regionalverkehr zwischen Stuttgart und Nürnberg, weil er ohne Halt zwischen Stuttgart und Nürnberg fährt.

 

Abschnitt Waiblingen - Backnang
Hier fährt der Sprinter zusammen mit der Stuttgarter S-Bahn und den Metropolexpresszügen. Die S3 fährt alle 15 Minuten. In dieses Korsett muss sich der Sprinter einzwängen. Der Metropolexpress hat bessere Karten wegen des Zwischenhalts Winnenden. Beim Sprinter ist zu vermuten, dass er hinter der S-Bahn herzuckeln muss. 
 
Abschnitt Backnang - Schwäbisch Hall-Hessental
Dieser Abschnitt ist zum größten Teil eingleisig. Hier kann es wegen des neuen Sprinters zu zusätzlichen und/oder längeren Halten von Gegenzügen in den zweigleisigen Bahnhöfen kommen. Mehr noch: Auch die in derselben Richtung wie der Sprinter fahrenden Regionalzüge werden ggf. auf ein Ausweichgleis geschickt, um den Sprinter vorbeifahren zu lassen.  
 
Abschnitt Ansbach -  Nürnberg
Hier hat sich der Landrat des Landkreises Ansbach bereits zu Wort gemeldet. Denn zwischen Ansbach und Nürnberg fährt auch die Nürnberger S-Bahn. Und hier könnte es zu Konflikten zwischen S-Bahn und ICE-Sprinter kommen.
 
Kopfmachen in Nürnberg
Im Hauptbahnhof der Frankenmetropole Nürnberg ist der einzige planmäßige Halt des Sprinters zwischen Stuttgart und Berlin. Ob das wegen der Wichtigkeit von Nürnberg erfolgt, ist nebensächlich. Denn der Sprinter macht in Nürnberg Kopf und muss deshalb sowieso in Nürnberg halten. 
 
Bevor wir zum Stuttgarter Kopfbahnhof zurückkehren, reisen wir mit dem neuen ICE-Sprinter mal noch ein wenig weiter Richtung Berlin.
    
Der Engpass im Knoten Bamberg
Ab Nürnberg in Richtung Erfurt ist die Strecke bereits weitgehend viergleisig ausgebaut. Neben dem starken Regional- und S-Bahnverkehr ist dies jetzt auch eine der wichtigsten ICE-Strecken Deutschlands (Berlin - München). Nur bei Bamberg gibt es eine ca. 7 Kilometer lange Lücke in der Viergleisigkeit. Hier wird auch der Fernverkehr immer wieder ausgebremst. Seit Jahrzehnten wird hier herumgeplant. Erst vor wenigen Wochen haben sich die neuen Projektleiter im Gemeinderat von Bamberg vorgestellt. Hoffen wir, dass es mit dem viergleisigen Ausbau bei Bamberg bald vorangeht.
       
Die "Thüringer Wald-U-Bahn"
Die ICE-Achse Berlin-München quert den Thüringer Wald in einer Schnellfahrstrecke der Superlative. Große Teile verlaufen im Tunnel, deshalb auch die Bezeichnung "Thüringer Wald-U-Bahn". Die zahlreichen Fahrgäste schauen in ihre Handys oder Laptops. Aus dem Fenster zu schauen lohnt sich trotzdem.   
 
Thüringer Wald: zum Teil in ganz schlechtem Zustand
Nur wenige Sekunden erlaubt die Thüringer Wald-U-Bahn für Blicke auf den Thüringer Wald. Und das sind zum Teil schockierende Bilder. Ganze Hänge sind kahl, anderswo sieht man ein Meer von nadellosen Bäumen. Der Borkenkäfer ist irgendwie ja auch ein Teil der Natur. Maßgebend ist die in den vergangenen Jahrhunderten erfolgte Aufforstung des Thüringer Walds mit standortfremden Fichten-Monokulturen.
  
Für den Deutschlandtakt: Zwei neue Überwerfungsbauwerke beim Erfurter Hauptbahnhof
Der Erfurter Hauptbahnhof wurde 2002 - 2008 modernisiert und quasi neugebaut. Dies ist jetzt ein wichtiger ICE-Knoten der Strecken Frankfurt am Main - Erfurt - Leipzig und Berlin - Erfurt -  München. Der Quasi-Neubau des Hauptbahnhofs war aber augenscheinlich nicht vollständig. Jetzt wird gefordert, dass zum Funktionieren des Deutschlandtakts auf beiden Seiten des Hauptbahnhofs riesige Überwerfungsbauwerke gebaut werden. Sie sollen die Fahrzeiten reduzieren und höhengleiche Gleiskreuzungen vermeiden. 
  
Feste Fahrbahn im Verlauf der Schnellfahrstrecke Erfurt - Halle/Leipzig
Die ICE fahren auf der Schnellfahrstrecke Erfurt - Halle/Leipzig mit max 300 km/h. Und das sehr ruhig. Der Grund ist die feste Fahrbahn. Im Gegensatz dazu besitzt die Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart zum größeren Teil keine feste Fahrbahn. Die Fahrt erscheint deshalb zwischen Mannheim und Stuttgart nicht so ruhig wie im Verlauf zwischen Erfurt und Halle/Leipzig.   
 
Durchfahrt durch den Hauptbahnhof von Halle an der Saale: Das taten früher auch die Transitzüge durch die DDR
Der neue Sprinter fährt auch ohne Halt durch den Hauptbahnhof von Halle an der Saale. Das gab es vor Jahrzehnten zu den Zeiten der DDR bereits schon einmal. Ich erinnere mich an eine Klassenfahrt mit einem Transitzug von Stuttgart nach Berlin. Es ging durch den Hauptbahnhof von Halle an der Saale. Niemand durfte ein- oder aussteigen. Die Züge durften nicht zum Stehen kommen. Auf dem Bahnsteig standen im 20 Meter-Abstand Soldaten der DDR, die ganz genau schauten, dass sich niemand dem Zug näherte oder ausstieg. Das war Weltgeschichte vor dem Zugfenster.
 
Halle an der Saale
Der Sprinter wird nicht in Halle an der Saale halten. Aber das sei als letzter Punkt der kleinen Reise Richtung Berlin gestattet: Halle an der Saale ist mehrere Reisen wert. So ist die Altstadt von Halle einer der größten Denkmalbereiche Deutschlands. Reisende aus Stuttgart seien jedoch gewarnt: Der Vergleich von Stuttgart und Halle kann angesichts der zahlreichen gesichtslosen Nachkriegsbauten Stuttgarts zu Depressionen führen. 
      
Der ICE-Sprinter und der Stuttgarter Kopfbahnhof
Fassen wir mal kurz zusammen. Der neue ICE-Sprinter Stuttgart - Berlin erfährt im Verlauf seiner Strecke verschiedenste Probleme und Engstellen. Der Stuttgarter Kopfbahnhof scheint nicht dazuzugehören. Augenscheinlich ist der Stuttgarter Kopfbahnhof in der Lage, auch noch zusätzlichen Fernverkehr aufzunehmen.
   
Stuttgart 21: Die vollkommen falsche Prioritätensetzung
Daraus folgt die Feststellung, dass das Projekt Stuttgart 21 das vollkommen falsche Projekt im Rahmen des Bahnausbaus in Baden-Württemberg ist. An Stelle von Stuttgart 21 hätte man viele Strecken ausbauen müssen. Dazu gehört z.B. das durchgehende  zweite Gleis im Verlauf der Murrbahn und der Gäubahn. Andere Strecken hätten ein drittes Gleis erhalten müssen. Für den Bahnknoten Stuttgart wäre zu einem späteren Zeitpunkt eine Kombilösung mit Durchmesserlinie richtig gewesen.  

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