Freitag, 27. Mai 2022

9-Euro-Ticket-Probleme auf der Gäubahn zeigen Erfordernis für Neustrukturierung des Regionalverkehrs

Die 9-Euro-Ticket-Probleme auf der Gäubahn sind gelöst. 

Das ändert allerdings nichts daran, dass als Folge dieser Probleme der Regionalverkehr auf verschiedenen Strecken im Land BW neu strukturiert werden muss und die Schnittstelle zum eigenwirtschaftlichen Fernverkehr der Bahn neu definiert werden muss.

Zusätzliches Geld des Landes BW hat nun dazu geführt, dass man mit dem 9-Euro-Ticket in den kommenden Monaten Juni, Juli und August auch die Züge mit einer doppelten Zugnummer (Regionalverkehrsnummer und Fernverkehrsnummer) im Verlauf der Gäubahn nutzen kann. 

Die Grundursache für diese Probleme sowie für die Probleme auf anderen Regionalstrecken sind damit aber nicht gelöst. Wenn das Land BW schon Geld in die Hand nimmt, um die 9-Euro-Ticket-Probleme zu lösen, dann sollte eigentlich auch Geld vorhanden sein, um auf einigen Regionalstrecken eine neue Struktur einzuführen.

Beispiel Stuttgart-Karlsruhe
Eigentlich ist dort ein Halbstundentakt mit IRE eingerichtet (ohne Wochenenden). Alle zwei Stunden gibt es jedoch eine Taktlücke beim IRE, immer dann, wenn der IC Stuttgart-Karlsruhe über Pforzheim fährt. Fahrgäste mit Nahverkehrsticket haben dann das Nachsehen und müssen bis zu eine Stunde auf ihre Fahrt nach Stuttgart oder Karlsruhe warten.

So schafft man keine attraktive Bahn und so kann man die Fahrgastzahlen bei der Bahn bis 2030 nicht verdoppeln. Die Lösung des Problems mag zunächst radikal klingen. Der IC Stuttgart-Karlsruhe über Pforzheim muss eingestellt werden und durch einen IRE ersetzt werden. Der IRE fährt genauso schnell von Stuttgart nach Karlsruhe wie der IC. Dadurch entsteht dann der saubere Halbstundentakt mit dem IRE von Stuttgart nach Karlsruhe und zurück.

Beispiel Stuttgart-Aalen
Alle zwei Stunden fährt ein schneller IRE auf dieser Strecke. Warum aber nur alle zwei Stunden? Nun, weil in der anderen Stunde der IC Stuttgart-Nürnberg fährt. Das geht so nicht weiter. Auch dieser IC muss eingestellt werden. Statt dessen muss das Land BW zusammen mit Bayern einen zweistündlichen IRE Stuttgart-Nürnberg schaffen. Für die Relation Stuttgart-Aalen ergibt sich dann ein Stundentakt.

Beispiel Gäubahn
Der Angebot auf der Gäubahn besteht im Wesentlichen heute aus zwei Zweistundentakten, die sich zu einem Fast-Stundentakt überlagern. Auch hier gilt jedoch: Das kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Das ist keine attraktive Bahn. So bringt man die Menschen nicht von der Autoban A 81 herunter.
 
Auch hier muss das Land aktiv werden und einen sauberen IRE-Stundentakt einführen. Die heutigen Fernverkehre müssen eingestellt werden. Hinzu kommt noch, dass die Bodenseemetropole Konstanz nicht direkt an die Landeshauptstadt Stuttgart angebunden ist. Das haben wir hier in diesem Blog schon vielfach genannt. Das geht überhaupt nicht. Eine Autobahn gibt es zwischen Konstanz und Stuttgart, aber keine durchgehende IRE-Verbindung!
 
Das Land muss für die Gäubahn einen sauberen Stundentakt mit IRE Konstanz-Stuttgart bestellen. Alle Ausbaumaßnahmen der Gäubahn haben sich darauf zu fokusieren. Die Schweiz und deren Anbindung an BW und Stuttgart haben wir hierbei nicht vergessen. Der stündlich verkehrende IRE ermöglicht einen schlanken, stündlichen Anschluss in Singen von Stuttgart nach Zürich sowie einen ebenfalls schlanken, stündlichen Anschluss in Konstanz von Stuttgart nach St. Gallen. 
 
Die Bahnreform muss man sich noch einmal ansehen
Wenn es gar nicht anders geht, muss man die Bahnreform der Neunziger Jahre sich noch einmal ansehen. Vielleicht ist die Trennung in eigenwirtschaftlichen Fernverkehr und von den Ländern bestellten Regionalverkehr doch nicht so gut. Vielleicht sollte man nach dem Vorbild der Schweiz doch wieder einen einheitlichen Tarif einführen, wenigstens für IC, IRE, RE, RB und S-Bahn?    

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