Der neue Regionalbahnhof Stuttgart-Vaihingen ist fertiggestellt. Ab dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 werden dort einige Züge halten. Zufrieden kann man jedoch erst sein, wenn dort die Metropolexpresszüge (MEX) der Relation Stuttgart - Horb halbstündlich halten. Aber darauf muss man noch ein wenig warten.
Viel später als Stuttgart 21 geplant, aber viel früher fertig
Der Regionalbahnhof Stuttgart-Vaihingen zeigt, wie der Bahnausbau in BW eigentlich vonstatten gehen müsste. Viel später als beim Projekt Stuttgart 21 hat man beim Regionalbahnhof Stuttgart-Vaihingen mit der Planung begonnen. Aber viel früher als Stuttgart 21 ist dieser Bahnhof nun fertiggeworden. Und dieser Bahnhof ist ein eigentlicher Bahnausbau. Mit überschaubaren Kosten hat man hier viel für das System Bahn getan.
Bahn und Verband Region Stuttgart sollten dem Land BW eigentlich danke sagen
Das Land BW hat den Regionalbahnhof Vaihingen finanziert. Dafür sollten die Bahn und der für die Stuttgarter S-Bahn zuständige Verband Region Stuttgart dem Land eigentlich danke sagen. Denn der Regionalbahnhof Stuttgart-Vaihingen hat bereits während der Sommerferien der wegen der Sperrung der Stammstrecke arg gebeutelten Stuttgarter S-Bahn geholfen, indem eine Verstärkungslinie vom Flughafen am neuen Regionalverkehrsbahnsteig in Vaihingen halten konnte. Zudem konnten einige Züge, anstatt bereits in Böblingen zu enden, bis zum neuen Regionalverkehrsbahnsteig in Vaihingen verlängert werden.
Zuerst geschmäht - jetzt überschwänglich gelobt
Jahrzehnteland hat der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) einen Regionalbahnhof Stuttgart-Vaihingen auf seiner Website abgelehnt. Dagegen lobt jetzt die Bahn in einer Pressemitteilung zum Fahrplanwechsel den neuen Regionalbahnhof überschwänglich und stellt die Vorteile für viele Fahrgäste im südlichen Teil von Stuttgart heraus.
Das Verkehrsangebot ab dem 12. Dezember 2021 kann nur ein erster Schritt sein
Ab dem 12. Dezember 2021 werden nach jetzigem Sachstand (den wir auch gerne korrigieren, wenn ab dem 13.10.2021 der neue Fahrplan abrufbar sein wird) zweistündlich die gemischten IC/RE Stuttgart-Singen im Bahnhof Stuttgart-Vaihingen halten. Das aber kann nur ein erster Schritt sein.
Die Bahn muss sich dem Auto annähern
Die Bahn wird niemals das Auto mit seiner ständigen Verfügbarkeit und mit seinen Transportmöglichkeiten von Haus zu Haus erreichen können. Jedoch sollte die Bahn sich diesen Vorteilen des Autos möglichst weit annähern.
Das gelingt nicht durch einen Halt von Zügen alle zwei Stunden. Und dazu trägt auch eine einmalige Durchbindung pro Tag z.B. von der Gäubahn in Richtung Frankfurt/Main wenig bei. Dagegen bringt ein Halbstundentakt des MEX mit Anschlüssen im Stuttgarter Hauptbahnhof in alle Richtungen einen Attraktivitässprung für die Bahn, eine substanzielle Annäherung an das Auto. Der MEX Stuttgart-Horb entlastet zudem die S-Bahn Herrenberg - Böblingen - Vaihingen - Hauptbahnhof und/oder bringt zusätzliche Fahrgäste für das System Bahn in diesem Korridor.
Ist die Verdoppelung des Bahnverkehrs bis zum Jahr 2030 ehrlich gemeint?
Wenn man verschiedene Verlautbarungen zur Zukunft des Bahnverkehrs liest, gewinnt man den Eindruck, dass die angestrebte Verdoppelung des Bahnverkehrs bis zum Jahr 2030 sich zumindest zu einem Teil auf Neuverkehre bezieht. So wirbt die Bahn in einer Pressemitteilung damit, dass ab dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 ein Fernzug pro Tag von Frankfurt über Ulm auf die Südbahn bis Friedrichshafen durchgebunden wird und damit Tagesausflüge an den Bodensee möglich werden.
Das aber wäre Neuverkehr. Ist in Zeiten des Klimawandels zusätzlicher Verkehr wirklich anzustreben? Die Verdoppelung des Bahnverkehrs macht nur Sinn, wenn die neuen, zusätzlichen Bahnfahrgäste Umsteiger vom Auto sind. Ein halbstündliches Systemangebot mit immer gleichen Anschlüssen in bestimmten Knotenpunkten, wie das der MEX darstellt, kann dagegen sehr wohl Umsteiger vom Auto generieren.
Wann kommt denn der MEX Stuttgart - Horb über Stuttgart-Vaihingen?
Der Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 wird den halbstündlich verkehrenden MEX Stuttgart - Horb über Stuttgart-Vaihingen (eine von sieben geplanten MEX-Linien) noch nicht bringen.
Warum eigentlich nicht? Wir listen nachfolgend mögliche Gründe auf, warum sich der MEX Stuttgart - Horb bisher rar macht. Ob die jeweiligen Gründe wirklich zutreffen, bleibt jedoch offen.
1. Das Land BW hat die Züge für den MEX Stuttgart - Horb noch nicht bestellt.
2. Das Land BW hat die Züge für den MEX zwar bestellt. Sie wurden aber noch nicht geliefert.
3. Der halbstündlich verkehrende MEX bringt Probleme bei der Mischverkehrsstrecke Rohr - Böblingen.
4. Der halbstündlich verkehrende MEX bringt Probleme bei der Mischverkehrsstrecke Böblingen - Herrenberg.
5. Der halbstündlich verkehrende MEX bringt Probleme bei der Mischverkehrsstrecke Herrenberg - Horb.
6. Der Signalabstand im Verlauf der Panoramastrecke der Gäubahn ist zu groß und muss verkleinert werden.
7. Im Stuttgarter Kopfbahnhof ist zur Zeit für den halbstündlich verkehrenden MEX Stuttgart - Horb kein Platz.
8. Das Land BW wartet mit einer Bestellung von Verkehrsleistungen für den MEX Stuttgart - Horb solange, bis die Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof sowie der vorübergehende Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs in trockenen Tüchern sind.
9. Das Land muss seine für die Bahn vorhandenen Mittel in die zahlreichen Verbesserungsprojekte von Stuttgart 21 sowie in die Bestellung eines teuren IRE im Verlauf der Schnellfahrstrecke Stuttgart-Ulm investieren, so dass für den MEX Stuttgart - Horb zunächst mal keine Mittel vorhanden sind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.