Donnerstag, 17. März 2022

Inbetriebnahme der NBS Wendlingen-Ulm ab Dezember 2022 wirkt sich negativ auf die S-Bahnlinie S1 aus

Die zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 geplante Inbetriebnahme der NBS Wendlingen-Ulm (ohne Stuttgart 21) wird sich negativ auf die S-Bahnlinie S1 auswirken.

Das teilte der Verband Region Stuttgart in einer Sitzungsvorlage zur öffentlichen Sitzung des Verkehrsausschusses am 09.02.2022 mit.

Konkret wird sich die Standzeit der S1 im Bahnhof Plochingen in beiden Fahrtrichtungen von heute zwei Minuten auf zukünftig drei Minuten verlängern.

Warum hat die S1 eine Standzeit in Plochingen?
Das hängt mit der eingleisigen Strecke der S1 zwischen Wendlingen und Kirchheim unter Teck zusammen. Gäbe es die Standzeit nicht, würden sich die Züge der S1 im Bereich des eingleisigen Streckenabschnitts zwischen Wendlingen und Kirchheim/Ötlingen begegnen. 
 
Durch die Standzeiten in Plochingen wird erreicht, dass die Zugsbegegnung im Bereich des zweigleisigen Abschnitts beim Bahnhof Wendlingen und östlich davon stattfindet.
 
Warum erhöht sich ab Dezember 2022 die Standzeit der S1 in Plochingen?
Das hängt mit dem stündlich verkehrenden ICE zusammen, der ab diesem Zeitpunkt über die NSB und anschließend über den Abschnitt Wendlingen-Plochingen verkehren wird. Diesem ICE muss die S1 ein wenig ausweichen und somit noch länger in Plochingen warten.
 
Die Pünktlichkeit der S1 wird ebenfalls abnehmen
In der Vorlage des Verbands Region Stuttgart wird zur Pünktlichkeit der S1 nichts gesagt. Dabei gibt es ab Dezember 2022 im Abschnitt zwischen Wendlingen und Plochingen einen extremen Mischverkehr aus ICE, IRE, RE und S-Bahn. Verspätungen, die zum Beispiel der ICE mit sich führt, werden sich negativ auf die S1 in der Form von Folgeverspätungen auswirken. Auch die Pünktlichkeit des ICE wird wegen des extremen Mischbetriebs leiden.
 
Vor- und Nachteile der vorgezogenen Inbetriebnahme der NSB halten sich die Waage
Sehen wir uns mal die Vorteile der vorgezogenen Inbetriebnahme der NBS ab Dezember 2022 an:
Der ICE Stuttgart-Ulm und umgekehrt gewinnt ein paar Minuten Fahrzeit
Es fährt ein neuer IRE Ulm-Merklingen-Wendlingen
Der Übereckverkehr Tübingen-Ulm wird durch Umsteigen in Wendlingen schneller
Das Filstal wird von einem ICE pro Stunde entlastet. Das wirkt sich positiv auf den Regionalverkehr dort aus.
 
Dem stehen aber Nachteile gegenüber:
Die Fahrzeit der S1 wird sich verlängern.
Die Pünktlichkeit der S1, des ICE, des IRE und des RE im Abschnitt zwischen Wendlingen und Plochingen wird leiden.
Es gibt eine neue höhengleiche Gleiskreuzung in Plochingen zwischen dem ICE von Ulm und den Zügen in Richtung Göppingen sowie eine weitere neue höhengleiche Gleiskreuzung zwischen der S-Bahn von Wendlingen und dem ICE in Richtung Ulm über Wendlingen.
Der IRE Ulm-Merklingen-Wendlingen ist für Fahrten Ulm-Stuttgart wenig attraktiv, weil in Wendlingen umgestiegen werden muss. Da fährt man besser mit dem bestehenden IRE Ulm-Stuttgart über Göppingen.
 
Vor- und Nachteile dürften sich somit die Waage halten. Die vorgezogene Inbetriebnahme der NBS Wendlingen-Ulm kostet Geld und bringt wenig. Stuttgart 21 geht frühestens Ende 2025, möglicherweise aber noch später in Betrieb. Die ursprüngliche Planung einer Durchmesserlinie für den Bahnknoten Stuttgart mit Beibehaltung des Kopfbahnhofs wäre somit besser gewesen. Mit dieser Planung hätte wahrscheinlich die Strecke Ulm-Stuttgart in einem Zug in Betrieb gehen können.     

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.