Freitag, 23. Juli 2021

Noch mehr Züge auf die Stammstrecke der S-Bahn: Verband Region Stuttgart ist auf dem Holzweg

Der Verband Region Stuttgart will nicht davon ablassen, noch mehr Züge als bisher auf die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn zu schicken.

24 Züge pro Stunde und Richtung im Verlauf der Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn scheinen dem Verband Region Stuttgart nicht genug zu sein. Unter anderem das Zugsicherungssystem ETCS soll dafür sorgen, dass noch (wesentlich) mehr Züge auf die Stammstrecke der S-Bahn gepackt werden können. Dabei müssen viele S-Bahnzüge bereits heute vor der Einfahrt in die Stammstrecke im Gleisvorfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs bzw. im Hasenbergtunnel warten.

Im Bereich der Münchner S-Bahn, deren Aufgabenträger die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), also nicht etwa die Region München, sondern der Freistaat Bayern selbst ist, scheint man dieses Thema der Zahl der Züge pro Stunde und Richtung im Verlauf einer S-Bahn-Stammstrecke vollkommen anders zu sehen.

In München fahren zukünftig weniger Züge im Verlauf der Stammstrecken
Heute fahren noch 30 Züge pro Stunde und Richtung durch die einzige Stammstrecke der Münchner S-Bahn. Hierzu hat man das Signalsystem im Verlauf der Stammstrecke aufwändig neugestaltet. Dafür war eine Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke an vielen Wochenenden notwendig. Inzwischen aber zeigt sich, dass 30 Züge pro Stunde und Richtung im Verlauf der Stammstrecke zu viele sind - modernes Signalsystem hin oder her. Irgendwie bekommt man zwar die 30 Züge pro Stunde und Richtung schon durch. Das aber geht über Gebühr auf Kosten der Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit. Auch die Fahrzeiten verlängern sich durch den zeitweiligen S-Bahnstau im Verlauf der Stammstrecke.

Nun ist in München gerade die Zweite Stammstrecke der S-Bahn im Bau. Die Münchner S-Bahn soll bis zur Eröffnung der Zweiten Stammstrecke ebenfalls mit dem Zugsicherungssystem ETCS ausgetattet werden. Bei einer weiteren Verdichtung des Verkehrs im Verlauf der Stammstrecken gibt es aber Fehlanzeige. Im Gegenteil: Im Verlauf beider Stammstrecken der Münchner S-Bahn werden zukünftig jeweils wesentlich weniger als die heutigen 30 Züge pro Stunde und Richtung fahren. 

Ein wesentlicher Grund für den Bau der Zweiten Stammstrecke der Münchner S-Bahn ist die Entlastung der ersten Stammstrecke. Damit geht man in München den diametral entgegengesetzten Weg im Vergleich zu Stuttgart. In München hat man gesehen, dass für einen pünktlichen, regelmäßigen und schnellen S-Bahnverkehr Zeitpuffer vorhanden sein müssen und jedenfalls wesentlich weniger als 30 Züge pro Stunde und Richtung durch eine Stammstrecke fahren dürfen.

Sehen wir uns das mal für die beiden Münchner Stammstrecken konkret an (Quelle: wikipedia).

 

Erste Stammstrecke zukünftig
S 2 im 10 Minuten-Takt = 6 Züge pro Stunde und Richtung
S 3 im 15 Minuten-Takt = 4 Züge pro Stunde und Richtung
S 4 im 15 Minuten-Takt = 4 Züge pro Stunde und Richtung
S 7 im 20 Minuten-Takt = 3 Züge pro Stunde und Richtung
S 8 im 15 Minuten-Takt = 4 Züge pro Stunde und Richtung
 
Summe: 21 Züge pro Stunde und Richtung
 
Zweite Stammstrecke zukünftig
S 1 im 15 Minuten-Takt = 4 Züge pro Stunde und Richtung
S 6 im 15 Minuten-Takt = 4 Züge pro Stunde und Richtung
S 18X im 30 Minuten-Takt = 2 Züge pro Stunde und Richtung
S 21X im 60 Minuten-Takt = 1 Zug pro Stunde und Richtung
S 23X im 30 Minuten-Takt = 2 Züge pro Stunde und Richtung
S 24X im 30 Minuten-Takt = 2 Züge pro Stunde und Richtung
 
Summe: 15 Züge pro Stunde und Richtung
 
Man sieht also, dass die zukünftigen Zugzahlen im Verlauf der Stammstrecken der Münchner S-Bahn weit unter den heute gefahrenen 30 Zügen pro Stunde und Richtung bleiben und sogar auch noch weit unter den in Stuttgart zur Zeit gefahrenen 24 Zügen pro Stunde und Richtung bleiben. Damit deutet einiges darauf hin, dass bereits die heute in Stuttgart gefahrenen 24 Züge pro Stunde und Richtung zu viel sind.

Wie kann es jetzt in Stuttgart weitergehen?
Es ist ein Maßnahmenpaket zu beschließen, das ohne zusätzliche S-Bahnzüge im Verlauf der Stammstrecke auskommt.

Zunächst mal sind zusätzliche S-Bahn-Triebwagen zu beschaffen, damit alle Züge der Stuttgarter S-Bahn mit drei zusammengekuppelten Triebwagen fahren können.

Dann werden halbstündlich verkehrende Express-S-Bahn-Linien überall dort eingerichtet, wo der Metropolexpress nicht hinfährt. Das sind die Strecken nach Weil der Stadt/Calw, nach Marbach am Neckar und nach Kirchheim unter Teck. Diese Express-S-Bahn-Linien fahren in die Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof.

Dann muss man auch überlegen, ob man nicht eine der sechs im Verlauf der Stammstrecke verkehrenden S-Bahnlinien von dort wegnimmt und in die Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof führt. Das könnte die S 6 sein.

Die zukünftige Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof dient dem Regionalverkehr und dem S-Bahnverkehr. Es ist deshalb hier eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Land BW (Regionalzüge) und dem Verband Region Stuttgart (S-Bahn) erforderlich. Alternativ macht es auch Sinn, wenn die Zuständigkeit für die Stuttgarter S-Bahn vom Verband Region Stuttgart an das Land BW übergeht. 
 
 

 

      

 

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