Gemäß einem Pressebericht vom 25.06.2020 steht eine weitere Änderung beim Projekt Stuttgart 21 unmittelbar bevor. Der geplante Mischbetrieb Gäubahn / S-Bahn auf den Fildern zwischen der Rohrer Kurve und dem Flughafen soll storniert werden. Statt dessen soll es einen neuen Tunnel für die Gäubahn in diesem Bereich geben.
Diese Änderung des Projekts Stuttgart 21 steht unter dem Dachbegriff des Deutschlandtakts (Integraler Taktfahrplan). Demnach ist die bisher geplante Führung der Gäubahn auf den Fildern gemäß einem Gutachten nicht Deutschlandtakt-kompatibel.
Diese Änderung beim Projekt Stuttgart 21 reiht sich ein in eine Kette von bereits in den vergangenen Jahren von offizieller Seite vorgeschlagenen und/oder bereits in Realisierung begriffenen Änderungen.
Sehen wir uns die wichtigsten Änderungen mal kurz an.
1. Regionalbahnhof Vaihingen
Diese vom Landesverkehrsministerium initiierte Änderung wurde vorgeschlagen und vereinbart, um das Schlimmste für die Gäubahn im Rahmen von Stuttgart 21 noch zu verhindern. Wenn die Strecke Rohr-Flughafen für die Gäubahn sich als unfahrbar herausstellen sollten bzw. wenn im Verlauf dieser Strecke nur wenige Züge der Gäubahn fahren können, soll es für die Züge der Gäubahn wenigstens möglich sein, bis nach Stuttgart-Vaihingen zu fahren.
Zudem wird es dadurch möglich, dass die Züge der Gäubahn in weiteren Schritten eben doch bis zu einem Interimsbahnhof beim Nordbahnhof bzw. noch besser bis zu einem ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof fahren.
2. Höhenfreie Ausbildung der Rohrer Kurve
Diese Änderung wurde vorschlagen und vereinbart, um die Zahl der Engstellen für die Gäubahn auf den Fildern um eins zu reduzieren. Der Vorschlag ist allerdings nicht umsetzbar, weil auf den Fildern für die Gäubahn trotzdem noch so viele Engstellen verbleiben, dass die Strecke als unfahrbar bezeichnet werden muss.
3. Drittes Gleis für die Gäubahn beim Flughafenbahnhof der S-Bahn
Auch diese Änderung wurde vorgeschlagen und vereinbart, um die Zahl der Engstellen für die Gäubahn auf den Fildern zu reduzieren. Auch dieser Vorschlag ist jedoch unbrauchbar, weil die Zahl der Engstellen für die Gäubahn auf den Fildern weiterhin im kritischen Bereich bleibt.
4. Fünftes und sechstes Gleis der Zufahrt Zuffenhausen
Der Bund hat ein fünftes und sechstes Gleis für die Zufahrt Zuffenhausen vorgeschlagen, um die Kapazitätsprobleme dieser Zufahrt zu beheben (40 Prozent der Verkehrsnachfrage im Regional- und Fernverkehr beim Bahnknoten Stuttgart kommt über diese Zufahrt) und um die Fahrzeit Mannheim-Stuttgart auf einen deutschlandtakt-kompatiblen Wert zu reduzieren.
5. Zweigleisiger Ausbau der Wendlinger Kurve
Die ursprünglich nur eingleisig geplante Wendlinger Kurve (Übereckverbindung Tübingen-Flughafen-Hauptbahnhof) wird jetzt zweigleisig und zumindest zum Teil höhenfrei ausgebaut. Die ursprünglich geplante Lösung wäre wegen zahlreicher Engstellen (eingleisige Strecke, höhengleiche Gleiskreuzungen) unfahrbar gewesen.
6. Nun kommt der aktuelle Vorschlag für die Gäubahn hinzu, der ebenfalls wegen des Deutschlandtakts ins Spiel gebracht wird. Damit dürften die Stuttgart 21-Protagonisten aufatmen. Denn es entfällt dadurch ein Echtzeitversuch, ob der Mischbetrieb für die Gäubahn auf den Fildern möglich ist oder nicht.
Was ist jetzt zu tun?
An allererster Stelle der Agenda muss jetzt eine Vereinbarung stehen, dass die Gäubahn bis zur Inbetriebnahme des neuen Tunnels für die Gäubahn auf den Fildern (genannt wird das Jahr 2030) weiterhin über die Panoramastrecke zu einem ergänzenden Kopfbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof fährt.
Was ist noch zu tun?
Mit den genannten Ergänzungsvorschlägen ist Stuttgart 21 noch lange nicht über den Berg. Jetzt gerät der eigentliche Hauptbahnhof mit seinen nur acht Gleisen in den Fokus. Es stellt sich hier die Frage, wie dieser Engpass mit dem Deutschlandtakt vereinbar ist. Es stellt sich weiterhin die Frage, wie das fünfte und sechste Gleis der Zufahrt Zuffenhausen vom Hauptbahnhof aufgenommen werden kann. Es stellt sich dann auch noch die Frage, wie die Gäubahn, die ja auch beim jetzt neuen Vorschlag über den Fildertunnel zum Hauptbahnhof fahren soll, vom Hauptbahnhof aufgenommen werden kann.
Hier deutet nach wie vor alles darauf hin, dass der Hauptbahnhof zusätzliche Gleise benötigt. Diese zusätzlichen Gleise können nicht im Rahmen des Tief- und Durchgangsbahnhofs gebaut werden. Diese zusätzlichen Gleise müssen im Rahmen eines ergänzenden Kopfbahnhofs entstehen. Der ergänzende Kopfbahnhof ist auch erforderlich, um dem Bedarf an in Stuttgart endenden und beginnenden Zugläufen Genüge zu tun.
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