Sonntag, 27. November 2022

Mailand eröffnet erste Teilstrecke seiner fünften U-Bahnlinie - Vergleich mit der Stuttgarter Stadtbahn

Am 26. November 2022 wurde in Mailand die erste Teilstrecke der M4 eröffnet. Das ist die fünfte U-Bahnlinie Mailands.

Wir wollen das hier in diesem Blog zum Anlass nehmen, die Mailänder U-Bahn mit der Stuttgarter Stadtbahn zu vergleichen. Unterschiedlicher könnten zwei städtische Schienenverkehrssysteme nämlich nicht sein.

Die jetzt eröffnete erste Teilstrecke der M4 verbindet den stadtnahen Flughafen Mailand-Linate mit der S-Bahnstation Dateo. Die M4 verkehrt - wie auch die seit längerem in Betrieb befindliche M5 - fahrerlos mit Bahnsteigtüren.

Die Stammstrecken
In Mailand hat jede der fünf U-Bahnlinien ihren eigenen Fahrweg, den sie nicht mit anderen Linien teilen muss. Damit hat in Mailand auch jede U-Bahnlinie ihre eigene Stammstrecke. Eine solche Konfiguration führt zu höchster Leistungsfähigkeit. Jede Linie kann im Prinzip alle zwei Minuten oder sogar alle 100 Sekunden fahren.
 
Im Gegensatz dazu hat die Stuttgarter Stadtbahn nur zwei Stammstrecken. Jede dieser Stammstrecken wird von fünf Linien befahren. Das führt dazu, dass die einzelnen Linien nur im 10-Minuten-Takt fahren können. Wegen der angestrebten Verkehrswende im Zusammenhang mit der Klimakrise wäre in Stuttgart jedoch ein 7,5 Minuten-Takt für alle Linien erforderlich, den aber die bestehende Konfiguration mit nur zwei Stammstrecken nicht hergibt.
 
Die Investitionen
Eine U-Bahn erfordert pro Kilometer Strecke wesentlich höhere Investitionen als eine Straßenbahn oder auch als eine Stadtbahn wie in Stuttgart. Der Aufbau eines U-Bahnnetzes dauert deshalb länger als der Aufbau eines Straßenbahnnetzes oder Stadtbahnnetzes. Gleichwohl hat die Streckenlänge der Mailänder U-Bahn jetzt die Marke von 100 km überschritten.
 
Unterschiedliche Verkehrsmittel
In Stuttgart gibt es nur ein städtisches Schienenverkehrsmittel, nämlich die Stadtbahn. In Mailand gibt es zwei verschiedene Schienenverkehrsmittel, die U-Bahn und dazu eines der größten Straßenbahnnetze Europas.
 
Es wird immer wieder darüber diskutiert, ob es jetzt besser ist, nur ein Verkehrssystem zu besitzen oder ob zwei und mehr Verkehrssysteme besser sind.
 
In Nürnberg, das wie Mailand zwei Systeme hat, hat vor wenigen Monaten der Chef des dortigen Verkehrsunternehmens sich klar für mehr als ein System ausgesprochen.Damit wäre das Schienenverkehrsmittel in der Lage, sich besser auf unterschiedliche Situationen vor Ort einzustellen.
 
Hier in diesem Blog haben wir schon einen Vergleich mit einem Autohaus vorgenommen. Ein Autohaus, das nur einen Fahrzeugtyp anbietet, ist lange nicht so erfolgreich wie ein Autohaus, das verschiedene, auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmte Fahrzeuge anbietet.
 
Auch in Stuttgart stellt sich die Frage, ob nicht Teile des Stadtbahnnetzes, die klar Straßenbahnchrakter haben, auf eine Niederflurstraßenbahn umgestellt werden sollen. Eine Niederflurstraßenbahn könnte auch in der Innenstadt an der Oberfläche verkehren. Hätte es eine Niederflurstraßenbahn in Stuttgart bereits gegeben, hätte sie vielleicht auch das geplante Ludwigsburger System übernehmen können.
 
Die Personalfrage
Der Personalmangel im Schienenverkehr wird zu einem Problem. Dem steht gegenüber, dass sich eine U-Bahn optimal zur Automatisierung mit fahrerlosem Betrieb eignet. Alle neuen U-Bahnlinien oder U-Bahnysteme werden heute fahrerlos geplant. Diesen Weg geht selbstverständlich auch Mailand. 
 
Mit der Stadtbahn in Stuttgart haben wir das Problem, dass sie nicht zur Automatisierung geeignet ist und trotzdem auch die Flexibilität einer Niederflurstraßenbahn nicht besitzt.    

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