Freitag, 3. September 2010

Stuttgart 21 und Wendlingen - Ulm ohne jeglichen Nutzen für Schienengüterverkehr

Stuttgart 21 ist ein Vorhaben, das zwar mehrere Milliarden Euro verschlingt, das jedoch für den Schienengüterverkehr keinerlei Nutzen bringt.

Bei der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm werden immer wieder leichte, schnelle Güterzüge genannt, die auf dieser Strecke einen Schienengüterverkehr ermöglichen sollen. Diese Güterzüge gibt es jedoch zur Zeit nirgendwo und es ist überhaupt nicht klar, ob es sie jemals geben wird. Fachleute sehen die Zukunft des Schienengüterverkehrs eher in noch längeren Güterzügen als heute. Nach wie vor nicht ganz klar ist, ob die im Zusammenhang mit Wendlingen - Ulm genannten Phantomgüterzüge in irgendeiner Weise Eingang in die Wirtschaftlichkeitsberechnung dieser Strecke gefunden haben. Erst gestern sickerte durch, dass die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm bei einer von der Bundesregierung beauftragten Neuberechnung einen Kosten-Nutzen-Faktor von um die 1,0 erreicht hat. Dies ist ein Faktor, der an der Schwelle zur Unwirtschaftlichkeit liegt und mit dem andere Verkehrsprojekte nie umgesetzt würden.



Oberbürgermeister Schuster hat nun behauptet, dass die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm auch ohne auf ihr verkehrende Güterzüge Vorteile für den Schienengüterverkehr bringe, denn auf der Bestandsstrecke durch das Filstal würden nach der Verlagerung einiger ICE auf die Neubaustrecke Trassen für den Güterverkehr frei.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass diese Behauptung falsch ist. 

Bereits heute gibt es auf der Bahnstrecke durch das Filstal viele freie Fahrplantrassen für den Güterverkehr. Der Schienengüterverkehr auf der Filstalstrecke hat in den vergangenen 10 Jahren markant abgenommen. Dies liegt nur zum kleineren Teil an übergeordneten Rahmenbedingungen, die bundesweit zu einem leichten Rückgang des Schienengüterverkehrs geführt haben.

Die Hauptgründe für den Rückgang des Schienengüterverkehrs auf der Filstalstrecke sind lokaler Natur. Die Filstalstrecke wird vom Schienengüterverkehr immer mehr gemieden. So ist für die Bergfahrt im Verlauf der Geislinger Steige eine zweite Lok erforderlich. Dies ist betrieblich umständlich und teuer. Immer mehr Schienengüterverkehr, der nicht in den Großräumen Stuttgart und Ulm Quelle oder Ziel hat, fährt nicht mehr über die Filstalstrecke, sondern über alternative Strecken, z.B. über die Magistrale Frankfurt / Main - Würzburg - Nürnberg - München.

Die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm würde an dieser Situation überhaupt nichts ändern. Nur ein punktueller, maßvoller Ausbau der Filstalstrecke würde gleichzeitig Verbesserungen für den Schienengüterverkehr und den Personenverkehr bringen.

In den nächsten Posts geht es darum, wie ein maßvoller und etappierbarer Ausbau der Filstalstrecke aussehen könnte. Außerdem wird ein bisher in der Öffentlichkeit kaum thematisierter Skandal behandelt. Denn Verbesserungen im Verlauf der Filstalstrecke könnten schon seit 10 bis 20 Jahren umgesetzt sein, wenn nicht in den Achziger Jahren des letzten Jahrhunderts etwas Unsägliches passiert wäre.       

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