Die Objektivität der Berichterstattung ist nicht in erster Linie dadurch gekennzeichnet, ob jemand die Wahrheit oder die Unwahrheit berichtet. Sie hängt vielmehr davon ab, wie viele Details eines Sachverhalts jemand bei der Berichterstattung weglässt. Tendenziöse und nicht objektive Berichterstattung arbeitet vor allem mit dem Weglassen von nicht genehmen Sachverhalten.
Es ist unklar, welche Rolle der SWR (Südwestrundfunk) beim Thema Stuttgart 21 spielt. Die verschiedenen engen Verflechtungen zwischen der Politik und dem SWR lassen diesbezüglich Schlimmes befürchten.
Ein kleines Beispiel ist die Berichterstattung über die Montagsdemonstration vom 20.09.2010. Die Angaben zu den Teilnehmerzahlen seitens der Veranstalter und seitens der Polizei waren diesmal sehr unterschiedlich. Es gibt hierzu einen offenen Brief des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 an die Polizei. Deshalb sollen hier die unterschiedlichen Schätzungen der Teilnehmerzahlen nicht weiter kommentiert werden. Die Veranstalter haben mit einem Dutzend Zähler an allen Zugängen zum Veranstaltungsort eine Teilnehmerzahl von 19.500 ermittelt. Die Polizei hat 6.000 geschätzt.
Hier geht es um die Berichterstattung. Am 21.09.2010 meldet der Deutschlandfunk in seinen Morgennachrichten, dass bei der gestrigen Montagsdemonstration in Stuttgart von den Veranstaltern 19.500 Teilnehmer und von der Polizei 6.000 Teilnehmer geschätzt wurden. Der SWR meldet in seinen Nachrichten, dass zur Montagsdemonstration 6.000 Teilnehmer gekommen wären......
Schon über mehrere Wochen hinweg hat man den Eindruck, dass im SWR und teilweise auch in anderen Medien die Demonstrationen gegen Stuttgart 21 kleingeschrieben und kleingeredet werden. Bei den Großdemonstrationen der vergangenen Wochen waren einmal 50.000 Teilnehmer, einmal 65.000 Teilnehmer und einmal 69.000 Teilnehmer dabei.
Es gab weltweit in den vergangenen Wochen kaum größere Demonstrationen als in Stuttgart. 20.000 Menschen demonstrierten in Theassoniki gegen die Sparmaßnahmen der Griechischen Regierung. Mehrere Tausend Menschen demonstrierten in New York für und gegen den Bau einer Moschee nahe des ehemaligen World Trade Center. Und 5.000 Menschen demonstrierten in einem Waldgebiet zwischen Moskau und St. Petersburg gegen den Bau einer Entlastungsautobahn.
Man hat den Eindruck, dass alle diese Demonstrationen im deutschen staatlichen Rundfunk ausführlicher gewürdigt werden als die Stuttgarter Demonstrationen. Insbesondere stürzen sich die deutschen Medien ja immer wieder gerne auf jede Demonstration in Russland, auch wenn sie nur einige hundert Teilnehmer hat. So wurden selbstverständlich Reporter in das Waldstück zwischen Moskau und St. Petersburg entsandt, um von dort über die Demonstration zu berichten und Teilnehmer zu interviewen.
Ist es vielleicht erforderlich, dass wir einmal einige Dutzend Zeitungen und Rundfunkanstalten in Russland, China, Japan und den USA anschreiben und sie bitten, doch sofort nach Stuttgart zu kommen und über die hier stattfindenden Demonstrationen zu berichten?
Übrigens: die Demonstranten im Wald zwischen Moskau und St. Petersburg hatten bereits Erfolg: Ministerpräsident Putin höchstpersönlich hat den Stopp der Bauarbeiten für die Autobahn in diesem Wald angeordnet und eine alternative Streckenführung für die Autobahn um den Wald herum veranlasst.
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