Mittwoch, 8. September 2010

S-Bahn nach Göppingen auch und gerade ohne Neubaustrecke Wendlingen - Ulm

Der Erste Bürgermeister von Göppingen Jürgen Lämmle (SPD) hat jetzt erklärt, dass das Projekt Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm die Einführung einer S-Bahn zwischen Plochingen und Göppingen förderten.

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass gerade das Gegenteil der Fall ist.

Schauen wir zuerst einmal zurück in die Vergangenheit. Seit über 15 Jahren ist wegen der maßlosen Milliardenprojekte Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen - Ulm ein Stillstand bei der Modernisierung und beim Ausbau der Flächenbahn in der Region Stuttgart und in Baden-Württemberg angesagt. Stadt, Region und Land sammelten über die Jahre eifrig Geld, um es für die beiden Großprojekte bereitzuhalten.



Hätte es die Planungen für diese beiden Großprojekte nicht gegeben,  führe die S-Bahn zwischen Plochingen und Göppingen längst.

Und jetzt ein Blick in die Zukunft. Bei einem Bau von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm wäre die Einrichtung einer S-Bahn von Plochingen nach Göppingen erst nach Fertigstellung dieser Vorhaben in ca. 15 Jahren möglich (sofern diese Vorhaben nicht irgendwann als Bauruinen enden).

Wird jedoch auf die Umsetzung der beiden Großvorhaben verzichtet, hätte die Region Stuttgart sofort Mittel frei, um auf Teilstrecken zwischen Plochingen und Göppingen das dritte Gleis zu bauen, das für einen Mischbetrieb S-Bahn, Güterzüge, Fernbahn erforderlich ist. Dann könnte die S-Bahn in ca. 5 Jahren in Betrieb gehen, also 10 Jahre früher als mit Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm.

10 Jahre: was für eine lange Zeit! Was ändert sich und passiert alles in einer so langen Zeit?

Mir fällt der großartige Roman des Schweizer Schriftstellers Max Frisch ein "Mein Name sei Gantenbein". In einer großartigen Sequenz beschreibt er dort, wie sich ein Ehepaar nach 10 Jahren Ehe auseinandergelebt hat. 

"Ich stelle mir vor: Zehn Jahre - Ich stelle mir vor: Da ruht ihr nun also, ein Paar mit liebestoten Körpern allnächtlich im gemeinsamen Zimmer, ausgenommen die kurzen Reisen wie jetzt. Da wohnt ihr nun also. Ob es eine Wohnung ist oder ein Haus, eingerichtet so oder so, wahrscheinlich antik-modern mit der üblichen Lampe japanischer Konfektion......" 


Und auf den folgenden drei Buchseiten gibt es eine Sternstunde der Weltliteratur über das Thema der Anzeichen des Auseinanderlebens und der Gewöhnung, die sich nach 10 Ehejahren einstellen können.

Sicher fallen jeder Leserin und jedem Leser noch viele andere Dinge ein, die sich in langen 10 Jahren zutragen können.

Fazit: es wäre wirklich wünschenswert, würde sich die SPD von ihrer Abhängigkeit von den beiden maßlosen Großprojekten Stuttgart 21 und Neubaustrecke Wendlingen - Ulm lösen und es damit ermöglichen, dass sie zukünftig wieder frei und klar den wichtigen Themen gegenübertreten kann.       

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