Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm sind Planungsdinosaurier, die nicht mehr in die heutige Zeit passen. Beide Vorhaben sind nicht nachhaltig, sie sind nicht etappierbar, sie bringen keinerlei Nutzen für den Schienengüterverkehr, sie sind im Bau und in der späteren Instandhaltung exorbitant teuer, sie werden die Bahn in Deutschland verändern von einer Bahn für alle hin zu einer Bahn für Reiche, die zu hohen Preisen nur noch wenige Fernstrecken befährt.
Es ist somit an der Zeit, sich konkrete Gedanken über einen maßvollen und etappierbaren Ausbau der Bahnstrecke Stuttgart - Ulm auf der Basis des bestehenden Stuttgarter Kopfbahnhofs zu machen.
Dreh- und Angelpunkt ist hier die Geislinger Steige, ein 22,5 Promille steiler Abschnitt, mit dem die Bahnstrecke Stuttgart - Ulm die Schwäbische Alb überwindet. Die Geislinger Steige ist erst im Juni dieses Jahres 160 Jahre alt geworden. Daraus muss man zunächst einmal ein riesiges Lob für die Erbauer der Geislinger Steige ableiten. Denn eine Gebirgsbahnstrecke, die ununterbrochen seit 160 Jahren in Betrieb ist, kann eigentlich nur als genial bezeichnet werden.
Trotzdem zeichnen sich heute immer mehr die Grenzen der Geislinger Steige ab. Dieser Abschnitt ist mit einer zulässigen Geschwindigkeit von 70 km/h für ICE nicht nur der Abschnitt mit der tiefsten Geschwindigkeit im gesamten deutschen ICE-Netz. Die Geislinger Steige ist auch ein Hindernis für den modernen Schienengüterverkehr, der ja eigentlich dringend wachsen und Transportaufgaben vom Straßengüterverkehr übernehmen muss. Für die Geislinger Steige benötigen bergwärts fahrende Güterzüge eine Schublok. Dies macht die Geislinger Steige für den Schienengüterverkehr zunehmend unattraktiv.
An einer Ersatzmaßnahme für die Geislinger Steige kommt somit auch und gerade der in der Überschrift angesprochene maßvolle und etappierbare Ausbau der Bahnstrecke Stuttgart - Ulm nicht vorbei. Zur Zeit traut sich nahezu niemend, dies konkret zu benennen. In einer Pressemitteilung zum 160 Jahr - Jubiläum hat der VCD zwar klargestellt, dass nicht die geplante Neubaustrecke Wendlingen - Ulm Verbesserungen für den Schienengüterverkehr bringt, sondern nur eine Maßnahme bei der Geislinger Steige. Weiter vertieft wurde dieser Gedanke jedoch nicht.
Wir müssen hier jedoch die Dinge beim Namen nennen. An einem Tunnel als Bypass für die Geislinger Steige führt wohl kein Weg vorbei. Ein solcher Tunnel hätte eine Länge von ca. 10 Kilometern. Sein talseitiges Portal wäre wenige hundert Meter nördlich des Bahnhofs Geislingen / Steige an der Mündung des Eybtals (465 m ü NN) in den Geislinger Fünftälerstern. Sein bergseitiges Portal läge zwischen Lonsee und Urspring im oberen Lonetal (565 m ü NN). Die Steigung dieses Tunnels beträgt 10 Promille.
Also doch ein Tunnel im Verlauf der Bahnstrecke Stuttgart - Ulm. Ja, aber der Tunnel ist nur 10 Kilometer lang gegenüber insgesamt 60 Kilometer Tunnel bei Stuttgart 21 und Wendlingen - Ulm. Und dieser Tunnel dient dem Personenverkehr wie auch dem Güterverkehr, ja er ermöglicht dem Güterverkehr erst eine große Zukunft im Verlauf der Strecke Stuttgart - Ulm. In diesem Zusammenhang darf auch das neue Güterverkehrszentrum Ulm nicht vergessen werden, das sich nördlich der Autobahn A 8 direkt an der Bahnlinie Stuttgart-Ulm befindet.
Zudem ist mit einem Bypasstunnel Geislinger Steige der höchste Punkt der Strecke Stuttgart-Ulm nur noch bei 565 m ü NN, gegenüber 582 m ü NN bei der Geislinger Steige und sogar 750 m ü NN bei der geplanten Neubaustrecke Wendlingen - Ulm. Somit dient der Bypass-Tunnel Geislinger Steige auch dem Ziel eines möglichst geringen Energieverbrauchs, denn die Züge müssen weniger verlorene Höhenmeter überwinden als bei der Geislinger Steige oder gar der geplanten Neubaustrecke Wendlingen - Ulm.
Der Bypasstunnel Geislinger Steige bringt auch für den ICE und IC-Verkehr eine Beschleunigung, denn er umfährt den 70 km/h - Abschnitt der Geislinger Steige.
Weitere etappenweise umzusetzende Maßnahmen im Verlauf der Bahnstrecke Stuttgart - Ulm sind zusätzliche Überholgleise in engen Abständen sowie auf Abschnitten sogar die Verlegung eines dritten Gleises. Je mehr Überholmöglichkeiten bestehen, desto enger können Züge mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (ICE - Güterzüge) hintereinanderfahren und desto größer wird die Leistungsfähigkeit einer Strecke.
In einem der nächten Posts werden wir noch einmal die Bahnstrecke Stuttgart - Ulm betrachten und in die Vergangenheit schauen. Dabei kommt etwas Merkwürdiges zum Vorschein. Die beschriebenen Verbesserungen könnten bereits seit über 10 Jahren in Betrieb sein, wenn nicht .... (mehr dazu später).
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