Oberbürgermeister Schuster hat in einem Interview mit dem Amtsblatt erklärt, das Projekt Stuttgart 21 sei ein Projekt für unsere Kinder.
Die dahinterstehende Absicht ist klar: wer will schon etwas ablehnen, was unseren Kindern guttut. Wer würde schon etwas dagegen sagen, mehr für die Bildung unserer Kinder zu tun. Wer würde widersprechen, wenn es darum geht, die Folgen der Klimaerwärmung zu mindern, denn unsere Kinder und Enkel müssen diese Folgen ausbaden. Jetzt also auch Stuttgart 21 in einer Reihe mit Anstrengungen für mehr Bildung und für den Kampf gegen die Klimaerwärmung.
Jetzt aber Schluss mit lustig. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass das Projekt Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen - Ulm eine der schwersten Hypotheken sind, die eine Generation nachfolgenden Generationen hinterlassen kann.
Wenn das Projekt nach 15 Jahren fertig wird (und nicht vorher in einer Bauruine endet), werden die Bauzinsen sowie die laufenden Instandhaltungskosten so hoch sein, dass dies gravierende Auswirkungen auf das Bahnfahren haben wird. Die 30 Kilometer Tunnel allein für Stuttgart 21 sowie der unterirdische Hauptbahnhof wie auch die weiteren 30 Kilometer Tunnel der Neubaustrecke Wendlingen - Ulm werden zu hohen Trassenpreisen führen.
Dies wird beim Nahverkehr, den das Land bestellen und bezahlen muss, dazu führen, dass immer weniger Zugleistungen bestellt werden können und / oder, dass die Preise für den Nahverkehr immer teurer werden. Beim Fernverkehr, den die Bahn selbst verantwortet, sind ähnliche Effekte zu erwarten. Das Fahren mit dem ICE oder IC wird so teuer werden, dass sich auf längere Sicht nur noch eine Oberschicht das Bahnfahren wird leisten können. Menschen mit geringem oder mittlerem Einkommen müssen zukünftig mit dem Bus durch Deutschland fahren.
5 Jahre nach der Inbetriebnahme der Tunnel werden die ersten größeren Schäden wie Wassereinbrüche, Risse durch Quellung des Gipskeupers, Anhebungen des Bodens, Verschiebungen der Gleise eintreten. Dies wird immer wieder monatelange Sperrungen von Tunneln zur Folge haben. Der Bahnverkehr muss mit Einschränkungen und soweit überhaupt möglich im Gegenverkehr auf einem Gleis abgewicklet oder gleich ganz eingestellt werden.
Die Auswirkungen von Stuttgart 21 auf die nachfolgenden Generationen sind jedoch noch weitreichender. Es wird den nachfolgenden Generationen für die nächsten 80 bis 100 Jahre nicht mehr möglich sein, den Bahnverkehr an aktuelle Entwicklungen anzupassen.
Was ist zum Beispiel, wenn in den kommenden Jahrzehnten der Bahnverkehr verdoppelt werden muss? Nicht möglich, der 8gleisige neue Hauptbahnhof ist nicht veränderbar. Was ist, wenn neue oder andere Streckenführungen bzw. wenn zusätzliche Gleise gebaut werden müssten. Ebenfalls nicht möglich. Was ist, wenn man einen anderen Fahrplan haben will, in dem sich zum Beispiel die Züge regelmäßig im Hauptbahnhof treffen, damit man von allen Zügen in alle Züge umsteigen kann? Nicht möglich, der für Stuttgart 21 zusammengepresste Fahrplan muss auch von nachfolgenden Generationen gefahren werden.
Was für ein Fanal. Es reicht den Protagonisten von Stuttgart 21 nicht, die heutige Generation mit einer über 15jährigen Bauzeit von Stuttgart 21 und Milliardenkosten in die Pflicht zu nehmen. Nein, auch mehrere zukünftige Generationen müssen unter diesem Projekt leiden.
Ich bin davon überzeugt, dass zukünftige Generationen dem Widerstand gegen Stuttgart 21 ein Denkmal setzen werden. Und in der Schule bekommen die Kinder später einmal von ihren Geschichtslehrern erzählt, was Stuttgart und dem Land geblüht hätte, wäre Stuttgart 21 verwirklicht worden.
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