Sonntag, 2. Oktober 2022

Zweite Stammstrecke der Münchner S-Bahn versus Stuttgart 21, Teil 1 von 3

In den vergangenen Wochen und Monaten war die Zweite Stammstrecke der Münchner S-Bahn in den Schlagzeilen. Trotz allem gilt: Die Zweite Stammstrecke der Münchner S-Bahn ist kein zweites Stuttgart 21.

Bei der Zweiten Stammstrecke der Münchner S-Bahn wurde einerseits eine massive Verschiebung des Fertigstellungstermins angekündigt. Die Fertigstellung ist jetzt für 2035 geplant (Ministerpräsident Söder vermutet sogar das Jahr 2037). Andererseits gab es massive Kostensteigerungen auf nunmehr 7 Mia. Euro.

Mit Unbehagen vernehme ich immer wieder, dass nicht wenige Kritiker von Stuttgart 21 dieses Projekt mit der Zweiten Stammstrecke der Münchner S-Bahn und einigen anderen Projekten in denselben Topf werfen. Das ist falsch und sogar gefährlich. Denn diese Vorgehensweise relativiert Stuttgart 21 und wendet sich von der Auffassung ab, dass Stuttgart 21 in dieser Form singulär und einmalig ist.

Das Immobilienprojekt Stuttgart 21
Stuttgart 21 ist in erster Linie ein Immobilienprojekt. Das Ziel ist, dass der Stuttgarter Talkessel frei von Bahnschienen ist und dass auf dem freiwerdenden Gelände Immobilien gebaut werden können. Die Zweite Stammtrecke der Münchner S-Bahn ist eindeutig kein Immobilienprojekt. Das Projekt dient eindeutig der Steigerung der Kapazität sowie der Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit des Bahnverkehrs im Großraum München.

Sehen wir uns dies an einem konkreten Beispiel an. Der Feuerbacher Tunnel von Stuttgart 21 kostet viel Geld. Die beiden Gleise, die der Feuerbacher Tunnel beinhaltet, sind aber keine zusätzlichen Gleise. Sie ersetzen vielmehr die bestehenden beiden Gleise für den Regional- und Fernverkehr des Nordzulaufs zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Bei Stuttgart 21 wird also viel Geld in Projekte investiert, die nicht der Leistungssteigerung dienen. Das ist dann Geld, das für leistungssteigernde Maßnahmen fehlt.

Unter dem Strich ist Stuttgart 21 kein leistungssteigerndes Projekt, obwohl das Projekt wohl über 10 Mia. Euro kosten wird. Es gibt einige wenige Teile von Stuttgart 21, die leistungssteigernd sind. Das ist z.B. die neue Doppelspur vom Stuttgarter Hauptbahnhof nach Wendlingen (-Ulm). Dem stehen aber andere Teile von Stuttgart 21 gegenüber, die keine Änderung bei der Leistung beinhalten (z.B. der genannte Feuerbacher Tunnel) oder die sogar eine Minderung der Leistung beinhalten (z.B. die Führung der Gäubahn und die Halbierung der Zahl der Gleise im Hauptbahnhof).

Ausblick
Im zweiten Teil dieser kleinen Serie geht es um die zukünftigen Superknoten München Hauptbahnhof und Hamburg Hauptbahnhof und die Schlussfolgerungen für Stuttgart.

Im dritten Teil dieser kleinen Serie geht es um die Maßnahmen im Wert von über 1,5 Mia. Euro, die in München in Verbesserungen für die S-Bahn zusätzlich zur Zweiten Stammstrecke investiert werden sollen.       

 

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