Dienstag, 17. August 2021

Schätzt die Bahn die temporäre und tangentiale Stuttgarter S-Bahnlinie S15 falsch ein?

In einem Bericht der Internetausgabe der Ludwigsburger Kreiszeitung vom 17.08.2021 wird ein Bahnsprecher zitiert, der die temporäre und tangentiale Stuttgarter S-Bahnlinie S15 positiv einschätzt und vom Land BW eine Positionierung hierzu erwartet.

Wir haben uns in diesem Blog schon mehrfach mit dem Verkehrsprodukt der Tangentiallinien und deren Problematik beschäftigt. Es sollte deshalb nicht allzu schwer sein, das Statement des Bahnsprechers zur S15 zu hinterfragen.

Erster Fehler
Die Bahn erwartet vom Land BW eine Positionierung zum S-Bahnbetrieb im Verlauf der Panoramastrecke der Gäubahn. Das ist nicht korrekt.
 
 
Das Land hat sich längst zur Panoramastrecke der Gäubahn positioniert. Gemäß dem aktuellen Koalitionsvertrag ist der Erhalt der Panoramastrecke der Gäubahn bereits in der vorhergegangenen Legislatur festgezurrt worden. Gemäß dem aktuellen Koalitionsvertrag wird es beim Stuttgarter Hauptbahnhof eine Ergänzungsstation geben, die unter anderem die Panoramastrecke der Gäubahn als Zulauf hat. Auf der Panoramastrecke der Gäubahn werden also zukünftig radiale Verkehre und nicht tangentiale Verkehre fahren.
 
Zweiter Fehler
Der Bahnsprecher zeigt sich positiv von der Fahrgastnachfrage im Verlauf der S15 überrascht.
 
Das ist jedoch allein der Sperrung der Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn geschuldet. In die Gesamtreisezeit gehen ja nicht nur die Fahrzeiten und Umsteigezeiten, sondern auch die durchschnittliche Wartezeit auf die Bahn ein. Und diesbezüglich hätte eine im 30 Minuten-Takt fahrende S15 keine Chancen gegenüber den alle fünf Minuten fahrenden S-Bahnlinien von Zuffenhausen zur Stammstrecke und den ebenfalls alle fünf Minuten fahrenden S-Bahnlinien von der Stammstrecke nach S-Vaihingen.
 
Dritter Fehler
Der Bahnsprecher nennt nicht den Engpass der höhengleichen Gleiskreuzungen bei der Ein- und Ausfädelung der S15 von und in Richtung Zuffenhausen sowie von und auf die Panoramastrecke der Gäubahn.
 
Dieser Engpass ist während der Sommerferien nicht so stark, weil alle S-Bahnlinien nur im 30 Minuten-Takt fahren und die Züge der Gäubahn nicht fahren. Trotzdem konnte man auch bei dieser ausgedünnten Fahrplansituation Langsamfahrten und Wartezeiten der S-Bahnlinien im Bereich der höhengleichen Einfädelung und Ausfädelung der S15 im Bereich Nordbahnhof beobachten.
 
Vollkommen unmöglich scheint ein Betrieb der S15 unter normalen Umständen zu sein. Normale Umstände umfassen den 15 Minuten-Takt aller S-Bahnlinien und die Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke zum Hauptbahnhof.
 
Fazit
Man muss dem Land BW raten, ganz genau zu verfolgen, was von verschiedener Seite vorgebracht wird, um letztendlich die Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof zu verhindern. Die aktuelle Legislatur ist jetzt bereits über 100 Tage alt. Bisher war von der Landesregierung mit Ausnahme der Corona-Sachen noch nicht viel zu hören. Jetzt sollte man aber endlich in die Startlöcher gehen, um die Vorgaben des Koalitionsvertrags umzusetzen.     

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