Freitag, 27. August 2021

Zweigleisige Zulaufstrecke kann sich zum Engpass für die Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof entwickeln

Die geplante, mindestens sechsgleisige Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof soll von den Zügen der Panoramastrecke der Gäubahn, von den S-Bahnzügen aus Richtung Zuffenhausen, von den S-Bahnzügen aus Richtung Bad Cannstatt und von den Regionalzügen aus Richtung Zuffenhausen angefahren werden können.

Für die Leistungsfähigkeit dieser Ergänzungsstation ist jedoch entscheidend, dass alle Zuläufe letztendlich in eine zweigleisige Zu- und Ablaufstrecke münden. Damit wird diese zweigleisige Zu- und Ablaufstrecke maßgebend für die Gesamtleistungsfähigkeit des Systems Ergänzungsstation.

Sehen wir uns das mal näher an. 

Heute wird im Stuttgarter Hauptbahnhof und bei seinen Zulaufstrecken ein fahrplanmäßiger Mindestabstand von 3 Minuten zwischen zwei Zügen, die dasselbe Gleis benutzen, eingehalten. Nehmen wir mal an, dass dies auch für die Ergänzungsstation gilt. Dann haben wir maximal 20 ankommende und 20 abfahrende Züge pro Stunde für die Ergänzungsstation.

Nun sind ja neue Signalsysteme im Anmarsch. Möglicherweise wird es dann möglich sein, den Abstand zwischen zwei Zügen auf zwei Minuten zu verkürzen. Diese Verkürzung sollte man aber nicht in den Fahrplan einarbeiten. Vielmehr sollte die Verkürzung alleine dazu dienen, Verspätungen aufzuholen.

Die gerade genannten 20 Züge pro Stunde und Richtung in der Ergänzungsstation sind aber noch nicht der Weißheit letzter Schluss. Denn die Ergänzungsstation ist ja ein Kopfbahnhof. Bei Kopfbahnhöfen gibt es jedoch im Gleisvorfeld stets höhengleiche Gleiskreuzungen, die die Leistungsfähigkeit weiter abmindern. 

Zwei Beispiele
1. Ein Zug fährt in das Gleis 1 ein. Ein weiterer Zug fährt aus Gleis 6 aus. Beide Züge können gleichzeitig fahren, weil sich ihre Fahrstraßen im Gleisvorfeld nicht kreuzen.

2. Ein Zug fährt in das Gleis 6 ein. Ein weiterer Zug fährt aus Gleis 1 aus. Beide Züge können nicht gleichzeitig fahren, weil sich ihre Fahrstraßen im Gleisvorfeld kreuzen.

Es kommt also zu einer bestimmten Zahl von höhengleichen Fahrstraßenkreuzungen, die die Leistungsfähigkeit der Ergänzungsstation abmindern. Gehen wir mal davon aus, dass die Zahl der an- bzw. abfahrenden Züge dadurch von jeweils 20 auf 15 Züge pro Stunde vermindert wird.

Diese 15 Züge pro Stunde und Richtung sind jedoch bei der Ergänzungsstation schnell erreicht. Damit ist die Ergänzungsstation vielleicht schneller ausgelastet, als es sich manch einer vorstellt.

Einer der vielen großen Fehler des Projekts Stuttgart 21 ist ja dessen fehlende Erweiterbarkeit. Bzw. es müssen wegen der ausschließlichen Tunnellage Unsummen für eine Erweiterung aufgewendet werden. Die Ergänzungsstation darf nicht denselben Fehler machen!

Es ist deshalb notwendig, dass bei der Ergänzungsstation Platz freigehalten wird für zusätzliche Bahnsteiggleise und für zwei weitere Zulaufgleise.    


 

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