Samstag, 19. Juni 2021

Taktlücken, Stottertakt, Verspätungen - Der Start des neuen Stuttgarter Metropolexpress (MEX) läuft nicht optimal

Zum kleinen Fahrplanwechsel am 13. Juni 2021 ging eine erste Strecke des neuen Metropolexpress (MEX) von Stuttgart nach Göppingen in Betrieb.

Das Landesverkehrsministerium lobt in einer Pressemitteilung vom 11.06.2021 den MEX überschwänglich. Von einem 30-Minuten-Takt von 05:00 Uhr bis 00:00 Uhr ist da zum Beispiel die Rede. Bei einer Betrachtung des Fahrplans erweist sich dies als nicht ganz zutreffend.

Hier sind beispielhaft die Abfahrtszeiten des MEX nach Göppingen im Stuttgarter Hauptbahnhof:

05:24
06:01
06:29
07:03
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08:29
09:03
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13:03
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15:03
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21:29
22:29
23:29
00:29
 
Zunächst Mal sieht man, dass von einem sauberen 30-Minuten-Takt keine Rede sein kann. Dann fehlen ab Stuttgart Hauptbahnhof zahlreiche Züge, so dass sich tageszeitweise nur ein Stundentakt ergibt. Ab Plochingen fahren dann mehr Züge. Bei einer kleinen "Testfahrt" mit dem MEX heute am 19.06.2021 von Stuttgart nach Esslingen bin ich gerade in eine dieser Taktlücken des MEX hineingeraten. Bei der Rückfahrt von Esslingen nach Stuttgart hatte der MEX über 10 Minuten Verspätung.
 
Nun ist die Ursache der Taktlücken sowie des Stottertakts sowie auch der Verspätungsanfälligkeit beim MEX soweit klar. Die Strecke Stuttgart-Plochingen ist ebenso überlastet wie die Strecke Plochingen-Göppingen. Denn hier fahren Fernzüge auf denselben Gleisen wie Güterzüge und Regionalzüge.
 
Da kann man bis zur Eröffnung einer parallelen, neuen Doppelspur (Stuttgart 21 vom Hauptbahnhof nach Wendlingen sowie NBS von Wendlingen nach Ulm) nicht viel machen. Bis zur Eröffnung dieser neuen Doppelspur wird es bei den beschriebenen Einschränkungen für den MEX nach Göppingen bleiben. Nur sollte man das dann auch in der Pressemitteilung des Landesverkehrsministeriums so darstellen. Da fällt keinem ein Zacken aus der Krone.
 
Man wird noch lange nicht zum Stuttgart 21-Befürworter, wenn man die fehlende Doppelspur Stuttgart-Göppingen als Ursache für die Probleme beim MEX identifiziert. Bereits in den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts erstellte die Bahn Pläne für zwei weitere Gleise zwischen Plochingen und Göppingen. In den Neunziger Jahren wäre das im Bau gewesen. Es gelang den Befürwortern der NBS Wendlingen-Ulm und von Stuttgart 21 jedoch, diese Pläne der Bahn zu stornieren. Damit aber verzögerte sich der Bau einer neuen Doppelspur parallel zur Filstalbahn von etwa ursprünglich geplant 1995 bis ca. 2025. Das ist keine Kleinigkeit. Und das hat Auswirkungen bis heute.
 
Der Start des neuen MEX ist also nicht optimal verlaufen. Dabei wären ein optimaler Start bzw. wenigstens ausreichende Transparenz wichtig gewesen auch und gerade für eine Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof bzw. eine Beibehaltung von Teilen des jetzigen Kopfbahnhofs. Denn der MEX hat auch etwas mit dieser Ergänzungsstation zu tun. Das schlechte Bild, das der MEX jetzt abgibt, darf nicht auf die Ergänzungsstation ausstrahlen.       

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