Donnerstag, 17. Juni 2021

Mit der Ablehnung der Ergänzungsstation stellt sich erneut die Existenzfrage für die Regionalversammlung beim Verband Region Stuttgart

Die Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart steht den Plänen für den Bau einer Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof nach wie vor mehrheitlich ablehnend gegenüber. Damit aber stellt sich erneut die Existenzfrage für die Regionalversammlung im Verband Region Stuttgart.

Die Regionalversammlung ist ein Parlament von Landes Gnaden. Sie wurde mit dem Gesetz vom 7. Februar 1994 (inzwischen mehrfach geändert) geschaffen. Durch ein weiteres Gesetz kann sie jederzeit wieder aufgelöst werden.

Anderswo in Deutschland liegt die Aufgabenträgerschaft für die S-Bahn beim jeweiligen Bundesland (z.B. S-Bahn in München). Mir ist nicht bekannt, dass die Münchner S-Bahn schlechter ist als die Stuttgarter S-Bahn - im Gegenteil. 

Bei der Münchner S-Bahn ist inzwischen die Zweite Stammstrecke im Bau - ein Quantensprung für dieses System. Die neue Zürcher Durchmesserlinie ist de Facto auch eine zweite Stammstrecke für die Zürcher S-Bahn. Die Hamburger S-Bahn hat seit mehreren Jahrzehnten bereits eine Zweite Stammstrecke. Die Frankfurter S-Bahn zeichnet sich wenigstens durch einen viergleisigen S-Bahnhof Hauptbahnhof aus. Das erhöht die Leistungsfähigkeit der Stammstrecke.

Was hat sich nach 27 Jahren Regionalversammlung getan?
Nach 27 Jahren Regionalversammlung gibt es beim Verband Region Stuttgart noch nicht mal erste Ideen für eine zweite Stammstrecke der S-Bahn (das Nordkreuz ist keine zweite Stammstrecke, denn Stammstrecken führen gemäß Definition ausnahmslos über den Hauptbahnhof und die Innenstadt). Und es gibt auch keine Ideen, das vergleichsweise kleine Netz der Stuttgarter S-Bahn (nur 215 Kilometer) auszudehnen, so dass es der Länge in den anderen Regionen des Wettbewerbs wenigstens näher kommt. Es gibt nur unausgegorene Ideen. Die im Grunde richtige Idee einer Express-S-Bahn von Calw/Weil der Stadt wird dadurch in den Eimer getreten, dass diese Express-S-Bahn nur bis Feuerbach fahren soll. Ein Zehn-Minuten-Takt aller Linien im Verlauf der Stammstrecke ist eine Schnapsidee, die auch mit dem ETCS nicht besser wird. Alle anderen S-Bahnsysteme reduzieren sogar die Zahl der Züge pro Stunde in den jeweiligen Stammstrecken, um eine bessere Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit zu erreichen. 

Die Landesregierung versucht jetzt, das Ruder bei der Stuttgarter S-Bahn herumzureißen
Jetzt muss die Landesregierung das Spielfeld der Stuttgarter S-Bahn betreten, um hier endlich echte Weiterentwicklung zu bringen. Zuerst mal wurde und wird das Metropolexpress-System (MEX) eingeführt, das die Netzlänge der Stuttgarter S-Bahn de Facto auf über 400 Kilometer bringt. Der MEX muss in Stuttgart aber auch irgendwo fahren und halten können. Dazu soll die Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof gebaut werden. Auch die S-Bahn selbst braucht eine starke Hand zur Weiterentwicklung. Die Express-S-Bahn von Calw/Weil der Stadt darf nicht in Feuerbach enden. Sie muss zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren - in die Ergänzungsstation. Darüber hinaus müssen überall dort, wo der MEX nicht verkehrt, Express-S-Bahnen fahren. Das wäre dann nach Weil der Stadt/Calw, nach Marbach am Neckar und nach Kirchheim unter Teck. Alle diese Express-S-Bahnen werden in die Ergänzungsstation in Stuttgart fahren. Die Ergänzungsstation soll auch eine wichtige Rolle bei Störungen im Verlauf der S-Bahn-Stammstrecke spielen. Auch für diese Szenarien gibt es seitens der Regionalversammlung bisher Fehlanzeige.

Am Entzug der Zuständigkeit für die S-Bahn führt kein Weg vorbei
Und es gibt darüber hinaus ja so viele Schnittstellen zwischen den S-Bahnen und den Regionalverkehren und Fernverkehren. Allein von daher ist es erforderlich, dass das Land BW dem Verband Region Stuttgart die Zuständigkeit für die S-Bahn wieder entzieht. Die Stuttgarter S-Bahn muss zentral von den Institutionen des Landes zusammen mit dem Regionalverkehr gesteuert werden. Der Verband Region Stuttgart bleibt selbstverständlich bestehen. Er ist einer von zwölf Regionalverbänden in Baden-Württemberg.

Der Entzug der Zuständigkeit für die S-Bahn und die Auflösung der Regionalversammlung wird selbstverständlich für Widerstände sorgen - bei allen Parteien. Denn die Regionalversammlung war und ist ein willkommener Ort, um "verdiente" Parteigänger unterzubringen. Das aber ändert nichts an der Notwendigkeit, diesen Schritt zu tun. 

 

 

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