Donnerstag, 7. Juli 2011

Solidarische Grüße nach Garmisch-Partenkirchen

Garmisch-Partenkirchen hat bereits erreicht, worauf wir in Stuttgart immer noch warten müssen:  ein größenwahnsinniges, stadt- und umweltzerstörendes Projekt wird nicht umgesetzt. München hat den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2018 nicht bekommen. Und damit bleibt Garmisch-Partenkirchen die Austragung der alpinen Wettkämpfe erspart.

 
Wer nur im Winter in den Bergen ist, wenn der Schnee gnädig alles zudeckt, weiß nicht, welch ungeheure Zerstörungen der Abfahrtsskilauf anrichtet. Mit Planierraupen werden ganze Berghänge umgewühlt. Riesige Wunden verunstalten die Landschaft. Nicht einmal vor den Gletschern macht man in Bayern und Tirol Halt. Pistenraupen, die wie jedes Motorfahrzeug ständig Öl verlieren, bewegen sich über die Hänge und das ewige Eis. Pisten müssen selbstverständlich heute auch künstlich beschneit werden. Riesige Rohrleitungssysteme werden angelegt. Speicherseen für die Beschneiung sind erforderlich. Nicht zu reden von der ganzen sonstigen Infrastruktur wie Autobahnen als Zubringer oder geteerte Straßen bis hinauf auf die letzte Alm oder die letzte Bergstation.

Und die Austragung der alpinen Wettbewerbe war ja in Garmisch-Partenkirchen äußerst umstritten. Große Teile der Bevölkerung waren dagegen. Ob jetzt in einer Volksabstimmung mehr oder weniger als 50 Prozent der Abstimmenden dagegen sind, ist hier nur von untergeordneter Bedeutung. Es ist schlichtweg nicht statthaft, ein Projekt umzusetzen, das Unfrieden in einer Gemeinschaft erzeugt und gegen das eine Vielzahl von Argumenten angeführt wird. Soweit sollte man im 21. Jahrhundert sein. Basta-Politik ist heute nicht mehr gefragt.

Verdutzt stellen wir in Stuttgart fest, dass das Unprojekt Stuttgart 21 immer noch vor sich hingeistert. Mit etwas Neid blicken wir nach Garmisch-Partenkirchen. Ich hoffe, wir müssen in Stuttgart nicht mehr lange warten, um wie in Garmisch-Partenkirchen sagen zu können: jetzt kann endlich eine nachhaltige, stadt- und naturverträgliche Zukunft ohne menschenverachtende Großprojekte beginnen!

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