Montag, 6. September 2021

Die Probleme im und um den Bahnhof Plochingen hängen alle irgendwie mit Stuttgart 21 zusammen

Im und um den Bahnhof Plochingen gibt es einige Mängel und Defizite verkehrlicher und betrieblicher Art. Dass diese Probleme direkt oder indirekt alle mit Stuttgart 21 zusammenhängen, wird oft verschwiegen.

Die langsame Durchfahrt
Zunächst einmal fällt auf, dass die Durchfahrt durch den Bahnhof Plochingen vergleichsweise langsam vonstatten geht, nicht nur für die abbiegende Neckar-Alb-Bahn Richtung Tübingen einschließlich der S-Bahn Richtung Kirchheim/Teck, sondern auch für die Filstalbahn nach Ulm. Die ursächlichen Signalsysteme und Weichenverbindungen wären mit großer Wahrscheinlichkeit ohne das Projekt Stuttgart 21 bereits vor einigen Jahrzehnten erneuert, modernisiert und beschleunigt worden.
 
Der langsame IRE Sigmaringen-Stuttgart
Während bis vor nicht allzu langer Zeit alle RE von/nach Tübingen auf den Gleisen der S 1 durch den Bahnhof Plochingen fuhren (das funktionierte einigermaßen, weil die S 1 "nur" alle 15 Minuten verkehrt und die RE nicht nur in Plochingen, sondern auch in Esslingen und Bad Cannstatt halten), fährt der zweistündliche IRE von Sigmaringen auf den Gleisen der Filstalbahn nach Stuttgart. Dieser IRE hält zwischen Reutlingen und Stuttgart nicht, weshalb er auf den Gleisen der S 1 keinen Platz hat. 
 
Der IRE muss in Plochingen einige Weichenverbindungen befahren, die ihn stark verlangsamen. Ohne Stuttgart 21 hätte man diese Weichenverbindungen längst verschlankt und erneuert.
 
Die höhengleichen Gleiskreuzungen des IRE Sigmaringen-Stuttgart
Der IRE Sigmaringen-Stuttgart, der in Plochingen von den Gleisen der S 1 auf die Gleise der Filstalbahn und in der Gegenrichtung umgekehrt wechseln muss, hat beim Bahnhof Plochingen zwei höhengleiche Gleiskreuzungen, die die Kapazität des Bahnknotens Plochingen beeinträchtigen und den Freiheitsgrad der Fahrtenlagen eingeschränken. Der IRE Richtung Stuttgart hat in Plochingen eine höhengleiche Gleiskreuzung mit dem Verkehr der Filstalbahn Richtung Ulm. Der IRE Richtung Sigmaringen hat in Plochingen eine höhengleiche Gleiskreuzung mit der S 1 und dem RE Richtung Stuttgart.
 
Nun ist eine höhenfreie Lösung mit einer Unter- und/oder Überführung wegen der städtebaulichen Situation beim Bahnhof Plochingen relativ schwierig. Gleichwohl hätte man sich ohne Stuttgart 21 mit diesem Problem längst beschäftigt und es vielleicht auch bereits gelöst.
 
Die Durchbindungen einiger RE von Tübingen Richtung Heilbronn und umgekehrt
Im Vorgriff auf den Stuttgart 21-Fahrplan hat man vor einiger Zeit bereits einige Züge von Tübingen im Stuttgarter Hauptbahnhof Richtung Heilbronn durchgebunden. Das wäre beim bestehenden Kopfbahnhof überhaupt nicht nötig gewesen. Und in diesem Blog war ja das Durchbinden der Züge im Stuttgarter Hauptbahnhof schon oft das Thema. Hierbei kam heraus, dass die Durchbindung nur ganz wenigen Fahrgästen etwas nutzt und eher Schaden anrichtet.
 
Im Stuttgart 21-Tiefbahnhof müssen die Züge zwangsläufig durchgebunden werden, weil wegen des Gleisgefälles und der dichten Belegung der Fahrstraßen ein Wenden im Bahnhof nicht möglich ist. 
 
Die Durchbindung einiger RE im Stuttgarter Hauptbahnhof von Tübingen in Richtung Heilbronn führt nun dazu, dass diese RE im Stuttgarter Hauptbahnhof nicht mehr wie bisher auf die Gleise 1 bis 4 fahren können, sondern auf die Gleise 7 bis 10 fahren müssen. Damit aber können sie zwischen Plochingen und Stuttgart die Gleise der S 1 nicht mehr benutzen. Vielmehr müssen sie - wie auch der zweistündlich  verkehrende IRE - in Plochingen auf die Gleise der Filstalbahn wechseln. Das geht mit einer Zunahme der Zahl der höhengleichen Gleiskreuzungen einher.
 
Der Zwischenzustand zwischen 2022 und 2025
Nach Inbetriebnahme der NBS Wendlingen-Ulm Ende 2022 soll ein Fernzug pro Stunde aus dem Filstal herausgenommen werden und über die NBS sowie Plochingen fahren. Dieser Fernzug wird beim Bahnhof Plochingen ebenfalls die schon genannten höhengleichen Gleiskreuzungen haben und im Bahnhofsbereich Plochingen für eine weitere Einschränkung der Leistungsfähigkeit sorgen.
 
Das Land BW will über die NSB ebenfalls einen stündlich fahrenden Zug (IRE) schicken. Unter anderem wegen der höhengleichen Gleiskreuzungen in Plochingen wird dieser Zug aber nicht nach Stuttgart fahren, sondern bereits im Bahnhof Wendlingen enden und kehrtmachen.
 
Der Zustand ab Ende 2025
Mit Inbetriebnahme des Stuttgart 21-Tiefbahnhofs müssen alle Züge, die von Tübingen über Plochingen nach Stuttgart und umgekehrt fahren, in Plochingen von den Gleisen der S 1 auf die Gleise der Filstalbahn wechseln. Denn von den Gleisen der S 1 kommt man dann nicht mehr in den Stuttgart 21-Tiefbahnhof. Der Bahnhof Plochingen wird somit bei Stuttgart 21 zu einem eigentlichen Engpass. 
 
Ohne Stuttgart 21 hätte man die Modernisierung und Leistungssteigerung des Bahnhofs Plochingen wohl bereits ab den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts angepackt.             

 

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