Ende 2022 soll mit der Eröffnung der Neubaustrecke (NBS) Wendlingen - Ulm auch der neue Regionalbahnhof Merklingen auf der Albhochfläche der Laichinger Alb öffnen. Dann soll stündlich ein Regionalzug zwischen Wendlingen und Ulm fahren, der auch am Bahnhof Merklingen anhält.
Das Projekt Stuttgart 21 kann man ja irgendwo bei der CDU, der SPD und der FDP verorten. Den Regionalbahnhof Merklingen dagegen muss man als eine Erfindung der Grünen bezeichnen. Unter einem Grünen Landesverkehrsminister wurde dieser Bahnhof nachträglich in den Projektumfang der NBS aufgenommen und vom Land finanziert.
Um was es beim neuen Regionalbahnhof Merklingen vor allem geht, zeigt eine Wortmeldung des Ulmer Landtagsabgeordneten Rivoir (SPD). Er forderte vor einiger Zeit, dass man den Regionalbahnhof Merklingen möglichst rasch eröffnen solle. Denn im Vertrauen auf den neuen Regionalbahnhof Merklingen hätte sich einige Ulmer Bürger bereits Grundstücke oder Häuser auf der Laichinger Alb gekauft.
Trotz der Nutzung der Bahn durch die zukünftigen Fernpendler wird aber das Auto nicht eingeschränkt - im Gegenteil. Von den neuen Wohnhäusern auf der Laichinger Alb muss man erst mal das Auto benutzen, um zum Bahnhof Merklingen zu kommen. Die Nutzung eines Zubringerbusses dürfte weniger attraktiv sein.
Betrachtet man eine Durchschnittsfamilie, fährt also ein Elternteil mit dem Auto zum Regionalbahnhof Merklingen und von dort mit der Bahn als Fernpendler nach Stuttgart. Der andere Elternteil braucht aber auch ein Auto, um sich auf der Laichinger Alb adäquat zu bewegen, um die Kinder zur Schule zu fahren, um zu den Parkplätzen der Discounter zu fahren, um zum Arzt zu fahren, um zum Sport zu fahren und viele andere Dinge mehr.
Der Regionalbahnhof Merklingen hat also auf die Umwelt verheerende Auswirkungen. Er fördert die weitere Zersiedelung des Landes, er fördert das Fernpendeln und er fördert den Autoverkehr, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Pkw als auch auf die Fahrkilometer.
Nun ist allein die Entfernung vom Bahnhof Merklingen zum Stuttgarter Hauptbahnhof mehr als 57 Kilometer lang. Das Regionalisierungsgesetz stellt jedoch fest, dass für die Mehrzahl der Beförderungsfälle der gesamte Fahrtweg (also von Haustür zu Haustür) 50 Kilometer nicht übersteigen darf. Andernfalls liegt hier kein Regionalverkehr vor. Eigentlich müsste der Bund dem Land BW untersagen, die vom Bund an das Land verteilten Regionalisierungsmittel für den Regionalverkehr im Verlauf der NBS Wendlingen-Ulm zu nutzen. Diesen Regionalverkehr soll das Land aus eigenen Mitteln bezahlen.
Mal sehen, wie lange das Land dann ohne Kürzungen im Verlauf von anderen Bahnstrecken diesen neuen Regional-Fernpendler-Hochgeschwindigkeitsverkehr finanzieren kann. Es wäre viel besser gewesen, wenn das Land seine anscheinend üppig vorhandenen Gelder nicht in das Abenteuer Laichinger Alb, sondern zum Beispiel als Zuschuss für die Modernisierung von Gäubahn, Murrbahn usw. eingesetzt hätte.
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