Dienstag, 21. September 2021

Was geschieht mit dem Stuttgarter Kopfbahnhof ab dem Jahr 2026?

Im Kontext der Diskussion um ergänzende Kapazitäten für Stuttgart 21 wird der Frage nach einem Weiterbetrieb des bestehenden Stuttgarter Kopfbahnhofs ab dem Jahr 2026 bisher kaum Beachtung geschenkt.

Klar ist bisher nur die über den Finanzierungsvertrag geregelte Inbetriebnahme des achtgleisigen Stuttgarter Tiefbahnhofs im Rahmen von Stuttgart 21 ab - aus heutiger Sicht - Ende 2025. Darüber schwebt jedoch noch das Damoklesschwert einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen den Projektpartnern um die Übernahme der explodierenden Kosten.

Klar ist weiterhin die im Koalitionsvertrag BW festgezurrte neue - aus heutiger Sicht - sechsgleisige Ergänzungsstation beim Stuttgarter Hauptbahnhof. Sie soll absehbare Kapazitätsmängel des Stuttgart 21-Systems ein Stück weit beheben.

Nun liegen aber zwischen der jetzt anvisierten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2025 und einer Inbetriebnahme der Ergänzungsstation ca. 5 bis 10 Jahre. Was passiert in der Zwischenzeit mit dem bestehenden Kopfbahnhof?

 

Im offiziellen Wording wird eine Überlastung des Stuttgart 21-Tiefbahnhofs erst ab 2030 oder gar ab 2040 angenommen. Hierbei werden jedoch verschiedene Sachverhalte ausgeblendet. Zudem hält sich die - auch politisch gewollte - massive Zunahme des Bahnverkehrs nicht an den Bauablauf der Ergänzungsstation und deren eher zufälligen Inbetriebnahmezeitpunkt.

Gründe für einen Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs
Es gibt eine Reihe von Gründen, weshalb zwischen einer Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und einer Inbetriebnahme einer Ergänzungsstation der bestehende Kopfbahnhof bzw. ein Teil davon in Betrieb bleiben muss. Ob dann der bestehende - zu modernisierende - Kopfbahnhof dauerhaft in Betrieb bleibt oder ob er durch die neu zu bauende Ergänzungsstation ersetzt wird, ist nicht das Thema heute hier in diesem Blog.

An erster Stelle der Gründe für eine zumindest temporäre Beibehaltung des Stuttgarter Kopfbahnhofs ist die Gäubahn zu nennen. Ohne Weiterbetrieb des Kopfbahnhofs droht der Gäubahn ein jahrelanger oder gar jahrzehntelanger Verkehrsunterbruch. Sie könnte den Knotenpunkt Stuttgart Hauptbahnhof nicht mehr anfahren - eine einmalige Blamage in Europa. Hierzu gilt es auch, eine Gegen-Öffentlichkeit in Europa aufzubauen. Man muss sich zum Beisipiel fragen, ob eine Region, die ihren Bahnknotenpunkt mit Füßen tritt, eine Bauausstellung abhalten sollte oder nicht besser darauf verzichten sollte.

Dann gibt es den Metropolexpress mit seinen sieben Linien. Wir haben in diesem Blog bereits gesehen, dass der Metropolexpress nur dann Sinn macht und nur dann seine größtmögliche Verkehrswirksamkeit erzielt, wenn alle sieben Linien in den Kopfbahnhof einfahren. Das Land BW wird doch nicht bis ca. 2035 warten wollen, um den Metropolexpress in Betrieb zu nehmen?

Dann gibt es die weiter auszubauende S-Bahn in der Region Stuttgart. Dazu gehören Express-S-Bahnen von Calw/Weil der Stadt, Marbach am Neckar und Kirchheim unter Teck zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Auch dafür wird der Kopfbahnhof benötigt. Auch hier gilt, dass man wohl nicht bis zum Jahr 2035 warten will, bis diese Verbesserungen eingerichtet werden.

Schließlich sollte ein Kopfbahnhof auch seine Dienste bei Störungen des S-Bahnverkehrs im Verlauf der Stammstrecke tun. Auch diesbezüglich wird man zwischen 2025 und 2035 doch hoffentlich keine Auszeit einlegen wollen?

Fazit
Ab Ende 2025 - dem nach heutiger Sicht geplanten Inbetriebnahmezeitpunkt von Stuttgart 21  - muss der bestehende Stuttgarter Kopfbahnhof zumindest in Teilen in Betrieb bleiben, bis eine Ergänzungsstation fertiggestellt ist. Alternativ kann der bestehende Kopfbahnhof Gleis für Gleis modernisiert werden.  

 

     

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