Samstag, 2. November 2019

Fahrgastbeirat Baden-Württemberg fordert Erhalt der Panoramastrecke der Gäubahn zwischen S-Vaihingen und dem Kopfbahnhof

Der Fahrgastbeirat für den vom Land Baden-Württemberg bestellten Schienenpersonennahverkehr sowie der VVS-Fahrgastbeirat haben einen Erhalt der Panoramastrecke der Gäubahn zwischen Stuttgart-Vaihingen und dem Kopfbahnhof über das Jahr 2025 hinaus gefordert. Die Strecke müsse mindestens so lange erhalten bleiben, bis auch der Flughafenteil von Stuttgart 21 vollständig fertiggestellt ist.

Das gab das Verkehrsministerium Baden-Württemberg in einer Pressemitteilung vom 23.10.2019 bekannt, die auf der Website des Verkehrsministeriums abgedruckt worden ist.

Die Fahrgastbeiräte haben ein gewichtiges Wort bei der Ausgestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs mitzureden. Wenn ein Fahrgastbeirat etwas sagt, hat dies ein anderes Gewicht als wenn ein Politiker, der möglicherweise kaum mit der Bahn fährt, sich zu Bahnsachen äußert. 

Die Ansicht des Verkehrsministeriums dürfte klar sein
Ebenfalls von Bedeutung ist die Bekanntmachung der Forderung der Fahrgastbeiräte durch das Verkehrsministerium Baden-Württemberg. Man kann davon ausgehen, dass das Verkehrsministerium nur solche Pressemitteilungen auf seiner Website bekanntgibt, die der Meinung des Verkehrsministerums entsprechen.

Ist damit alles geklärt? Können wir diesen Blog endlich dichtmachen?


Leider nein. Denn es gibt ja auch noch die Landeshauptstadt Stuttgart, deren Vertreter einer auch nur temporären Beibehaltung der Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke zum Kopfbahnhof vehement widersprechen. Und das ist keineswegs nur die CDU. Hier sollte man nicht ablenken. Das sind ebenso die Grünen, die auch das Verkehrsministerium Baden-Württemberg führen.

Es wird jetzt also an der Zeit, dass das Verkehrsministerium Baden-Württemberg intensive Gespräche mit den Verantwortlichen der Landeshauptstadt Stuttgart aufnimmt. Insbesondere sollte den Stuttgarter Grünen klargemacht werden, dass sie bei einer Verhinderung einer Beibehaltung der Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke zum Kopfbahnhof als Blockierer einer besseren und leistungsfähigeren Bahn dastehen.

Die städtebaulichen Argumente sind nicht stichhaltig 
Die von der Landeshauptstadt angeführten städtebaulichen Argumente gegen eine Beibehaltung der Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke sind zudem nicht stichhaltig. Das kam hier in diesem Blog bereits mehrfach zum Ausdruck.

Auch mit der Beibehaltung der Führung der Gäubahn über die Panoramastrecke zum Kopfbahnhof gibt es genügend Grundstücke, die in den kommenden 10 bis 20 Jahren zu entwickeln sind. Zudem werden die Gleise der Gäubahn zumindest in den fünf Jahren nach 2025 bis zur Fertigstellung des Flughafenteils von Stuttgart 21 nicht für den Städtebau benötigt. Das zeigen eindeutig die Beispiele des Europaviertels oder des Cannstatter Güterbahnhofs, wo es Jahrzehnte gedauert hat, bis die Bebauung nennenswert in die Gänge gekommen ist.

Man kann auch noch ein Beispiel für einen ganz anderen Gesichtspunkt anführen. Es gab z.B. bereits die Idee, das Lindenmuseum auf dem durch Stuttgart 21 freiwerdenden Bahngelände zu bauen. An seinem heutigen Standort - so hieß es - sei das Lindenmuseum ein wenig abseits.

Warum ist das Lindenmuseum heute abseits?
Das ist ja wirklich eine merkwürdige Argumentation. Der Hegelplatz, wo sich das Lindenmuseum derzeit befindet, ist nur 700 Meter Luftlinie von der Königstraße entfernt. Von daher muss man den derzeitigen Standort des Lindenmuseums durchaus als zentral bezeichnen. Zudem steht das Lindenmuseum innerhalb des Stuttgarter Talkessels, der ja angeblich beengt ist und keine städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten mehr bietet. 

Gibt es vielleicht einen anderen Grund, warum das Lindenmuseum an seinem heutigen Standort nicht genügend Besucher empfängt? Ja, den gibt es. Man begebe sich nur mal zum Hegelplatz. Vor Ort wird man den Grund schnell finden.

Der Hegelplatz ist kein Platz, sondern eine hässliche, durchschnittliche, biedere Straßenkreuzung. Es gibt in der Umgebung des Hegelplatzes auch keine Gebäude, die diesen Namen verdienen, sondern nur Tristesse. Der Hegelplatz und seine Umgebung sind ein Beispiel für Nicht-Urbanität, ein Beispiel, wie Stadt nicht aussehen sollte.

Wie wäre es, wenn sich die Landeshauptstadt Stuttgart mal um die Entwicklung des Hegelplatzes und seiner Umgebung kümmern würde? Ist es möglich, den Hegelplatz und seine Umgebung zu einem urbanen Stadtbereich zu machen, in dem sich die Menschen gerne aufhalten und zahlreich vertreten sind und in dem nicht, wie das heute der Fall ist, die Leere herrscht und sich die wenigen Passanten bemühen, schnell Entfernung zu gewinnen? Wäre das Stadtquartier um den Hegelplatz ein urbaner Bereich, würde das Museum vielleicht auch mehr Besucher begrüßen können.

Solange es mitten im angeblich dicht bebauten und engen Stuttgarter Talkessel solche Anti-Plätze und Anti-Bezirke gibt wie beim Hegelplatz, sollte man sich um eine Bebauung des Stuttgart 21-Geländes erst gar nicht kümmern. Darüber und mit manch anderer Argumentation sollte das Verkehrsministerium jetzt mal mit der Landeshauptstadt Stuttgart sprechen.     

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