Dies ist der zweite von drei hintereinanderfolgenden Posts in diesem Blog zur Zukunft der Stuttgarter Stadtbahn nach Stuttgart 21.
Im vorangegangenen Post ging es um die erste Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn und deren Weiterentwicklung und Leistungssteigerung. Heute geht es um eine neu einzurichtende dritte Stammstrecke für die Stuttgarter Stadtbahn in Niederflurkonfiguration, die in der Lage ist, die erste und die zweite Stammstecke zu entlasten und die damit das Stadtbahnsystem als Ganzes leistungsfähiger macht. Im folgenden Post in diesem Blog geht es dann um Zukunftsoptionen für die zweite Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn.
Die erste Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn (Stöckach-Staatsgalerie) muss entlastet werden, indem zwei der heute dort verkehrenden fünf bzw. sechs Linien aus der ersten Stammstrecke herausgenommen werden. Hierfür bieten sich die beiden Linien an, die in der Hackstraße verkehren. Für diese beiden Linien bietet es sich an, dass sie Bestandteil eines dritten Stammstreckensystems der Stuttgarter Stadtbahn werden, das in Niederflurkonfiguration betrieben wird.
Es geht also um die folgenden beiden Streckenäste, die von der ersten Stammstrecke in eine neue dritte Stammstrecke umgelenkt werden:
Hedelfingen - Raitelsberg - Stöckach
Untertürkheim Bahnhof - Ostendplatz - Stöckach.
Diese beiden Linien müssen beim Stöckach vollständig von der ersten Stammstrecke entkoppelt werden. Hierzu wird der Tunnel im Verlauf der Neckarstraße für die erste Stammstrecke um 200 Meter verlängert. Die Haltestelle Stöckach wird zukünftig zweistöckig. In der Ebene minus eins halten die Züge im Verlauf der ersten Stammstrecke. Auf Straßenniveau halten die Züge der neuen dritten Stammstrecke.
Wie verläuft die dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn in der Innenstadt?
Es gilt nun, diese dritte Stammstrecke in Richtung Innenstadt weiterzuführen. Hierzu bietet sich der folgende Verlauf an:
Stöckach - Neckarstraße - Heilmannstraße - Wolframstraße - Budapester Platz - Athener Straße - Kiesinger Platz (Hauptbahnhof).
Diese Streckenführung muss die stark befahrene Cannstatter Straße (B 14), den Schlossgarten und die Wolframstraße queren. Hierfür bietet sich eine längere Brücke an. Wird diese Brücke richtig gebaut, könnte sie eine der Attraktionen des Stuttgarter Stadtbahnsystems werden und sogar in zukünftigen Reiseführern auftauchen.
Die Querung des Stuttgart 21-Tiefbahnhoftrogs bereitet Schwierigkeiten
Zwischen der Athener Straße und dem Kiesinger Platz muss der Trog des Stuttgart 21-Tiefbahnhofs gequert werden. Die Querung dieses Trogs bereitet Schwierigkeiten. Das war von vornherein klar und gilt für eine mögliche zweite Stammstrecke der S-Bahn ebenso wie für einen zusätzlichen Stadtbahntunnel wie auch für eine oberirdische Querung durch eine Niederflurstraßenbahn. Gleichwohl dürfte es im Bereich des Kiesinger Platzes noch am ehesten möglich sein, eine oberirdische Querung einzurichten. Die Lichtaugen des Tiefbahnhofs dürften in diesem Bereich kein Hinderniss für eine Querung mehr darstellen.
Ab dem Hauptbahnhof muss es nun zwei Streckenäste geben, die die Niederflurstraßenbahn wieder aus der Innenstadt herausführen. Einer dieser beiden Streckenäste sollte der Abschnitt vom Hauptbahnhof über Kriegsbergstraße - Hegelplatz - Hegelstraße - Hölderlinstraße - Hölderlinplatz - Schwabstraße bis zum Rosenbergplatz sein. Im vorangegangenen Post wurde ja klar, dass die Stadtbahnzüge der ersten Stammstrecke den Hölderlinplatz nicht mehr direkt anfahren können und sollten. Sie sind dort heute auch wahrlich deplatziert. Die Züge der ersten Stammstrecke fahren zukünftig in einem Tunnel vom Berliner Platz im Verlauf der Seidenstraße und weiter über Azenberg - Stuttgarter Straße nach Feuerbach Bahnhof. Die Bedienung des Hölderlinplatzes wird dann von der neuen Niederflurstraßenbahn übernommen.
Die Strecke zum Fernsehturm wird ebenfalls Bestandteil der neuen Niederflur-Straßenbahn
Der zweite Streckenast ab Hauptbahnhof betrifft die heutige Hochflur-Stadtbahnstrecke Olgaeck-Eugensplatz-Fernsehturm. Diese Strecke ist heute noch eine Zulaufstrecke zur zweiten Stammstrecke. Die großen Hochflur-Stadtbahnfahrzeuge sind jedoch auch im Verlauf dieser Strecke ein wenig fehl am Platze. Sobald der Tunnel für die zweite Stammstrecke unter der Hohenheimer Straße gebaut ist, wird die Strecke zum Fernsehturm nicht mehr Bestandteil der zweiten Stammstrecke sein, sondern als Niederflurstraßenbahn zur dritten Stammstrecke gehören.
Ab dem Kiesinger Platz (Hauptbahnhof) geht es damit wie folgt weiter: Arnulf-Klett-Platz - Schillerstraße - Gebhard-Müller-Platz - Konrad-Adenauer-Straße - Charlottenplatz - Charlottenstraße - Olgaeck - Alexanderstraße - Eugensplatz - Fernsehturm.
Die dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn in der Konfiguration als Niederflurstraßenbahn bietet die einmalige Gelegenheit, die städtebaulich und verkehrlich problematischen Hochbahnsteige im Verlauf solch typischer Straßenbahnstrecken wie in der Hackstraße, beim Ostendplatz und zwischen Eugensplatz und Fernsehturm zurückzubauen und dort die stadtverträglichen Tiefbahnsteige einzurichten. Damit können die Haltestellen dort auch wieder in diejenige Lage gebracht werden, die verkehrlich sinnvoll ist. Die mit den Hochbahnsteigen leider verbundenen Kompromisse und Ausschlüsse bei der Standortwahl entfallen dann.
Das Auftreten der Niederflurstraßenbahn wird für die betroffenen Straßenzüge (z.B. Kriegsbergstraße, Hegelstraße, Schillerstraße, Konrad-Adenauer-Straße, Alexanderstraße, Landhausstraße) ein enormer städtebaulicher Gewinn sein. Das zeigt u.a. das Beispiel Frankreich, wo in Dutzenden von Städten die Niederflurstraßenbahn wiedereingeführt worden ist. Damit verbunden war jeweils ein Stadtumbau hin zu mehr Urbanität und Menschenfreundlichkeit.
Eine Niederflur-Straßenbahn auf dem Arnulf-Klett-Platz und in der Schillerstraße ist realistisch, weil ja der Cityring aus dem Arnulf-Klett-Platz und aus der Schillerstraße herausgenommen und zur Wolframstraße verlegt werden soll. Damit sind der Arnulf-Klett-Platz und die Schillerstraße zukünftig verkehrsberuhigt und bereit für die Aufnahme einer Niederflur-Straßenbahn.
Der Wettbewerb über die Zukunft der Konrad-Adenauer-Straße muss eine Niederflur-Straßenbahn berücksichtigen
Für die Konrad-Adenauer-Straße steht bald ein großer städtebaulicher Wettbewerb zu einer Neugestaltung an. In Bezug auf die Prämissen ist bisher noch kein Wort davon die Rede, dass im Verlauf der Konrad-Adenauer-Straße zwischen Gebhard-Müller-Platz und Charlottenplatz eine Niederflurstraßenbahn verkehren soll, wobei das Gleis dieser Bahn in Fahrtrichtung jeweils ganz rechts am Straßenrand liegen sollte. Die beiden Gleise haben dort also einen sehr großen Abstand. Die Prämisse zur Vorhaltung einer Trasse für die Niederflurstraßenbahn muss in den Wettbewerbsunterlagen dringend noch ergänzt werden. Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, wenn man das jetzt nicht gleich berücksichtigen würde. Wo sind hier die Unterstützer der Straßenbahn in einem Umfeld, das leider immer noch sich allzu sehr und ausschließlich auf den Kfz-Verkehr und den Linienbusverkehr konzentriert?
Keine Angst vor der Niederflurstraßenbahn!
Einige technische Details zur Niederflurstraßenbahn müssen jetzt noch genannt werden. Die zukünftige Stuttgarter Niederflurstraßenbahn fährt auf normalspurigem Gleis wie die Hochflurstadtbahn. Sie hat dieselbe Stromversorgung und dasselbe Zugsicherungssystem. Die Fahrzeuge der Niederflurstraßenbahn sind jedoch stadtverträglicher, indem sie etwas schmäler sind als die Fahrzeuge der Hochflurstadtbahn, kleinere Kurvenradien fahren können und für die Barrierefreiheit die Hochbahnsteige nicht benötigen. Irgendwo zwischen der Talstraße und Stuttgart-Wangen müsste ein Betriebshof für die Niederflurstraßenbahn gebaut werden. Um die Hauptwerkstatt in S-Möhringen für die Niederflurstraßenbahn erreichbar zu machen, muss die bereits für die Museumsstraßenbahn existierende Übereckverbindung bei der Löwentorkreuzung auf Normalspur ausgebaut werden.
Statements, wonach es wirtschaftlicher ist, ein städtisches Verkehrssystem nur mit einem Fahrzeugtyp zu betreiben, sind Worthülsen, solange sie nicht ganz konkret mit Zahlen hinterlegt sind. Viele Großstädte in Europa haben für ihren städtischen Schienenverkehr mehrere Systeme im Einsatz, um unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort optimal begegnen zu können. Weltstädte mit vielen U-Bahnlinien haben oft für jede einzelne U-Bahnlinie einen anderen Fahrzeugtyp. Kraftfahrzeughändler, die nur einen Fahrzeugtyp im Schaufenster stehen haben, verkaufen wesentlich weniger Fahrzeuge als Händler, die mehrere verschiedene Fahrzeugtypen im Angebot haben. Hätte die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) bereits heute zusätzlich zu ihren Hochflur-Stadtbahnfahrzeugen eine Niederflurstraßenbahn in Betrieb, hätte die SSB die geplante Niederflur-Stadtbahn in Ludwigsburg mit entwickeln und aufbauen und vielleicht sogar betreiben können. Da dies bekanntlich aber nicht der Fall ist, muss sich Ludwigsburg jetzt Unterstützung aus Karlsruhe und Heilbronn holen.
Zunächst mal zwei Linien für die dritte Stammstrecke der Stadtbahn
Sehen wir uns noch mal die dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn an. Die zukünftige dritte Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn in der Konfiguration als Niederflurstraßenbahn wird zunächst mal zwei Linien aufweisen, die jeweils im 7,5 Minuten-Takt verkehren (überlagert ein 3,75 Minuten-Takt). Geben wir den beiden neuen Straßenbahnlinien mal den Arbeitstitel N1 und N2. Dies sind dann die Linienverläufe noch einmal zusammengefasst:
N1 von Hedelfingen über Raitelsberg - Stöckach - Neckarstraße - Heilmannstraße - Wolframstraße - Budapester Platz - Athener Straße - Kiesinger Platz (Hauptbahnhof) - Kriegsbergstraße - Hegelplatz - Hegelstraße - Hölderlinstraße - Hölderlinplatz - Schwabstraße zum Rosenbergplatz.
N2 von Untertürkheim Bahnhof über Ostendplatz - Stöckach - Neckarstraße - Heilmannstraße - Wolframstraße - Budapester Platz - Athener Straße - Kiesinger Platz (Hauptbahnhof) - Arnulf-Klett-Platz - Schillerstraße - Gebhard-Müller-Platz - Konrad-Adenauer-Straße - Charlottenplatz - Charlottenstraße - Olgaeck - Alexanderstraße - Eugensplatz - Fernsehturm.
Im folgenden Post in diesem Blog geht es um die Zukunft der zweiten Stammstrecke der Stuttgarter Stadtbahn (Olgaeck-Hauptbahnhof) und Möglichkeiten zur Leistungssteigerung im Verlauf dieses Stammstreckensystems.
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