Am 24. April 2023 fand der feierliche erste Spatenstich für den zweiten Murrtalviadukt der B 14 bei Backnang statt.
Das bietet die Gelegenheit, sich ein wenig mit dem Straßenprojekt des vierspurigen (autobahnähnlichen) Ausbaus der B 14 Stuttgart - Backnang zu beschäftigen und dann auch die Kurve zum Projekt Stuttgart 21 einzuschlagen.
Im Jahr 1985 arbeitete ich als studentische Hilfskraft beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS). Damals war der vierspurige Ausbau der B 14 Stuttgart - Backnang bereits ein großes Thema. Der VVS musste eine Stellungnahme dazu abgeben. Ein Mitarbeiter des VVS sagte mir, dass man zuversichtlich sei, das Projekt noch verhindern zu können. Man betrachtete das Projekt als eine gefährliche Konkurrenz zur S-Bahn.
Der VVS konnte das Projekt nicht verhindern. Allerdings hat sich das Projekt selbst irgendwie ver- oder behindert. Die Zeiträume dieses Projekts sind in der Tat astronomisch. Seit dem Jahr 1985 bis heute konnte nur die Umfahrung Winnenden, die einen Viadukt und einen längeren Tunnel beinhaltet, eröffnet werden. Der gesamte weitere Ausbau bis nördich von Backnang verzögerte sich von Jahr zu Jahr. Alle Terminangaben wurden im Laufe der Zeit Makulatur.
An was mag das bloß liegen?
War das Geld nicht in ausreichendem Maße vorhanden?
Fehlten die Fachkräfte?
Lag es an der immer weiter zunehmenden Zahl an Kunstbauten (Tunnels und Brücken)?
Oder liegt es am eingesetzten Personal?
Beim ersten Spatenstich für das zweite Murrtalviadukt wurde nun ein Termin Ende dieses Jahrzehnts für eine Vollendung des vierspurigen Ausbau der B 14 angegeben. Immerhin sind noch Viadukte und mehrere schwierige Tunnels zu bauen. Bei den Erfahrungen, die man bisher mit Terminangaben gemacht hat, kann man auch die neuesten Termine nicht so recht glauben.
Kommen wir nun zu Stuttgart 21
Das Schienen-Äquivalent zur B 14 Stuttgart-Backnang ist ja die Murrbahn. Heute fahren auf der Murrbahn vier S-Bahnzüge pro Stunde und Richtung sowie zwei Regionalzüge pro Stunde und Richtung. Daran wird sich mit Stuttgart 21 nichts ändern.
Während also - wenngleich im Schneckentempo - die Kapazität der B 14 mindestens verdoppelt wird, ändert sich bei der Schiene durch Stuttgart 21 nichts. Dies ist einmal mehr ein Hinweis darauf, dass es sich bei Stuttgart 21 um ein Projekt der Autolobby handelt.
Und jetzt gibt es ein Paradoxon. In den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts lehnte der VVS den vierspurigen Ausbau der B 14 noch ab, weil man negative Auswirkungen auf die S-Bahn befürchtete. Heute sind immer mehr Menschen froh, dass die B 14 vierspurig ausgebaut wird. Denn ohne diese Kapazitätssteigerung auf der Straße sähe es vor dem Hintergrund des Engstellen-Projekts Stuttgart 21 für den gesamten Korridor Stuttgart - Backnang düster aus.
Das scheint nun wohl auch die Ansicht des Landesverkehrsminister Hermann zu sein. Gemäß der Pressemitteilung des RP Stuttgart vom 24.04.2023 sagte Hermann wörtlich: "Das zweite Brückenbauwerk des Murrtalviadukts ist ein weiterer wichtiger
Schritt beim Ausbau der B 14. Dieser Ausbau verbessert nicht nur die
Leistungsfähigkeit der Strecke, sondern erhöht gleichzeitig die
Verkehrssicherheit und vermeidet Schleichverkehr in den angrenzenden
Ortslagen. Das Vorhaben verbessert die Verkehrsanbindung der Region........".
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