Landesverkehrsminister Hermann hat ein Interview zu Stuttgart 21 gegeben. Das gefällt einigen Herren aus der Bundes-CDU nicht. Und prompt geben Thomas Bareiß und Michael Donth (beide CDU) mit Datum vom 08.04.2022 eine Pressemitteilung heraus, mit der sie Hermann angreifen.
Die vorgebrachten Argumente der beiden Herren sind so irritierend, dass wir sie hier kurz streifen wollen. Es geht hier in keinster Weise darum, Hermann zu verteidigen. Das kann er am besten selbst. Zudem hat auch Hermann im Zusammenhang mit Stuttgart 21 Fehler gemacht.
Ende der Gäubahn in S-Vaihingen
Die beiden Herren werfen Hermann vor, das Ende der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen stetig schlecht zu reden, ohne die Vorteile für zahlreiche Pendler innerhalb Stuttgarts hervorzuheben.
Wenn ein Ende der Gäubahn in S-Vaihingen so gut ist, warum hat dann die CDU in den vergangenen Jahrzehnten den Halt der Gäubahn in S-Vaihingen nicht bereits eingerichtet? Im Gegenteil war ja auf der Website des VVS jahre- oder jahrzehntelang eine ausführliche Begründung zu lesen, warum die Züge der Gäubahn gerade nicht in S-Vaihingen halten dürfen.
Zudem ist zu fragen, warum denn die Gäubahn, wenn ein Halt in S-Vaihingen so vorteilhaft ist, trotzdem irgendwann über den Flughafen und damit eben gerade nicht über S-Vaihingen geführt werden soll. Irgendwie hat man den Eindruck, dass es den beiden Herren gar nicht um die Fahrgäste geht, sondern darum, das Projekt Stuttgart 21 irgendwie gesichtswahrend zu Ende zu führen.
Ergänzungsbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof
Der Ergänzungsbahnhof ist nach Meinung der beiden Herren ein toter Gaul, den weder Gutachter, noch Stadt und Region für nötig halten.
Hierzu ist zunächst festzustellen, dass der Ergänzungsbahnhof Bestandteil des Koalitionsvertrags in BW ist. Die CDU gehört in BW der Regierung an.
Dann ist festzustellen, dass der Ergänzungsbahnhof zum überwiegenden Teil dem Regionalverkehr (Metropolexpress) dienen soll. Und die Gestaltung des Regionalverkehrs ist die Aufgabe der Bundesländer und nicht des Bundes. Man möchte den beiden Herren empfehlen, sich in Sachen Ergänzungsbahnhof zurückzuhalten. Landesverkehrsminister Hermann möchte man empfehlen, den Ergänzungsbahnhof schneller und gewichtiger voranzutreiben.
Die Fahrbarkeit des Deutschlandtakts im Stuttgarter Talkessel
Gemäß der Ansicht der beiden Herren wird der Deutschlandtakt durch die ergänzenden Tunnelprojekte ermöglicht. Hermann würde diese verzögern.
Zunächst einmal möchte ich die beiden Herren bitten, den Begriff "Deutschlandtakt" bzw. "Integraler Taktfahrplan" mal zu definieren und dabei auch vor allem auf die Unterschiede zu einem bloßen Taktfahrplan Bezug zu nehmen.
Inhaltlich muss man sagen, dass der Ergänzungsbahnhof beim Stuttgarter Hauptbahnhof ein ganz wichtiger Bestandteil ist, um den Deutschlandtakt zu ermöglichen. Der Pfaffensteigtunnel der Gäubahn ist jedoch kein wichtiger Bestandteil für den Deutschlandtakt.
Beim Deutschlandtakt = Integraler Taktfahrplan fahren die Züge an bestimmten sogenannten Vollknoten gleichzeitig oder kurz hintereinander ein und aus ("Rendezvous"). Damit wird das rasche Umsteigen von und in alle(n) Richtungen ermöglicht. Um dies zu gewährleisten, braucht es möglichst viele Bahnsteiggleise und Zulaufgleise bei den jeweiligen Bahnknoten.
Der Pfaffensteigtunnel der Gäubahn erfüllt diese Bedingungen nicht. Denn der Pfaffensteigtunnel beraubt die Gäubahn ihrer eigenen Zulaufgleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof, die sie heute noch hat. Über den Pfaffensteigtunnel wird die Gäubahn statt dessen schnurstracks zum Engpass Fildertunnel geführt. Dort müssen sich die Züge der Gäubahn die Gleise mit den Fernzügen und Regionalzügen von Ulm sowie den Regionalzügen von Tübingen teilen.
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