Mittwoch, 5. Mai 2021

53 Zeilen zu Stuttgart 21 im Koalitionsvertrag 2021 versus 13 Zeilen im Koalitionsvertrag 2016

Der neue Koalitionsvertrag zwischen den Grünen und der CDU in Baden-Württemberg für die Legislatur ab 2021 beinhaltet 53 Zeilen zu Stuttgart 21. Der alte Koalitionsvertrag aus dem Jahr 2016 widmete Stuttgart 21 nur 13 Zeilen.

Was sind die Ursachen für diese doch beachtliche Entwicklung?

1. Die Grünen sind stärker geworden
Das ist ohne Zweifel ein wichtiger Grund dafür, dass Stuttgart 21 im Koalitionsvertrag und damit auch in der Regierungsarbeit jetzt mehr Raum einnimmt. Die Grünen sind eine der wenigen Parteien, die beim Projekt Stuttgart 21 Problembewusstsein gehabt hat und hat. Das kann man von der CDU nun wirklich nicht sagen. In Nibelungentreue hielt die CDU am Projekt der Altvorderen fest und weigerte sich, selbst kleine Änderungen, Anpassungen und Ergänzungen anzugehen.
 
2. Der Inbetriebnahmetermin von Stuttgart 21 rückt näher
Bis zur geplanten Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2025 sind es immer noch über viereinhalb Jahre. Trotzdem: Der Inbetriebnahmetermin von Stuttgart 21 rückt näher, oder sollte man besser sagen: Der Inbetriebnahmetermin rückt bedrohlich näher?
 
Jedenfall scheinen einige CDUler jetzt aufgewacht zu sein. Die explodieren Kosten mögen irgendwann in Vergessenheit geraten. Auch der hohe CO²-Verbrauch bei den Tunnels von Stuttgart 21 zeigt sich nicht direkt für alle Bürger. Die mangelnde Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 jedoch wird sich Tag für Tag für alle zeigen. Deshalb wohl bot die CDU jetzt plötzlich Unterstützung für Kapazitätserweiterungen an, unter denen an erster Stelle der Ergänzungsbahnhof (ergänzender Kopfbahnhof) steht.
 
3. Der öffentliche Verkehr gewinnt an Bedeutung
Stuttgart 21 wurde dazumal für eine ganz andere Eisenbahn geplant als wir uns heute wünschen. Prof. Heimerl zeigte früher stets eine Vorliebe für Hochgeschwindigkeitstrassen, die die Großstädte miteinander verbinden und auch an dem einen oder anderen Flughafen hielten. Eine Flächenbahn für den Alltagsverkehr, wie sie die Schweiz schon längst mit dem integralen Taktfahrplan ansteuerte, weckte nicht so sehr das Interesse von Heimerl.
 
Heute ist alles anders. Mit dem Deutschlandtakt soll die attraktive Flächenbahn auch in Deutschland Einzug halten. Und es gibt im Rahmen der Klimakrise ganz klare Vorgaben für eine Verdoppelung des Bahnverkehrs.
 
Für all dies ist Stuttgart 21 nicht geeignet. Es ächzt und stürzt krachend zusammen. Ergänzende Bahnsteigleise und Zulaufstrecken sind dringend erforderlich. Mit dem Koalitionsvertrag 2021 hat man im allerletzten Moment die Kurve gekriegt, um hier eine Katastrophe zu vermeiden.  
 
       

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