Freitag, 3. Juli 2020

Der Bund wird den vorgeschlagenen Tunnel für die Gäubahn auf den Fildern wahrscheinlich nicht finanzieren

An Stelle des bisher geplanten Misch-Verkehrs von S-Bahn und Gäubahn zwischen S-Rohr und dem Flughafen wurde im Zusammenhang mit dem Deutschlandtakt ein 10 bis 12 Kilometer langer Tunnel für die Gäubahn auf den Fildern vorgeschlagen.

Da stellt sich selbstverständlich dann gleich die Frage der Finanzierung. Dass der eigentlich zuständige Bund diesen Tunnel finanziert, scheint allerdings wenig wahrscheinlich zu sein.

Ein 10 bis 12 Kilometer langer Tunnel für die Gäubahn  ist absolut unrealistisch
Sehen wir uns zunächst mal die Eisenbahntunnel in Deutschland an, z.B. auf einschlägigen Wikipedia-Artikeln. Demnach ist der Landrückentunnel mit einer Länge von 10.779 Metern der zur Zeit längste Eisenbahntunnel Deutschlands. Dieser Tunnel liegt im Verlauf der Schnellfahrstrecke Hannover-Würzburg. Auch alle der nachfolgenden Tunnels liegen im Verlauf neuer Schnellfahrstrecken.

Erst am 25.Stelle kommt mit dem 4.242 Meter langen Kaiser-Wilhelm-Tunnel ein Tunnel im Bestandsnetz sowie ein Tunnel, der in der Streckenliga der Gäubahn spielt. Unter diesen Umständen ist es absolut unrealistisch, dass der Bund ausgerechnet für die Gäubahn den längsten Tunnel Deutschlands finanziert. Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Bund die Gäubahn bisher nicht bevorzugt behandelt hat und auch kleinere Ausbauvorhaben wie z.B. den zweigleisigen Ausbau auf bestimmten Abschnitten immer wieder verschiebt.

Welchen Grund gibt es, an Stelle der Panoramstrecke der Gäubahn einen 10 bis 12 Kilometer langen Tunnel zu finanzieren?
Den vorgeschlagenen 10 bis 12 Kilometer langen Tunnel für die Gäubahn auf den Fildern muss man mit der bestehenden Panoramastrecke der Gäubahn vergleichen. Hier gibt es eigentlich nur einen Grund, weshalb auf die Panoramastrecke verzichtet werden soll und statt dessen ein 10 bis 12 Kilometer langer Tunnel auf den Fildern erforderlich wird.

Dies ist der Wunsch der Landeshauptstadt Stuttgart, den Stuttgarter Talkessel schienenfrei zu bekommen. Damit aber ist das hinter dem vorgeschlagenen Fildertunnel der Gäubahn steckende Motiv städtebaulicher Natur. Niemals kann und wird der Bund einen Tunnel finanzieren, der nur aus städtebaulichen Gründen erforderlich ist.

Es gibt keine Gründe mehr für eine Führung der Gäubahn über den Flughafen
Es haben sich ja auch alle Gründe für eine Führung der Gäubahn über den Flughafen in Luft aufgelöst. Der Stuttgarter Flughafen ist nicht bedeutend genug. Ein Umsteigepunkt am Flughafen ist gemäß einem Gutachten der Uni Karlsruhe wenig attraktiv. Nachdem jetzt die Einführung des Deutschlandtakts als gesetzt angesehen werden muss, wird es an einem Sub-Eisenbahnknoten wie dem Flughafen auch keine Anschlüsse mehr geben. Die Anschlüsse zur vollen und halben Stunde in alle Richtungen wird es dagegen im Stuttgarter Hauptbahnhof geben.

Es ist also schon zum Verzweifeln. Der bisher vorgeschlagene Misch-Verkehr auf den Fildern ist wohl nicht fahrbar. Die Alternative eines 10 bis 12 Kilometer langen Tunnels wird wohl vom Bund nicht finanziert.

Jetzt kommt wieder die Panoramastrecke der Gäubahn ins Spiel
Damit wird es jetzt Zeit, sich wieder der Panoramastrecke der Gäubahn zuzuwenden. Diese Strecke besteht bereits und mit dieser Strecke hat die Gäubahn ihre eigenen Zulaufgleise zum Stuttgarter Hauptbahnhof, was für den Deutschlandtakt wichtig ist. Selbstverständlich muss auch die Panoramastrecke saniert und ausgebaut werden. Die hierfür erforderlichen Kosten liegen allerdings weit unter den für einen 10 bis 12 Kilometer langen Tunnel erforderlichen Kosten.


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