Stuttgart 21 ist längst bundesweit oder sogar weltweit das Symbol für ein sinnloses und gegen den Willen der Bevölkerung durchgeboxtes Projekt sowie für eine mit vielfachem Milliardenaufwand durchzuführende Verschlechterung eines bestehenden Zustands (eine Verschlimmbesserung) geworden.
Wie sich dies bereits in das Alltagsgeschehen eingeprägt hat, zeigt ein kleiner Dialog um die Ecke beim Discounter, den ich schmunzelnd mitanhören konnte. Hierzu muss ich aber erst kurz etwas weiter ausholen.
Ein Lebensmitteldiscounter in der Nähe des Stöckach in Stuttgart wurde vor wenigen Wochen umgebaut. Obwohl ich mich eigentlich nicht näher mit den Discounterläden und ihren Problemen beschäftige, hatte ich nach dem Umbau sofort den Eindruck, dass der Umbau eigentlich keine Verbesserungen, sondern nur Verschlechterungen gebracht hat.
Vor dem Umbau des Discounters ging man gegen den Uhrzeigersinn durch den Laden, nach dem Umbau im Uhrzeigersinn. Ich habe mal gelesen, dass die Mehrzahl der Kunden unbewusst die Gehrichtung entgegen dem Uhrzeigersinn (also die Linksdrehung) bevorzugt. Warum also hat man das jetzt umgedreht? Damit aber nicht genug. Der Stauraum vor den Kassen ist jetzt unübersichtlicher geworden. Stützen behindern die Sicht und das Vorankommen. Von den Kassen aus kann man die Einkaufswagen nicht mehr einsehen. Also müssen die Kunden jetzt ihren Einkaufswagen weit nach vorne schieben und drehen, damit der/die Kassierer/in in den Wagen sehen kann. Die Geräte für die Plastikflaschenrückgabe und die Einkaufswagen sind jetzt so positioniert, dass sich die drei Gruppen der Flaschenrückgeber, der Einkaufswagennehmer und der Einkaufswagenrückgeber in die Quere kommen.
Gestern habe ich beim Warten vor den Kassen mitbekommen, dass ich wohl nicht der einzige bin, der mit der neuen Einrichtung des Ladens ein Unbehagen verbindet. Mehrere Damen unterhielten sich über eben die oben genannten Sachverhalte. Es herrschte allgemeines Unverständnis über die Umbaumaßnahme, die im Ergebnis zu einer Verschlechterung der Situation in mehrfacher Hinsicht geführt hat. Und dann, nur Sekunden, nachdem ich selbst in Gedanken diese Assoziation vornahm, kam die Rede auf Stuttgart 21. Denn der Umbau des Discounters sei, so die Damen, genauso sinnlos und verschlimmbessernd wie das Projekt Stuttgart 21.
Naja, ein Gutes hat Stuttgart 21 also doch. Jetzt haben wir wenigstens einen neuen, international verstandenen Vergleichsmaßstab, wenn es um sinnlose und verschlimmbessernde Projekte geht.
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