Mittwoch, 12. Oktober 2011

Irritationen um Stadtbahnlinie U12, Teil 4 und Schluss

Die Stadtbahnlinie U12 ist wünschenswert und sie kann auch ohne Stuttgart 21 gebaut werden. Das dürfte in den letzten drei Posts klar geworden sein. In diesem vierten und vorläufig letzten Post zum U12-Thema blicken wir in die Zukunft, in die Zeit nach dem Stopp von Stuttgart 21.



Nach dem Stopp von Stuttgart 21 wird hier in Stuttgart und in ganz Baden-Württemberg eine Zeit der Ideen und der Kreativität anbrechen. Der Stopp von Stuttgart 21 wird wie ein Befreiungsschlag wirken. Viele Menschen werden aus ihrer durch Stuttgart 21 verursachten jahrelangen Lethargie herauskommen und ihren Beitrag für eine neue Zeit leisten, eine neue Zeit auch in der Stadt- und Verkehrsplanung. Und diese neue Zeit kann die zahlreichen Fehler und Irrtümer der vergangenen Jahrzehnte berücksichtigen. 

Auch beim Thema der Stadtbahnlinien U12 und U15 müssen wir uns auf die Zeit nach Stuttgart 21 einrichten. Und für diese Zeit sind die folgenden Ziele für die Stadtbahn/Straßenbahn U12/U15 denkbar: 

  • die Straßenbahn muss in Stuttgart in der Innenstadt wieder an der Obefläche präsent sein
  • die Museumsbahn soll in der Innenstadt nicht im Tunnel, sondern oberirdisch verkehren
  • für die Tunnelrampen in der Innenstadt (Charlottenstraße, Schlossstraße, Fritz-Elsas-Straße) muss es eine langfristige Perspektive des Verschwindens geben
  • die Fahrgäste von Stammheim und Zuffenhausen sollen schneller zum Hauptbahnhof und zur Innenstadt kommen 
  • die U12 und die U15 sollen zwischen dem Nordbahnhof und dem Charlottenplatz verschiedene Ziele bedienen.

Und mit diesen Vorgaben gibt es die folgende neue Linienführung für die U15:

Die U15 fährt, vom Nordbahnhof kommend, geradeaus weiter in der Nordbahnhofstraße bis zur Einmündung Wolfram-/Nordbahnhofstraße. Dort gibt es eine neue Haltestelle Wolframstraße, die zusammen mit der vorhandenen U-Haltestelle Türlenstraße das A1-Gebiet erschließt (das A1-Gebiet wird unabhängig von Stuttgart 21 bebaut).

Dann unterquert die U15 das Gleisvorfeld des Kopfbahnhofs. Diese Unterquerung sieht genauso aus wie die bereits vorhandene Bahnunterquerung der U13 bei Untertürkheim Bahnhof (Arlbergdurchlass). Dahinter biegt die U15 nach rechts in die (dann autofreie) Straße Am Schlossgarten ein. Vor dem Turm des Stuttgarter Hauptbahnhofs gibt es eine neue Haltestelle Hauptbahnhof Süd. Dann biegt die U15 nach links in die Schillerstraße ein, dann nach rechts in die Konrad-Adenauer-Straße. Dort gibt es eine neue Haltestelle Staatsgalerie. Vor dem Wilhelmspalais gibt es eine neue Haltestelle Charlottenplatz. Dann biegt die Bahn nach links in die Charlottenstraße ein. Solange die Rampe in der Charlottenstraße noch vorhanden ist, werden die beiden Gleise der U15 neben der Rampe verlegt. Sobald die Rampe einmal weg ist, fährt die U15 in der Straßenmitte der Charlottenstraße. Schließlich bedient sie die vorhandene Haltestelle Olgaeck und biegt wie heute nach links in die Alexanderstraße ab.

Die U12 fährt wie heute die U15 von der Nordbahnhofstraße über die Friedhofstraße (Haltestelle Pragfriedhof) und den Tunnel unter der Heilbronner Straße (Haltestelle Türlenstraße) zur U-Haltestelle Hauptbahnhof.

Die oberirdische Führung der Linie U15 durch die Innenstadt ist für die betroffenen Straßenzüge ein städtebaulicher Gewinn. Für die Straße Am Schlossgarten liegen bereits interessante Gestaltungsentwürfe der Architekten für K21 vor. Hierbei spielt der restaurierte Südflügel des Kopfbahnhofs eine wichtige Rolle. Eine Straßenbahn würde hier zu einer weiteren enormen städtebaulichen Aufwertung und zu einem Gewinn für ganz Stuttgart führen. 

In der Schillerstraße könnte die U15 in Straßenmittellage fahren und mit einem begrünten Bahnkörper die durch die Schillerstraße verursachte Trennung des Schlossgartens abmildern. In der Konrad-Adenauer-Straße könnten die beiden Richtungsgleise der U15 in größerem Abstand jeweils am Straßenrand verlegt werden. Das wäre dann eine städtebauliche Situation wie in Wien beim dortigen Cityring mit Ringstraßenbahn. 

Fast alle großen Städte in Europa haben heute trotz U-Bahn immer noch oder bereits wieder eine oberirdische Straßenbahn in der Innenstadt. Es gibt keinen Grund, weshalb die Stuttgarter Innenstadt straßenbahnfrei sein soll. Niemand wird eine Straßenbahn durch die Fußgängerzone fordern. Aber im Verlauf des City-Rings in Stuttgart kann ohne weiteres eine Straßenbahn fahren. 

In Zürich ist das Tram auf vielen Postkarten präsent. Es gehört nicht nur zur Stadt, es macht sogar einen Teil der Stadt aus. Warum sollte man die Stuttgarter Innenstadt nicht auch durch eine Straßenbahn aufwerten. Die vorhandenen Tunnel der Stadtbahn werden dadurch nicht überflüssig. Die Straßenbahn in der Innenstadt ist vielmehr eine interessante Ergänzung, die dem öffentlichen Verkehr zusätzliche Fahrgäste zuführen wird. Und durch die Führung einiger Straßenbahnlinien durch die Innenstadt bietet sich auch die Chance, langfristig die unerträglichen Tunnelrampen in der Innenstadt wegzubekommen. Denn dann kann man die Stadtbahntunnel sinnvoll verlängern, ohne auf Gleisverzweigungen Rücksicht nehmen zu müssen.

Neben der U15 sind weitere Straßenbahnstrecken in der Innenstadt als Ringlinie im Verlauf des Cityrings sowie zum Beispiel im Verlauf der Strecke Hölderlinplatz-Hegelplatz-Hauptbahnhof-Am Schlossgarten-Wolfram-/Cannstatter Straße - Stöckach vorstellbar. Und in Bezug auf die Fahrzeuge könnte man bei der nächsten Ersatzbeschaffung Stadtbahnfahrzeuge bestellen, die durch zusätzliche Gelenke engere Kurven fahren können und die in den Kurven nicht so viel Platz beanspruchen wie die aktuellen Fahrzeuge der Stadtbahn.        

       

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.