Freitag, 17. Mai 2024

Stuttgart 21 bringt keine durchgehende Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm

Stuttgart 21 bringt keine durchgehende Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm.

Hier irren sich die Politiker Martin Rivoir und Martin Gerster (beide SPD, Raum Ulm). Sie haben vor kurzem gefordert, die Strecke Wendlingen - Stuttgart Hauptbahnhof - Zuffenhausen vorab als Teil von Stuttgart 21 Ende 2025 in Betrieb zu nehmen. Damit wäre - so die beiden Politiker - eine schnelle Zugverbindung quer durch Baden-Württemberg fertiggestellt. 

Der Wunsch nach einer durchgehenden Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm ist absolut legitim - auch und vor allem aus Ulmer Sicht. Jedoch wäre dieser Wunsch im Rahmen eines Kombibahnhofs beim Stuttgarter Hauptbahnhof besser erfüllt worden. Der Kombibahnhof hätte den bestehenden Kopfbahnhof erhalten und eine zusätzliche Durchmesserlinie von der bestehenden Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart bis zur Schnellfahrstrecke Stuttgart - Ulm beinhaltet.

Im Gegensatz dazu lässt Stuttgart 21 eine Lücke bei der gewünschten Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm. Diese Lücke besteht sowohl in Sachen Leistungsfähigkeit als auch in Sachen Geschwindigkeit.

Die mangelnde Leistungsfähigkeit
Heute weist der Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof nur zwei Gleise für den Fern- und Regionalverkehr auf. Das wird sich bei Stuttgart 21 nicht ändern.
 
Bereits heute ist der Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof ausgelastet bzw. überlastet. Mehr als die heute in Spitzenzeiten gefahrenen 12 bis 13 Züge pro Stunde und Richtung sind nicht drin. 40 Prozent der Verkehrsnachfrage im Regional- und Fernverkehr beim Stuttgarter Hauptbahnhof geht über den Nordzulauf. Daraus folgt unmittelbar, dass der Nordzulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof nicht zwei, sondern vier Gleise für den Fern- und Regionalverkehr aufweisen muss. Diesbezüglich ist aber bei Stuttgart 21 Fehlanzeige.
 
Eine Kombilösung beim Stuttgarter Hauptbahnhof hätte jedoch die vier Gleise im Nordzulauf gebracht. Jetzt bleibt nichts anderes übrig als auf den über 10 Kilometer langen Nordzulauftunnnel zu warten. Erst mit dem Nordzulauftunnel werden die Zufahrten von der Schnellfahrstrecke und von Ludwigsburg auf getrennten Gleisen zum Stuttgarter Hauptbahnhof geführt. Der Nordzulauftunnel kann aber noch einige Jahrzehnte bis zur Fertigstellung brauchen. Und selbst nach Fertigstellung des Nordzulaufs bleibt der Engpass im nur achtgleisigen Stuttgart 21-Hauptbahnhof.
 
Die Defizite bei der Geschwindigkeit
Zwischen dem Tunnel Langes Feld an der Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart und dem Stuttgarter Hauptbahnhof reiht sich eine Kurve an die andere. Daran ändert sich auch mit Stuttgart 21 nichts Wesentliches. Eine durchgehende Schnellfahrstrecke zwischen Mannheim und Stuttgart bringt erst der Nordzulauftunnel. Hätte man sich an Stelle von Stuttgart 21 für die Kombilösung beim Stuttgarter Hauptbahnhof mit Durchmesserlinie entschieden, wäre die Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm wahrscheinlich heute bereits vollendet.
 
Werbung für Schnellfahrstrecke Ulm - Stuttgart - Mannheim ist legitim, eine Ulmer Einmischung in Stuttgarter Angelegenheiten ist hingegen problematisch
Das sollten die Herren Rivoir und Gerster beherzigen. Eine durchgehende Schnellfahrstrecke Mannheim - Stuttgart - Ulm ist richtig und wichtig. Wer für eine solche Schnellfahrstrecke ist, hätte jedoch von Anfang an für die Kombilösung beim Stuttgarter Hauptbahnhof trommeln müssen und nicht für Stuttgart 21, wie es die Herren Rivoir und Gerster immer taten und noch tun.
 
Gerade aus Ulmer Sicht ist es wichtig, dass eine durchgehende Schnellfahrstrecke Ulm - Stuttgart - Mannheim - Frankfurt zur Verfügung steht. Aus Ulmer Sicht gar nicht wichtig ist jedoch Stuttgart 21 als Ganzes und die damit in Verbindung stehenden Immobilienthemen. Auch beeinträchtigt Stuttgart 21 die angestrebte Schnellfahrstrecke, weil zwischen dem Stuttgarter Hauptbahnhof und nördlich Zuffenhausen die ICE ihre Gleise mit dem Regionalverkehr teilen müssen. 
 
Wer aus Ulmer Sicht für Stuttgart 21 als Ganzes trommelt, schadet der durchgehenden Schnellfahrstrecke Ulm - Stuttgart - Mannheim und mischt sich zudem in Stuttgarter Angelegenheiten ein.             

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