Freitag, 25. August 2023

Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke hat massive Auswirkungen auf die Fußgänger-Ströme in der Stuttgarter Innenstadt

Während der Sommerferien 2023 ist die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn einmal mehr gesperrt. Die Sperrung der Stammstrecke - so unangenehm und ärgerlich sie ist - bietet die Gelegenheit, sich die Fußgängerströme in der Stuttgarter Innenstadt ein wenig näher zu betrachten. 

Die Haupt-Fußgängerströme in der Stuttgarter Innenstadt bewegen sich im Verlauf der Königstraße und einiger parallel verlaufender Straßen. Fußgängerströme quer zu dieser Hauptrichtung sind rar.

Die Stuttgarter S-Bahn hat die Fußgängerströme in der Innenstadt entscheidend geändert
Die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn hat es immerhin geschafft, dass es seit dem Jahr 1978 auch einige Fußgängerströme quer zur Königstraße gibt. An erster Stelle ist hier der S-Bahnhaltepunkt Stadtmitte zu nennen. Dieser unterirdisch gelegene Haltepunkt generiert große Fußgängerströme quer zur Königstraße. Das sind die folgenden drei Relationen:
  • Büchsenstraße - Schulstraße - Marktplatz - Dorotheenquartier
  • Rotebühlplatz - Königstraße - Eberhardstraße
  • Sophienstraße - Einkaufszentrum Gerber
Während der sechswöchigen Sperrung der Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn wurden diese querenden Fußgängerströme jedoch zu einem Rinnsal.

Im Cafe bei den Kreuzungen Büchsenstraße / Calwer Straße und Sophien -/ Marienstraße 
Das kann man z.B. bei der Kreuzung  Büchsenstraße / Calwer Straße gut beobachten. Dort befindet sich ein Bäcker-Cafe. Sitzt man dort, kann man normalerweise einen wahren Fußgängerstrom im Verlauf der Büchsenstraße beobachten. Während der Sommerferien ist dieser Strom nun fast versiegt.
 
Auch an der Kreuzung Sophienstraße / Marienstraße befindet sich ein Bäckercafe. Auch hier kann man normalerweise einen richtigen Fußgängerstrom im Verlauf der Sophienstraße beobachten. Während der Sommerferien ist im Verlauf der Sophienstraße nun kaum was los.
 
Diese großen Veränderungen lassen sich alleine wegen der Sommerferien und wegen der generell schlechten Erreichbarkeit der Stuttgarter Innenstadt als Folge der S21-Baustelle nicht vollumfänglich erklären.
 
Gutes und Schlechtes bei den Fußgängerströmen   
Es gibt also etwas Gutes und etwas Schlechtes zum Thema Fußgängerströme in der Stuttgarter Innenstadt zu vermelden.
 
Das Gute ist, dass die Stammstrecke der Stuttgarter S-Bahn augenscheinlich nennenswerte Fußgängerströme quer zur Königstraße generiert.
 
Das Schlechte ist, dass es in der Stuttgarter Innenstadt diese Fußgängerströme quer zur Königstraße augenscheinlich nur wegen der S-Bahn gibt und nicht etwa deshalb, weil die Innenstadt aus sich selbst heraus so attraktiv ist, dass sie solche Querströme generiert.
 
Bei den Fußgängerströmen in der Stuttgarter Innenstadt muss sich dringend etwas ändern 
Die Innenstadt muss größer und attraktiver werden, so dass sie flächenhaft, zweidimensional und auch quer zur Königstraße erlebbar ist. Es sind attraktive Fußgängerverbindungen - sowohl was die Straßengestaltung als auch was die die Straße begleitenden Gebäude betrifft - zu schaffen.
 
Das könnten die zu schaffenden neuen attraktiven Fußgängerverbindungen in der erweiterten Stuttgarter Innenstadt sein:
  • Büchsenstraße - Holzgartenstraße - Hegelplatz - Hegelstraße - Hölderlinplatz
  • Rotebühlplatz - Rotebühlstraße - Feuersee - Johannesstraße - Hölderlinplatz
  • Rotebühlplatz - Fritz-Elsas-Straße - Berliner Platz - Seidenstraße - Hölderlinstraße - Hölderlinplatz (hierzu müsste zunächst die hässliche und raumgreifende Tunnelrampe der Stadtbahn in der Fritz-Elsas-Straße beseitigt werden).
  • Schillerstraße - Gebhard-Müller-Platz - Willy-Brandt-Straße - Neckarstraße
  • Kronenstraße - Oberer Schlossgarten
  • Rotebühlplatz - Eberhardstraße - Torstraße - Wilhelmsplatz - Wilhelmstraße
Im Verlauf dieser Achsen müssen die Straßen neu gestaltet werden. Es müssen neue Plätze angelegt werden. Und es müssen in nennenswertem Umfang neue Gebäude errichtet werden. Die Menschen stimmen mit ihren Füßen darüber ab, ob eine Sache gelungen ist oder nicht.
 
Neue ÖPNV-Portale
Die ÖPNV-Portale zur Stuttgarter Innenstadt würden dann auch Zuwachs bekommen. Zusätzlich zu den bestehenden Portalen Hauptbahnhof, Stadtmitte, Schlossplatz, Charlottenplatz, Staatsgalerie, Rathaus, Börsenplatz und Österreichischer Platz kämen dann die Portale Feuersee, Hölderlinplatz, Schloss-/Johannesstraße, Berliner Platz und Hegelplatz dazu. Die Portale Hegelplatz und Hölderlinplatz könnten im Zuge der Realisierung einer dritten Stammstrecke in Niederflurbauweise für die Stuttgarter Stadtbahn als neuer Streckenast gebaut werden - mit der neuen Linienführung Hauptbahnhof - Hegelplatz - Hölderlinplatz - Rosenbergplatz.    
 
Ist Stuttgart 21 - Rosenstein wirklich so wichtig?
Ohne Zweifel ist dies eine riesige, jahrzehntelange Aufgabe. Sie zeigt jedoch, dass es in Stuttgart auch noch andere und möglicherweise wichtigere Aufgaben als Stuttgart 21-Rosenstein gibt. Man muss sich bei der Stadtverwaltung schon fragen, ob das kompromisslose Festhalten an Stuttgart 21-Rosenstein mit der damit verbundenen Köpfung der Gäubahn sowie der damit verbundenen Verunmöglichmachung eines ergänzenden Kopfbahnhofs die Sache wert ist, oder ob man sich nicht zunächst mal auf das Upgrading der Stuttgarter Innenstadt konzentrieren sollte, während durch die Beibehaltung der Gäubahnführung bis zum Hauptbahnhof und durch die Leistungssteigerung in Folge eines ergänzenden Kopfbahnhofs die Landeshauptstadt Stuttgart verkehrsmäßig wirklich punktet.   
 
      

 

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