Montag, 6. Juni 2022

Nach Stuttgarter Gäubahn-Desaster: Kappt München die Bahnstrecke von/nach Stuttgart im Vorortbahnhof München-Pasing?

Noch immer ist die jahre- bzw. jahrzehntelange Kappung der Gäubahn ab 2025 im Stuttgarter Vorortbahnhof Vaihingen nicht vom Tisch.

Möglicherweise wissen viele Politikinnen und Politiker im Stuttgarter Gemeinderat, in der Verbandsversammlung der Region Stuttgart, im Landesparlament und in den Gebietskörperschaften entlang der Strecke der Gäubahn gar nicht, was sie hier anrichten und welche europaweite Blamage Stuttgart und Baden-Württemberg mit dieser kolossalen Fehlplanung droht.

Da lohnt sich ein Blick zu anderen Bahnknotenpunkten in Deutschland und Europa.

Was wäre denn, würde der Münchner Stadtrat eine Kappung der Bahnstrecke von/nach Stuttgart fordern? Die Züge von/nach Stuttgart sollen dann nicht mehr bis zum Münchner Hauptbahnhof fahren, sondern bereits in München-Pasing enden. Das geht doch. Denn von München-Pasing gibt es doch eine S-Bahnverbindung zum Münchner Hauptbahnhof und in ca. 7 Jahren auch noch eine U-Bahnverbindung.

Nun, Gott sei Dank wird der Münchner Stadtrat niemals eine solche Forderung erheben. Denn es ist ganz stark anzunehmen, dass der Münchner Stadtrat um die Bedeutung einer Anbindung der Bahnstrecke von/nach Stuttgart an den Münchner Hauptbahnhof weiß. Ins Herz der Städte zu fahren, das ist doch eine der Stärken der Bahn - gerade auch gegenüber dem Auto. Und in Bezug auf Anschlüsse zur S-Bahn, zur U-Bahn, zur Tram, zu anderen Fernzügen und zu Regionalzügen ist der Münchner Hauptbahnhof unschlagbar. Deshalb halten die Fernzüge von/nach Stuttgart allenfalls zusätzlich in München-Pasing, um dann von dort zum Münchner Hauptbahnhof weiterzufahren.

In Karlsruhe wird es nicht anders aussehen. Niemals wird der Karlsruher Gemeinderat auf die Idee kommen, die Züge von/nach Stuttgart bereits in Karlsruhe-Durlach enden zu lassen. Eigentlich müsste das doch gehen, nimmt man die Gäubahn in Stuttgart zum Maßstab. Denn von Karlsruhe-Durlach fahren doch Stadtbahnen und auch andere Regionalzüge weiter zum Karlsruher Hauptbahnhof und in die Innenstadt.

Auch in Zürich ist schwer anzunehmen, dass der dortige Gemeinderat niemals für ein Ende der Gäubahn von/nach Stuttgart bereits in Zürich-Oerlikon plädieren wird. Das würde dem Bahnknoten Zürich schweren Schaden zufügen und das Verkehrsmittel Bahn abwerten.

Mit Sicherheit ist davon auszugehen, dass der Münchner Stadtrat, der Zürcher Gemeinderat und der Karlsruher Gemeinderat um die Bedeutung eines guten Bahnsystems mit jeweils einem attraktiven Bahnknoten für ihre Städte wissen. Und dazu gehört, dass die Züge aus allen Richtungen bis zum jeweiligen Hauptbahnhof fahren.

Ein Gemeinderat oder Stadtrat entscheidet nicht über das Bahnnetz
Aber es kommt noch ein anderer Punkt hinzu. Bei aller Anerkennung der Stadträte und der Gemeinderäte in den einzelnen Städten: Die Entscheidung über das Bahnnetz liegt woanders. Das wäre ja auch ein Rückschritt ins Mittelalter, könnte in Deutschland jede Kommune darüber entscheiden, was mit den Bahnstrecken auf ihrer Gemarkung geschieht. Dann könnte man die Bahn einstellen.
 
Von daher kann man optimistisch in die Zukunft schauen. Die Gäubahn wird letztendlich mit einer maximal mehrmonatigen Unterbrechung weiterhin zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren.

    

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