Das Projekt Stuttgart 21 in seiner aktuellen Form bringt es mit sich, dass die Gäubahn ab dem Jahr 2025 über mehrere Jahre hinweg den Stuttgarter Hauptbahnhof nicht mehr anfahren kann. Nach einer Vollinbetriebnahme von Stuttgart 21 würde die Gäubahn den Stuttgarter Hauptbahnhof nur noch über eine mit Engstellen gespickte Streckenführung erreichen.
Beides stellt eine unmittelbare Gefahr für die Zentralität der Landeshauptstadt Stuttgart dar, die unbedingt abgewendet werden muss. Darum geht es im heutigen Post in diesem Blog.
Kaum eine andere Landeshauptstadt in Deutschland liegt in ihrem Bundesland so zentral wie Stuttgart. Der geographische Mittelpunkt Baden-Württembergs ist nicht weit von Stuttgart entfernt. Es gibt zwei unterschiedliche Berechnungsmethoden zum geographischen Mittelpunkt eines Landes. Gemäß der einen Berechungsmethode liegt der geographische Mittelpunkt von Baden-Württemberg südlich von Böblingen. Gemäß der anderen Berechnungsmethode befindet sich der geographische Mittelpunkt nördlich von Tübingen. Beide Punkte sind vor Ort mit Gedenksteinen kenntlich gemacht.
Auch in Bezug auf das Bahnnetz liegt Stuttgart sehr zentral. Bei einem Blick auf eine Eisenbahn-Streckenkarte sieht man, wie aus praktisch allen Himmelsrichtungen die Bahnstrecken auf Stuttgart zulaufen. Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist somit ein wichtiger, sich aus der geographischen Situation und aus der Form des Bahnstreckennetzes ergebender Umsteigepunkt. Auch die Bevölkerung von Stuttgart sowie der Region Stuttgart profitiert davon unmittelbar. Denn die Umsteiger im Stuttgarter Hauptbahnhof führen zu einem größeren und attraktiveren Zugangebot, das dann auch der Stuttgarter Bevölkerung zugute kommt.
Die Zentralität Stuttgarts ist von enormer Bedeutung für die Wirtschaft der Region Stuttgart und für den Wohlstand der Bevölkerung in der Region. Leichtfertig sollte man die Zentralität Stuttgarts nicht aufs Spiel setzen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Gutachten zur Frage beauftragt, wie die Zentralität von Stuttgart und der Region erhalten und weiter gefestigt werden kann.
An die Zentralität Stuttgarts wird die Axt angesetzt
Umso befremdlicher ist es, mit ansehen zu müssen, wie Teile des Stuttgarter Gemeinderats und auch der Stadtverwaltung gerade dabei sind, die Axt an die Zentralität Stuttgarts anzusetzen. Das Freiwerden von einigen Hektar Bauland, die nach allen Erfahrungen sowieso nicht sofort nach ihrer Freiwerdung bebaut werden, scheint Teilen der Stuttgarter Politik und Exekutive wichtiger zu sein, als eine Bewahrung und Weiterentwicklung der Zentralität Stuttgarts.
Nichts anderes bedeutet die aktuell noch bestehende Bereitschaft von Teilen der Politik und der Verwaltung, die Führung der Gäubahn ab 2025 vom Stuttgarter Hauptbahnhof abzukoppeln und bei einer endgültigen Inbetriebnahme von Stuttgart 21 eine engstellengespickte Führung der Gäubahn zum Stuttgarter Hauptbahnhof in Kauf zu nehmen.
Die Zentralität Stuttgarts ist ein Pflänzchen, das ständig gehegt und gepflegt werden muss. Das Abkoppeln der Gäubahn vom zentralen Stuttgarter Umsteigeknoten mag mancher als Peanuts bezeichnen. Jedoch kann dies der Anfang einer Erosion der Zentralität Stuttgarts sein. Weiter könnte es gehen, dass immer mehr Züge den Engpass Stuttgart umfahren müssen oder in Vorortbahnhöfen enden müssen. Das wiederum kann zu einer Abwanderung von Teilen der Wirtschaft aus Stuttgart führen. Nicht zuletzt könnte auch das Land BW eines Tages auf die Idee kommen, Teile der Ministerien und der Verwaltung aus Stuttgart abzuziehen und zum Beispiel nach Hohenlohe, Oberschwaben, in die Ortenau oder auf die Ostalb zu verlegen. Die Regionen warten darauf nur.
Was ist jetzt zu tun?
Der Stuttgarter Gemeinderat und die Stuttgarter Exekutive müssen alles daransetzen, dass die Zentralität Stuttgarts erhalten bleibt. Dazu gehört, dass die Gäubahn auch nach 2025 bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof fährt.
Dazu gehört auch, dass ein den Stuttgart 21-Tiefbahnhof ergänzender Kopfbahnhof gebaut wird, um genügend Bahnsteiggleise für das so wichtige Umsteigen aus und in alle Richtungen bereitzuhalten.
Dazu gehört auch, dass die Gäubahn dauerhaft nicht über die engstellengespickte Flughafentrasse, sondern weiterhin über die Panoramastrecke zum Hauptbahnhof fährt.
Dazu gehört auch, dass die wichtigen, auf Stuttgart zulaufenden Radialstrecken weiter ausgebaut werden (z.B. die Gäubahn, die Murrbahn, die Frankenbahn).
Dazu gehört schließlich auch, sich dafür einzusetzen, dass weitere Radialstrecken nach Stuttgart gebaut werden. Dazu könnte zum Beispiel eine direkte Strecke von Stuttgart nach Freiburg im Breigau gehören. Hierzu müssten zwischen Elzach und Hausach nur ganz wenige Kilometer neue Bahnstrecke gebaut werden. Die übrigen, schon vorhandenen Streckenabschnitte müssten ausgebaut werden.
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